„Die Branche nicht immer schlechtreden“

Florian Pointner übt Kritik und macht konstruktive Verbesserungsvorschläge.
  • Florian Pointner übt Kritik und macht konstruktive Verbesserungsvorschläge.
  • hochgeladen von Klaus Kogler

REITH/BEZIRK (niko). Florian Pointner, Tourismuspionier und inzwischen pensionierter Hotelier in Reith, räsoniert (als Privatperson) über Tendenzen im Tiroler Tourismus.

BEZIRKSBLATT: Wo liegen ihre grundsätzlichen Kritikpunkte?
POINTNER:
„Durch immer mehr Hotel-Konzerne wächst der Druck auf private und gewerbliche heimische Betriebe. Hier dürften nicht so viele Großhotels genehmigt werden. Selber ist man oft auf den ‚good will‘ in der Gemeindepolitik angewiesen. Geplante Investitionen in heimischen Vermieterbetrieben werden oftmals verzögert. Innovationen sind nur schwer umzusetzen. Da fehlt einfach das Miteinander.“

Was sind weitere Probleme?
POINTNER:
„Bei den neuen Hotels und sogenannten ‚Clubs‘ glaube ich an versteckte Zweitwohnsitze und raumordnerische Probleme. Im Bereich Reisebüros und Busunternehmen müssten Preise gezahlt werden, von denen der Hotelier dann auch leben kann! Das ist derzeit nicht der Fall. Wir haben ein gutes Produkt (gute Häuser und Angebote, Landschaft, herrliche vier Jahreszeiten etc.) und sollten dafür auch einen angemessenen Preis verlangen können. Im Gegensatz dazu werden aber immer nur Bettenzahlen gesteigert – und das um jeden Preis. Zudem machen selbst Gemeinden der eingesessenen Gastronomie mit Kulturhäusern und ähnlichem Konkurrenz, von Tankstellen, McDonalds & Co. will ich gar nicht reden. Aber das ist wohl die freie Marktwirtschaft.“

Wird der Tourismus auch schlechtgeredet?
POINTNER:
„Ja, ganz klar. Vor allem AK und Gewerkschaft kritisieren immer die angeblich niedrigen Löhne. Aber in welcher Branche sonst gibt‘s für die Bediensteten Essen, Wohnen, Wäsche gratis?! Es wird nur negativ berichtet; es fehlt aber auch das Miteinander zwischen den Unternehmern selbst.“

Sie haben auch die jüngste Debatte um die Sternekategorisierung verfolgt?
POINTNER:
„Bei der Sternevergabe gibt es eine Ungleichbehandlung der Betriebe. Mit der Sternekategorisierung werden Hotels in eine Zwangsjacke getrieben, dann kommen die finanziellen Probleme hintennach. Grundsätzlich ist die Kategorisierung ja freiwillig und wenn ich ein gutes, unterscheidbares Produkt biete, kann ich auch ohne Sterne erfolgreich sein. Es hat aber auch klare Nachteile für den betroffenen Betrieb, z. B. innerhalb der Vermarktung der Tourismusverbände.“

Es gibt laufend Erfolgsmeldungen im Tourismus. Sind diese unwahr?
POINTNER:
„Naja, die Statistik! Man liest immer wieder von Ankünfte- und Nächtigungssteigerungen. Aber um welchen Preis werden diese generiert? Wichtiger als Jubelmeldungen wäre mehr Unterstützung für die Vermieter.“

Wie sehen Sie die touris­tische Zukunft?
POINTNER:
„Durchaus positiv – wenn sich die Hoteliers um jene Preise verkaufen, die sie für‘s (Über-)Leben brauchen. Gefordert ist auch die Zusammenarbeit aller Beteiligten; wir sind ein schönes Land mit viel Potenzial, das noch zu wenig genütz wird. Man muss Regionaliät und Qualität in den Vordergrund stellen!“

Wir danken für das Gespräch.

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