Insolvenzen und Privatkonkurse am tiefsten Stand seit 10 Jahren
KSV1870 Insolvenzstatistik Kärnten aus dem ersten Halbjahr zeigt die niedrigsten Werte seit 10 Jahren.
Im ersten Halbjahr wurden in Kärnten nur 179 insolvente Firmen und 255 eröffnete Privatkonkurse verzeichnet, das sind die niedrigsten Halbjahreswerte seit 10 Jahren. Auch die Verbindlichkeiten bei den Firmeninsolvenzen und Privatkonkursen sind zurückgegangen.
Unternehmensinsolvenzen
92 Insolvenzverfahren wurden in den ersten sechs Monaten über Kärntner Unternehmen eröffnet. Mangels Vermögens der Schuldner führten weitere 87 Insolvenzanträge nicht zu eröffneten Verfahren. In Summe waren 179 Unternehmen mit Verbindlichkeiten von 65 Millionen Euro insolvent. Im österreichischen Durchschnitt sind die Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr 2016 um 4,7 Prozent gestiegen. Im Bundesländervergleich hat Kärnten mit 179 insolventen Firmen ein Minus von 5,8 Prozent oder 11 Fällen.
Kleine Unternehmen betroffen
Kleine Betriebe aus der Bauwirtschaft, der Gastronomie und dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen dominieren nach wie vor das Kärntner Insolvenzgeschehen. Direkt von den Pleiten betroffen sind 500 Dienstnehmer was einen Rückgang von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Aus dem Konkursverfahren der Druckerei Theiss GmbH aus St. Stefan im Lavanttal stammt ein großer Teil dieser Dienstnehmer. Ohne diese Arbeitnehmer wäre die Anzahl der betroffenen Dienstnehmer gegenüber 2015 sogar um 34,5 Prozent gesunken. Die nächstgrößeren Insolvenzfälle sind die TR Produktion GmbH aus Spittal/Drau und die aichholzer elektro personal GmbH aus Gmünd mit je 23 betroffenen Dienstnehmern.
Privatkonkurse
Über Private und ehemals Selbstständige wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 255 Konkurse eröffnet. Laut Barbara Wiesler-Hofer, KSV1870 Leiterin,
sei auch das der niedrigste Halbjahreswert seit 10 Jahren.
Rückgang bei der Einzelverschuldung
Die Verfahren wurden großteils von den Schuldnern selbst beantragt und dienen der Regulierung der Schulden, die im ersten Halbjahr 2016 bei insgesamt 45 Millionen Euro lagen. Diese sind somit im Vergleich zum Vorjahr um 23,7 Prozent gesunken. In diesen Betrag sind auch die Schulden ehemals Selbstständiger eingerechnet, die fast ein Drittel der Betroffenen darstellen. Bei ehemaligen Unternehmern beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung 270.000 Euro, bei Privaten etwa 59.000 Euro. Pro Fall ergibt das eine durchschnittliche Verschuldung von 176.500 Euro.
Kärnten als Spitzenreiter
Die in Österreich eröffneten Privatkonkurse sind im Durchschnitt um 4,3 Prozent gesunken. Mit 255 eröffneten Privatkonkursen und einem Minus von 15,6 Prozent oder 47 Fällen ist Kärnten Spitzenreiter beim Rückgang. Dieser ist allerdings eher auf die Schließung zweier Außenstellen der Schuldenberatung zurückzuführen, als auf einen Rückgang des Regulierungsbedarfes bei der Bevölkerung.
Schulden-Ursache
Neben der Unfähigkeit, unternehmerische Schulden in zum Teil Millionenhöhe zu tilgen und der Verlust des Einkommens bzw. des Arbeitsplatzes sind die Hauptgründe, warum Menschen mit ihren Schulden nicht mehr zu Rand kommen. Eine Maßgebliche Rolle spielen aber auch persönliche Schicksale wie Scheidung und Krankheit. Erst danach kommt Fahrlässigkeit wie der schlechte Umgang mit Geld bis hin zur Spielleidenschaft.
Ausblick auf das zweite Halbjahr
„Dass sich die Privatkonkurse weiterhin rückläufig entwickeln, kann nicht unbedingt als gutes Zeichen gewertet werden“, resümiert Barbara Wiesler-Hofer. Mit dem schwächsten pro Kopf Einkommen wird Kärnten weiterhin eine starke Rolle bei der Schuldenregulierung spielen. Das dritte und vierte Quartal wird noch einiges an Eröffnungen bringen. Die Gesamtzahlen 2016 werden aber unter dem Niveau von 2015 zu liegen kommen.
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