Interview - Sebastian Andrae
Die Lizenz zum Drehen!

Drehbuchautor Sebastian Andrae mit seiner Tochter Yolande.
 | Foto: Schilling
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  • Drehbuchautor Sebastian Andrae mit seiner Tochter Yolande.
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KITZBÜHEL (navi). Interview mit Sebastian Andrae, Leiter des Drehbuchklausur-Workshops beim Filmfestival Kitzbühel, Vorstand des Verbands Deutscher Drehbuchautoren, Regisseur und Showrunner.

BEZIRKSBLÄTTER: Herr Andrae, seit 2016 leiten Sie den Workshop der Drehbuchklausur beim Filmfestival in Kitzbühel. Was ist Ihre Motivation?
ANDRAE: "Es sollte allen in der Branche klar sein, gerät aber oft aus dem Blickfeld: Das Drehbuch ist die Grundlage für jeden Film, künstlerisch und wirtschaftlich. Seit 1995 bin ich als Drehbuchautor tätig (Serie „Magda macht das schon!“, RTL) und seit 2007 wirke ich im Vorstand des Deutschen Drehbuchverbands auch politisch darauf hin, dass Autorinnen und Autoren ein besseres Standing in der Branche bekommen."

Wie gehen Sie bei Ihren Workshops im Rahmen des Filmfestivals vor?
"Wir fangen drei Wochen vor der offiziellen Eröffnung des Festivals an zu arbeiten; in der Festivalwoche können die Teilnehmer dann auch die Angebote dort wahrnehmen: Pitchings, Networking und natürlich die Filme. Bis dahin sind hoffentlich die eigenen Projekte entscheidende Schritte weitergekommen. Dafür nehme ich mich als Autor ein bisschen zurück und sage meinen sechs Kolleginnen und Kollegen: Jetzt bin ich für Euch da, für Eure Geschichten total unterschiedlicher Genres – machen wir was zusammen! Wichtig ist mir der Teamaspekt: Ich bin nicht hier, weil ich weiß, wie alles geht, ich bin hier, um herauszufinden, was Ihr erzählen wollt. Dann weiß ich hoffentlich, wie Ihr schneller dahin kommt.“

Wo findet der Workshop statt?
"Wir sind hier ganz toll untergebracht im Schlosshotel Lebenberg. Umgebung und Service sind wohl einmalig für einen solchen Workshop."

Viele Einflüsse

Wo liegt der Fokus dabei?
"Ich fange an mit Lectures über die Charaktere, Dramaturgie und Dialoge. Es gibt für die Teilnehmer viel freie Schreibzeit und vor allem einen unglaublichen Austausch dieser 'Gehirne', die sich gegenseitig inspirieren. Es ist spannend und herausfordernd, weil jeder sein Herz auf den Tisch 'wirft': Es sind oft persönliche Storys, wo man Mut braucht, diese in einer Gruppe zu offenbaren, die man noch nicht kennt. Ich trainiere das auch, weil wir keine Romanautoren sind, wo es nur um den Autor und das Buch geht. Ein Drehbuch wird ständig anderen Einflüssen ausgesetzt, Stimmen und Meinungen, und es muss trainiert werden, wie damit umzugehen ist."

Weshalb brauchen junge Drehbuchautoren Unterstützung?
"Diese Ausgewählten sind kompetent und talentiert, und sie bringen sich gegenseitig weiter. In unserer Branche fehlt aber oft Zeit für die Entwicklung, es fehlt der Austausch, und es fehlt leider hier und da noch der Respekt davor, dass es eben doch eine Herzblutarbeit ist, dass Schreiben ein 'labour of love' ist, wie die Briten sagen. Es hat nicht nur mit Talent zu tun, sondern auch mit viel Fleiß und Geduld, da Autoren auch schon 'mal ein ganzes Jahr an einem Drehbuch arbeiten: '...neue Fassung, nächste Fassung...'. Das braucht Ausdauer und starke Nerven, darauf kann man sich hier vorbereiten. Ich habe einige politische Posten in Berlin, z. B. in der Filmförderanstalt, bekleidet, und auf Grund des Drehbuchs werden eben auch wirtschaftliche Entscheidungen getroffen: was gefördert wird und mit wie viel Geld – wenn überhaupt! Das heißt, wir schreiben nicht im künstlerisch luftleeren Raum, sondern sind Teil einer Industrie. Man braucht heutzutage starke Autoren, die das von Anfang bis zum Ende verantworten. Hoffentlich kommen einige davon in Zukunft auch aus der Drehbuchklausur Kitzbühel.“

Drehbuchautor Sebastian Andrae mit seiner Tochter Yolande.
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Drehbuchautor Sebastian Andrae mit seiner Tochter Yolande.
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