Lieber Nikolaus, komm' ins Haus...

David Schilling
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Wir lieben im Kalender den fröhlichen 6. Dezember – wenn uns der Nikolaus die Ehre gibt.

TIROL. Lieber Nikolaus, Sie wurden vor mehr als 1.700 Jahren im sonnigen Patara (heutige Türkei) geboren. Frieren Sie nicht, wenn Sie an ‚Nikolaus‘ den Kindern die Geschenke in den Norden bringen? „Über mein Alter rede ich ungern. Wie ein guter Rotwein fühle ich mich reif, rund und kräftig. Das riesige Arbeitspensum am 6. Dezember, an meinem Gedenktag, bringt mich sogar oft zum Schwitzen, besonders bei den zwischenpolaren Flügen.“
Warum macht sich ein sorgenlos aufgewachsener Junge plötzlich Sorgen um die Armen? „Wir Christen im Mittelmeerraum lebten damals unter der strengen Herrschaft von Rom und wurden erbarmungslos verfolgt. Nach dem Pesttod meiner Eltern musste ich der blutigen römischen Wahrheit des Lebens in die Augen schauen. Was ich sah, erregte Abscheu in mir! Heimlich verliebt in die jüngste der drei Nachbarstöchter erfuhr ich eines Tages, dass die Armen bald als Prostituierte arbeiten müssten, da ihre Familie die Mitgift für ihre Heirat nicht aufbringen konnte. Das durfte nicht geschehen, und ich entschied mich, den drei Schwestern zu helfen. In der Nacht schlich ich mich zum Nachbarshaus und warf drei Beutel mit Gold durchs Fenster. Ich fühlte mich anschließend als Retter und Beschützer so glücklich, dass ich dies zu meiner Lebensaufgabe machte“, so der stolze Nikolaus.
Im Alter von 19 Jahren wird Nikolaus in der christlichen Gemeinde Myra (heute Demre), ca. 150 Kilometer südwestlich von Antalya, von seinem Onkel zum Priester geweiht, wenig später zum Bischof ausgerufen. „Das 3. Jahrhundert war eine schreckliche Zeit, geprägt von Pest, Folter, Angst und Verrat. Wir verteidigten unsere Kirche auch mal mit bloßen Fäusten, meine mehrmals gebrochene Nase ist ein wahrer Beweis!“, verrät uns Nikolaus mit einem smarten Lächeln im Gesicht.
Der Untergang des Römischen Reiches und der Siegeszug des Christentums unter dem neuen Herrscher Konstantin bringen der Kirche Freiheit, Macht und enorme Autorität, die Bischof Sankt Nikolaus in vollen Zügen für seine Wohltaten nutzt. „Ich erfuhr eines Tages von meinem alten treuen Gärtner, der ganz verzweifelt war, dass drei unschuldige Menschen aus seinem Dorf zu Unrecht zum Tode verurteilt wurden. Die Zeit bis zur Hinrichtung war knapp und ich rannte durch die ganze heiße Stadt, um zu den Verurteilten zu gelangen und den Scharfrichter in seinem Handwerk zu stoppen. Ich hab‘s geschafft – mein Name und mein Amt haben für die armen Christen einen guten Dienst erwiesen“, erinnert sich der Heilige.

An einem einzigen Tag...

Wie ist es nun möglich, an einem einzigen Tag alle Kinder dieser Welt zu besuchen und zu beschenken? Mal streikt die Bahn, mal ist das Wetter fies. „Dank Gott komme ich aus wohlhabendem Haus und kann mir die PS-reichsten Transportmittel sowie zahlreiche zauberhafte MithelferInnen leisten. Ich bereite alles sehr gründlich vor, letztendlich habe ich dafür ja 364 Tage im Jahr Zeit. Am liebsten fahre ich jedoch mit meiner Kutsche, die von der Kraft der Liebe angetrieben wird und – dieser sei Dank – keine Hindernisse kennt. Selbst bei Sturm und Nebel komme ich gut vorwärts, da mich die glücklich leuchtenden Kinderaugen wie Himmelssterne navigieren“, schmunzelt der alte Mann. „Okay, ein wenig Zauber ist auch dabei, sonst würden die lieben Kinder nicht mehr an mich glauben.“
Hier in Tirol werden Sie oft vom Krampus begleitet. Sind Sie gut befreundet oder gehört er einfach ‚zur Schau‘ dazu? „Ich bin ein Fan von Traditionen, habe auch meinen Spaß im Umfeld von ‚Ungeheuern‘. Manchmal müssen auch die Heiligen den Boden der Realität berühren, damit sie nicht abheben. Aus pädagogischer Sicht finde ich, dass unartige Kinder lieber den ‚bösen Krampus‘ fürchten sollten, als die eigenen wütenden Eltern.“
Wo relaxen Sie nach dem anstrengenden 6. Dezember? „Am liebsten hier in Tirol, hier fühl‘ ich mich beliebt und wohl. Ich gehe Rodeln, fahre Ski und tanze gern beim Après-Ski!“

Mitarbeit: Nikolaus Kogler

Zeichnungen: David, Lisa

David Schilling
Lisa Habisohn
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