Interview
Paul Rösch war zu Gast im Museum Kitzbühel
Ehemaliger Meraner Bürgermeister sprach im Interview über Politik, Tourismus und seine Motivation.
KITZBÜHEL. Paul Rösch, der als Quereinsteiger sechs Jahre Bürgermeister von Meran war, sprach im Museum Kitzbühel über Populismus, Tourismus und natürlich darüber, worauf es in der Politik ankommt.
Paul Rösch zu Gast im Museum Kitzbühel
Der Volkskundler, Triathlet und Weltenbummler war etwa Kulturmanager, leitete die Volkshochschule Urania, war federführend am Aufbau des Landesmuseums für Tourismus in Meran verantwortlich sowie dessen langjähriger Direktor. Und er kommt auch bei den Menschen an: 2015 wurde er als Quereinsteiger völlig überraschend zu Merans Bürgermeister gewählt und blieb es bis 2021. Der mittlerweile 68-Jährige gastierte auf Einladung des Museumsvereins im Museum Kitzbühel zum ausführlichen Interview mit Christoph Steiner und sprach über Politik, Tourismus und seine Motivation.
"Einzige Waffe gegen Populismus"
So war Paul Rösch auch in der 40.000-Einwohner-Stadt mit Populismus konfrontiert und er geht nicht davon aus, dass die simplifizierten Botschaften (von rechts und links) in naher Zukunft weniger werden: „Die einzige Waffe gegen den Populismus ist, dass man Intelligenz fördert und nicht die Dummheit. Es braucht überall mehr Kultur. Angefangen von Museen über Veranstaltungen bis hin zu einer Kultur in der Sprache. Aber wo spart die Politik oft als Erstes? Bei der Kultur.“
Während seiner Amtszeit in Meran versuchte er erfolgreich unter anderem die Stadt zu entsiegeln und so viele Bäume wie möglich anpflanzen zu lassen. Nur mit seiner Absicht, lediglich ein paar Parkplätze in Meran zu reduzieren, hatte er im Gemeinderat keine Chance.
„Dabei wissen wir, dass es in 30 Jahren in Städten keine Autos mehr geben wird. Trotzdem werden weiter Tiefgaragen und Straßen gebaut – anstatt mehr Radwege zu schaffen.“
Pässe für motorisierten Verkehr schließen
Was Paul Rösch in Südtirol zusehends verspürt, ist eine „zunehmende Tourismusfeindlichkeit“ – und auch sie fußt auf der Verkehrsbelastung: „Die Menschen, die an den Straßen zuhause sind, wollen einfach nicht mehr. Und es sind ja auch unsere Pässe regelmäßig verstopft.“ Seine Lösung? „Ich würde zum Beispiel die Pässe zweimal die Woche für den motorisierten Verkehr schließen und stattdessen für Radfahrer freigeben. Aber damit hat etwa die Tourismuslobby gar keine Freude.“
Dicke Haut und Gestaltungswillen
Was ihn in seinem Leben am meisten geprägt hat, waren „das Reisen, die Neugier auf alles Neue und die regelmäßige Selbstreflexion“. Und was sollte jemand mitbringen, der – wie er selbst – plötzlich in die Politik gehen möchte? „In erster Linie brauchst du eine dicke Haut und in zweiter Linie Gestaltungswillen. Wenn du die Welt verändern möchtest und zu wissen glaubst, wie, dann versuch dich in der Politik. Solange du akzeptieren kannst, dass du nie von allen geliebt werden wirst.“
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