Buchtipp/Interview
Mitterers Blick auf die Gams

Der neue Bildband "Kitzbühel" von Markus Mitterer. | Foto: Mitterer
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  • Der neue Bildband "Kitzbühel" von Markus Mitterer.
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Eine fotografische Hommage an die Gamsstadt und ihre Menschen. So hat man Kitzbühel noch nicht gesehen.

KITZBÜHEL (niko).  Nach den Erfolgstiteln „Wilder Kaiser“ und „Die Kitzbüheler Alpen“ erschien nach fünfjähriger Schaffenszeit der neue Bildband "Kitzbühel" von Markus Mitterer – wir berichteten.
Das fotografische Werk bietet auf knapp 300 großformatigen Seiten neben bekannten Motiven sehr persönliche, erfrischend andere sowie oft überraschende Ein- und Ausblicke. Dabei hat der Kitzbüheler Fotograf seinen Heimvorteil voll ausgespielt. Er kennt die schönsten Ecken und Winkel – vor allem aber kennt er die Menschen, die hier leben und die Gamsstadt prägen. Die so entstandenen Fotografien führen durchs Jahr und geben dem Ort von Weltruf ein unverwechselbares Gesicht.

BEZIRKSBLÄTTER: Wie kamst Du auf die Idee, ein so aufwendiges Buchprojekt zu verwirklichen?
MITTERER: "Es gibt gewisse Dinge, die muss man einfach tun. Für mich war und ist dieses Thema eine Herzensangelegenheit. Schon lange beobachte und verfolge ich Buch-Publikationen über Kitzbühel. Der Ort ist viel mehr als Hahnenkamm-Rennen, Schön und Reich, weit überhöhte Immobilienpreise und all die damit verbundenen Klischees. Aus meiner fotografischen Sicht hat ein echter, kompromisslos schöner Bildband bislang gefehlt."

Was verstehst Du unter „kompromisslos schön“?
"Ich meine damit, dass für mich einfach alles zu 100 % passen muss – von den Fotografien über die Texte bis hin zur Gestaltung. Das funktioniert natürlich nur, wenn man viel Zeit investiert."

Kannst Du uns sagen, wie viele Bilder während der letzten 5 Jahre entstanden sind und wie viele es tatsächlich ins Buch geschafft haben?
"In den Bildband haben es 227 Fotografien geschafft. Die Vorauswahl fürs Buch umfasst rund 2.500 Bilder, produziert habe ich erheblich mehr, gezählt habe ich sie allerdings nicht. Auf jeden Fall kann ich jetzt für zukünftige Projekte aus einem umfangreichen Archiv schöpfen."

Wie hast Du die Menschen für Deine Porträtaufnahmen ausgewählt?
"Die Porträtauswahl sollte möglichst bunt sein und sie musste sich am Ende ins Buchkonzept, den Jahresablauf, perfekt einfügen lassen. Es gibt so viele spannende Kitzbüheler Lebensgeschichten. Von diesen zu erfahren braucht Neugier und unzählige Gespräche – auch vor dem eigentlichen Fototermin, damit sich die Menschen auf meine Arbeit möglichst entspannt einlassen können."

Wenn man hier aufgewachsen ist, hat man sicherlich auch Vorurteile. Wie bist Du damit umgegangen?
"Ja, das war sicherlich ein wichtiger Punkt, möglichst unvoreingenommen und neutral ans Werk zu gehen. Ich habe mir immer wieder gesagt: Es geht um die Sache, den Kitzbühel-Bildband, und nicht um persönliche Befindlichkeiten."

Wie hast Du Deinen Bildband inhaltlich gegliedert?
"Zum ersten Mal habe ich ein Buch chronologisch aufgebaut – ich führe den Betrachter mit meinen Bildern sozusagen durchs Jahr. Freilich sind die Aufnahmen über mehrere Jahre entstanden, damit ich für jeden Zeitpunkt das bestmögliche Bild auswählen konnte."

Was waren die größten Herausforderungen im Vergleich zu den vorangegangen Büchern?
"Aus der Fülle an interessanten und spannenden Themen auszuwählen. Dadurch, dass ich hier daheim bin, fällt mir von vorne herein schon viel mehr ein. Eine große Herausforderung war auch, dass die fast 300 Seiten des Bildbandes abwechslungsreich bleiben, denn die lohnenden Motive erschöpfen sich natürlich irgendwann auf so kleinem Gebiet. Umso wichtiger sind die vielen Menschenbilder, die das Buch bunt machen und auflockern."

Was waren die zeitaufwendigsten, schwierigsten Bilder?
"Alle Tieraufnahmen. Zum Beispiel habe ich mir dem Buchthema entsprechend eine echte Kitzbüheler Gams auf Gemeindegebiet eingebildet. Da weiß man im Vorhinein nie genau, was man bekommt und wenn man es bekommt, ob das Tier dann auch noch an der richtigen Motivstelle posiert. Zum Glück hat's funktioniert. Besonders stolz bin ich auf den jungen Rotfuchs und den an Land fressenden Biber."

Welche überraschend anderen Motive und ungewöhnlichen Perspektiven findet man im Buch?
"Sehr viele – das ist ja auch eine der Grundideen. Spontan fallen mir etwa ein: Die Stadtansicht vom Baukran, der Blick in den Lebenberg-Käsekeller, die Öl-Pipeline im Hahnenkamm, die Siegesfahrt auf der Streif, der Schwarzsee von oben...oder die Kirchenaufnahme durchs Himmelloch während der Christmette."

Beschreibe in einem Satz dein Kitzbühel?
"Mein Kitzbühel ist eine enorm spannende Mischung aus Einheimischen, Zuag'roasten und Gästen."

Wie hat es sich angefühlt, als Du den fertigen Bildband das erste Mal in Händen gehalten hast?
"Das ist ein unbeschreiblich schönes und emotionales Gefühl, die Geburt eines Traums – eine Mischung aus Durchatmen, Stolz und Dankbarkeit. Und das nach fünf Jahren Recherche, Planung, Wetterbericht, tiefsinnigen Gesprächen und Begegnungen...manchmal auch mit Selbstzweifel verbunden, aber nie das große Ziel vor Augen verlierend."

Bildband „KITZBÜHEL“

288 Seiten, 227 Fotografien, ISBN 978-3-9503886-6-4; 55 Euro (Info/Bestellungen unter www.markus-mitterer.com, auch in englischer
Sprache erhältlich).

Kurzbiografie

Markus Mitterer, 1970 geboren, hat den Fotografenberuf von der Pike auf gelernt. Nach Lehrausbildung und Praxisjahren in Deutschland folgten 1996 die Meisterprüfung in Innsbruck und 1998 die Selbstständigkeit. Neben Kundenaufträgen beschäftigt er sich thematisch vor allem mit seiner Heimat. Seit 2002 gestaltet er Kalender, 2006 und 2012 sind die Bildbände „WILDER
KAISER“ und „Die Kitzbüheler Alpen.“ erschienen. Seine Fotografien bietet er auch als großformatige Wandbilder an. Mitterer lebt und arbeitet mit eigenem Studio in Kitzbühel.

Fotos: Mitterer, Kogler

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