Das ist gut „bedacht“

Händische Plattenproduktion in Fieberbrunn auf historischen Maschinen: Peter Bucher | Foto: Bucher
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  • Händische Plattenproduktion in Fieberbrunn auf historischen Maschinen: Peter Bucher
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FIEBERBRUNN. Ein ungewöhnliches Handwerk übt Peter Bucher in Fieberbrunn aus. Er produziert Dachplatten aus Beton. Händisch. Mit einer Handvoll Mitarbeitern. Auf originalen Arbeitstischen. Die Platten dienen unter anderem als nachhaltiger Ersatz für Schindeldächer und sind heute in der Denkmalpflege unverzichtbar.

Seit 170 Jahren werden Dachsteine aus Beton zu produziert. In Fieberbrunn wurde 1960 der Grundstein für eine Dachplattenproduktion von Anton Kapeller gelegt. Statt üblicher „Schlagtische“ entwickelte er einen Arbeitstisch mit Rüttelwagen, durch den höchste Qualität erzielt wurde. Altersbedingt hörte Kapeller Ende der 70er-Jahre auf, gab jedoch sein Wissen und die Maschinen seinem Enkel weiter. Peter Bucher aktivierte dann 1981 die Plattenmacherei wieder. Am 11. November konnte er nun – in aller Stille – das 30-jährige Betriebsjubiläum feiern.

Als weitere Standbeine führte Bucher einen Handel mit Dachbau- und Dämmstoffen und baute zudem ein Transportgeschäft auf. Ab 2003 stieg die Nachfrage nach S-Platten wieder massiv an, nachdem Ende der 80er-Jahre die aufkommenden Pappdächer für große Konkurrenz sorgten.

In der Werkstatt in der Walchau werden heute hochqualitative, sehr lang haltbare Dachplatten aus Wasser, Sand und Zement hergestellt. Diese unterscheiden sich durch ihre Qualität und Nachhaltigkeit von heute gängigen industriellen Massenprodukten.

„Auf Anregung der Denkmalämter haben wir 2008 die händische Produktion der Rhombus Platte begonnen. Anlass war die Suche nach geeignetem Material zur Eindeckung der Bahnhöfe der ehemaligen K & K Südbahn (Pustertal, Anm. d. Red.). Unsere Bucher R-Dachplatte wurde als denmalpflegerisch beste Lösung im Sinne der Originalität, der Qualität und des günstigen Preis-/Leistungsverhältnisses – aufgrund der vierfach so langen Lebensdauer gegenüber herkömmlichen Eindeckungen – bewertet“, schildert Bucher.

Die Fieberbrunner produzieren heute vor allem die S-förmige Tonpfanne, S-Platte genannt, und die erwähnte R-Platte (rautenförmig). Bucher setzte auf weitere Qualitätsverbesserungen und erfand auch neue Platten wie die s-förmige Doppelplatte und die Meterplatte, die mit Eisen bewehrt sind. „Damit können auch komplizierte Dächer gedeckt werden“, erklärt Bucher dazu.

Spezielle Mischung
Produziert wird mit einer speziellen Sandmischung, mit der eine Betongüte B 75 erzielt wird. Die Betonmischung wird händisch in die Grundform eingebacht, geformt, gerüttelt und verdichtet, per Hand abgezogen, geglättet und dann „gestäubt“ – reiner Zement wird aufgestreut und mit Wasser bespritzt. Auch „Schneenasen“ werden händisch aufgebracht. Die Platte wird dann schonend luftgetrocknet, gelagert und nach rund fünf Wochen zur Auslieferung freigegeben.

Einziger verbliebener Betrieb
Früher wurde die Dachplattenproduktion von vielen kleinen Einzelbetrieben bewerkstelligt. 1954 hielt dann die industrielle Serienfertig Einzug – die Plattenmacher verschwanden nach und nach. Bucher hält heute als einziger die Tradition hoch. Der zunehmende Erfolg gibt ihm Recht. Die Nachfrage steigt. Der Trend geht weg vom industriellen Kurzzeit- hin zum nachhaltigen Produkt.

Die Lebensdauer der Bucher-Platten wird heute mit bis zu 150 Jahren angegeben. Jüngster Erfolg: Das Denkmalamt der Slowakei hat (wie schon Österreich und Norditalien) die Bucher-Platte an vorderster Stelle in ihren Empfehlungen gereiht.
Das Produkt aus der Fieberbrunner Manufaktur hält Schneedruck ebenso stand wie Hagelschlag und bietet durch die exakte Überlappung dem Wind keine Angriffsfläche.

Die Platten werden in der Originalfarbe „naturgrau“ hergestellt, aber auch diverse Farbgebungen sind machbar.

„Wir schreiben heuer das beste Jahr in der Geschichte und die Auftragslage für 2012 ist bereits sehr erfreulich“, blickt Bucher optimistisch voraus.

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