Der "Sünder" und der liebe Gott!

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SALZBURG/BEZIRK. Wenn Franz Lackner, Erzbischof von Salzburg, über seine Beziehung zu Gott gefragt wird...
...dann antwortet der Oberhirte: „Ich war ein Sünder, auf den Gott geblickt hat.“ (ein abgeleitetes Zitat von Papst Franziskus).
Was weiß ein Junge über Gott? Im kleinen Dorf Risola in der Oststeiermark, unter ärmlichen Bedingungen, wächst Franz Lackner auf. Im Zweiten Weltkrieg war seine Heimat in den letzten Kriegstagen noch Frontgebiet geworden. Viele schwere Schicksale mussten dadurch von den Dorfbewohnern und seiner Familie getragen und ertragen werden.

Glaube als Stütze im Leben

Der Glaube an Gott war eine große Stütze für das Leben. Er prägte die spätere Erziehung von Franz und wurde zum Grundstein seiner Beziehung zu Gott. „Die Sonntage und der Religionsunterricht durchbrachen wohltuend den Alltag. Ob meine Familie religiöser war als andere, kann ich schwer sagen“, so Lackner. Das Leben in der Nachkriegszeit auf dem kleinen Bauernhof forderte Disziplin und die Einsatzbereitschaft von allen fünf Kindern. „Wir lebten miteinander und füreinander, Mensch und Tier. Leider kann ich derzeit kein Haustier halten, obwohl einen Hund an meiner Seite zu haben sehr schön wäre“, verrät uns der Bischof. Seine Lieblingsfächer in der Schule sind Religion und Sport. Seine magere Freizeit verbringt der spätere Ordensmann und Bischof auf dem Fußballfeld, wo er leidenschaftlich die Gegnertore stürmt. Er ist in seiner Position (linker Flügelflitzer) kaum ersetzbar. Auch heute noch schlägt sein Herz stark für Fußball, und bei sich bietenden Gelegenheiten wechselt er gerne sein Bischofsgewand gegen das Fußballtrikot aus.

UNO-Soldat in Zypern

Nach der Elektrikerlehre und einigen Gelegenheitsjobs, die ihn seelisch nicht erfüllen, sucht Franz nach seiner Bestimmung und entscheidet sich mit 22 Jahren für den Militärdienst. Im Jahr 1978 geht er als UNO-Soldat in das politisch unruhige Zypern. Dort hat er viel Zeit zum Nachdenken und stellt fest, dass er innerlich leer ist. „Obwohl ich in meiner Kindheit den Glauben als sehr lebensdienlich erfahren habe, wurde Gott für mich bedeutungslos“, offenbart sich der Gottesdiener. Er verspürt das schreckliche Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und greift automatisch zur Bibel. „Beim Lesen der Heiligen Schrift, als ich zur Stelle kam, wo Jesus sagt ‚Kommet her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!‘, da geschah es, als ob Gott an mir vorüberging. Ich ging zu einem Priester und fragte: ´Was soll ich tun?´. Sein Satz bewegt mich noch heute: ‚Gib Gott in deinem Leben eine Chance!‘“ Das war der Anstoß für seine Entscheidung, Gott zu dienen.

Verzichten müssen

Worauf muss man als Erzbischof verzichten? „Ich habe kein wirkliches Privatleben, da ich ständig, sogar bei privaten Spaziergängen, erkannt werde. Einfach so ins nächste Schwimmbad zu gehen ist leider auch nicht gegeben. Am meisten fehlt mir beim Autofahren die Möglichkeit, mich lautstark ärgern zu können!“, schmunzelt Franz Lackner. Womit gleicht man diesen Verzicht aus? „Sich etwas Gutes zu tun im stillen Kämmerlein, z. B. gebratene Meeresfrüchte mit Curryreis und gemischten Salat mit Kernöl angemacht zu essen, oder Fernsehen.“

Herzlich gelacht

Gab es auch lustige Episoden in Ihrem Berufsleben? „Natürlich! Ich habe einen Sinn für Humor und erinnere mich gerne mal an eine Messe in einer Pfarre. Ich stand am Altar, zelebrierte und musste plötzlich mitverfolgen, wie Chorsänger auf der Orgelempore wild gestikulierend während des Messgesangs heftig stritten und dabei auch noch sangen. Die Szene war so komisch, dass ich das Lachen nicht unterdrücken konnte. Um zu verhindern, dass die Gläubigen dies sehen, habe ich mehrfach Kniebeugen gemacht, um mein Gesicht hinter dem Altar verstecken zu können. Da die Ministranten gewohnt waren, bei Kniebeugen des Priesters zu läuten, war ich gezwungen, ständig Anweisung zu geben, nicht zu läuten. Dieser Vorgang wiederholte sich einige Male, da die Chorsänger keine Anstalten machten, ihren Streit zu beenden.“

Kinder-Fragen

Welche altersentsprechende Antwort würden Sie einem kleinen Kind auf die folgende Frage geben: ‚Warum sehe ich Gott nicht: Ist er sehr klein oder ist er sehr weit weg? Wenn er weit weg ist, wie kann er mich dann beschützen?‘ „Gott ist uns so nah, dass er für uns nicht sichtbar ist. Durch diese Nähe kann er auch dich und alle Menschen, die seine Hilfe brauchen, beschützen“, erklärt liebevoll der Bischof.

Gott eine Chance geben

Gibt es ein Projekt, das Ihnen besonders am Herzen liegt? „Mein Projekt ist mein Leben für die Kirche, weil sie sehr viel für die Menschheit getan hat, aber oft kritisiert wird. Sie tut das Wichtigste: Sie hält die Erinnerung an Gott wach.“
Und ein wichtiger Ratschlag Ihrerseits an die jungen Menschen: „Gebt Gott in eurem Leben eine Chance, weil der Glaube eurem Leben Halt zu geben vermag.“

Fotos: BB-Archiv, Regionauten

Link zu Bericht - offene Türen beim Erzbischof - mit vielen Fotos:
http://www.meinbezirk.at/salzburg-stadt/chronik/am-meisten-beruehren-mich-die-begegnungen-mit-den-menschen-d1209327.html

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