Lebensmittelunverträglichkeiten nehmen zu
Immer mehr Menschen in Europa leiden unter Lebensmittelunverträglichkeiten. Ihre Zahl ist höher als die der Allergiker, oft dauert es Jahre bis zur Diagnose, teilten Ärzte und Forscher heute bei einer Pressekonferenz in Wien mit.
Dunkelziffer der Erkrankten hoch
"Unverträglichkeitsreaktionen entstehen, wenn Verdauungsenzyme Nahrungsbestandteile schlecht spalten", sagte Michael Wolzt, Facharzt für Innere Medizin an der Uniklinik Wien. So kann die Empfehlung, fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen, zur Qual werden, wenn jemand etwa unter einer Fructose-Intoleranz leidet.
Bis zu 30 Prozent sind erkrankt
Durchschnittlich zehn bis 30 Prozent der europäischen Bevölkerung leiden an einer Lactose-Intoleranz (Milchzucker), fünf bis sieben Prozent an einer Fructose-Malabsorption (Fruchtzucker), ein bis drei Prozent an einer Histamin-Intoleranz (etwa in Wein und Käse) und ein Prozent an Zöliakie (Gluten-Intoleranz). Die Dunkelziffer schätzen Ärzte weit höher ein.
Leicht verwechselbar mit Reizdarmsyndrom
Die Abbaustörungen im Darm werden oft mit Allergien verwechselt. Doch während die klinisch nachgewiesene Häufigkeit von Nahrungsmittelallergien in Mitteleuropa nur bei drei bis fünf Prozent der Bevölkerung liegt, machen Unverträglichkeiten einer weit höheren Zahl von Betroffenen das Leben schwer.
Oft dauert es Jahre, bis eine Unverträglichkeit richtig diagnostiziert wird. Bis dahin müssen sich die Betroffenen mit Blähungen, Übelkeit, Hautausschlägen und Durchfall abmühen. So wird zum Beispiel eine Fructose-Malabsorption häufig irrtümlich als Reizdarmsyndrom diagnostiziert, weil zahlreiche Symptome bei beiden Krankheitsbildern übereinstimmen.
Ernährungstagebuch hilft bei der Diagnose.
Aufklärung ist wichtig
Die Ärzte setzen vor allem auf Aufklärung, aber auch Unterstützung durch die Patienten: Um dem Arzt die Diagnose zu erleichtern, sei es wichtig, ein Ernährungstagebuch zu führen, so Albert Missbichler.Der Arzt ist Präsident der Wissenschaftlichen Gesellschaft zur Forschung und Weiterbildung im Bereich nahrungsmittelbedingter Intoleranzen (NutriDis). Unter anderem läuft derzeit in Graz ein Versuch mit einem Präparat auf Enzymbasis. Dieses sei "unter Laborbedingungen in der Lage, Fructose in leicht verwertbare Glucose umzuwandeln"
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