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Betriebsbesuch bei Zua Woog in Brixen

Ronja und Birgit Strobl, Peter Seiwald und Helene Stanger bei Zua Woog (v. li.). | Foto: WK Kitzbühel
  • Ronja und Birgit Strobl, Peter Seiwald und Helene Stanger bei Zua Woog (v. li.).
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Seit zwei Jahren bietet "Zua Woog" Lebensmittel und Produkte unverpackt an.

BRIXEN (joba). Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Peter Seiwald ist es ein Anliegen, findigen UnternehmerInnen eine Plattform zu geben.
Die Bezirksstelle Kitzbühel holt daher in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Innovation besonders innovative Betriebe vor den Vorhang. Birgit und Ronja Strobl aus Brixen bieten mit ihrem Unverpackt-Laden "Zua Woog" in Brixen eine umwelt- und ressourcenschonende Alternative für den täglichen Einkauf.

Wertschätzung für Lebensmittel

Der Unverpackt-Laden Zua Woog bietet seit mittlerweile zwei Jahren verschiedenste Lebensmittel und andere Waren an. 98 Prozent der Produkte sind biologisch und fair produziert, Gebinde und Gefäße zum Abfüllen nehmen die KundInnen großteils selbst mit. Das Mutter-Tochter Gespann Ronja und Birgit Strobl bietet auch Geschenkkörbe und einen Abfüllservice an. Ihnen geht es um Wertschätzung für Lebensmittel.

"Die Preissteigerungen für Lebensmittel spiegeln sich bei Bio-Produkten nicht so drastisch wider, im Gegenteil sind einige Lebensmittel mittlerweile günstiger als im konventionellen Lebensmittelhandel",

wie Birgit Strobl im Interview mit Innovationsmanagerin Helene Stanger betont.

Vier Fragen an Ronja und Birgit Strobl

Wie habt ihr euren Unverpackt-Laden gestartet und was war der Beweggrund für euer Konzept?
„Umweltschutz, gesunde Ernährung, soziale Gerechtigkeit. Das sind Themen, die in unserer Familie schon immer eine große Rolle gespielt haben. Es wurde in den letzten Jahren in der Politik viel darüber geredet, dass sich der Plastikmüll verringern muss, dass sich der Verpackungswahn ändern muss und dass die Qualität der Lebensmittel wieder besser werden muss. Da sich nie etwas in die gewünschte Richtung verändert hat und wir bei jedem Einkauf geschimpft haben, haben wir kurzerhand beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Alles Ersparte wurde eingesetzt und unser Traum verwirklicht. Wir haben sehr viele Unverpackt-Läden besucht und haben uns Unterstützung beim Unverpackt-Verband Deutschland und Zero Waste Austria geholt. Im Nachhinein muss ich sagen, wir waren echt mutig. Wir hatten keine Ahnung, wie man einen Lebensmittelhandel startet und führt. Aber wir haben es geschafft.“

Was sind die größten Herausforderungen, denen ihr im täglichen Geschäft begegnet?
„Wir sind in der Corona-Phase gestartet und haben gehofft, dass danach alles wieder seinen Weg geht. Leider ist es jetzt noch schlimmer geworden. Die Zeiten sind unsicher und kaum planbar. Die Menschen sind verunsichert und schauen bei ihrem Einkauf verstärkt auf den Preis. Man bedenke: Schlechte Lebensmittel erzeugen Krankheiten – Krankheiten kosten Geld. Logistisch herausfordernd war zu Beginn auch, dass wir unser Lager auswärts haben. Spannend wird es bei uns auch beim Thema Energiepreise. Viel Luft nach oben haben wir da leider nicht. Eine weitere Herausforderung ist es, Lieferanten zu finden, die mit möglichst plastikfreier Verpackung liefern und zudem kurze Anfahrtswege haben. Zudem müssen wir natürlich darauf achten, dass uns so wenig Lebensmittel wie möglich ablaufen. Wir sind gegen Lebensmittelverschwendung – eine wichtige Säule unserer Philosophie.“

Wie geht ihr mit den aktuellen Preissteigerungen bei Lebensmitteln um?
„Die Preise der Bio-Branche sind bei Weitem nicht so extrem gestiegen wie im konventionellen Bereich. Leider haben die Menschen verlernt, Preise richtig zu vergleichen. Wir hoffen auf die Mundpropaganda im Dorf.“

Was sind die nächsten Ziele, die ihr in den kommenden Jahren erreichen möchtet?
„Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad und unsere Kundenzahlen ausbauen und somit auch den Umsatz steigern. Wir arbeiten beide nach zwei Jahren immer noch aus reinem Idealismus und ohne eine noch so kleine Bezahlung. Wir wollen Bewusstsein für gute Lebensmittel schaffen und den Bezug zur Gesundheit und Eigenverantwortung steigern. Zudem wollen wir darüber informieren, dass Verpackung krank machen kann (Mikroplastik, Lösen der Beschichtungen in Dosen, usw.). Lebensmittel und deren ErzeugerInnen müssen wieder die Anerkennung bekommen, die sie verdient haben. Dazu braucht es faire Preise für alle ProduzentInnen. Aufklärung diesbezüglich sehen wir als sehr wichtig an. Viele der Probleme, die unsere Gesellschaft aktuell hat, hängen mit unfairen Lebensmitteln zusammen. Auf Kinder und Jugendliche mit diesem Thema zugehen, werden wir in Zukunft mehr forcieren. Aufklärung bezüglich Greenwashing, das leider vermehrt von großen Konzernen betrieben wird, ist uns ebenfalls ein wichtiges Anliegen.“

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