"Frühe Hilfen" sind kostenlos & anonym
Weil Mütter auch müde sein dürfen

"Frühe Hilfen"-Projektkoordinatorin Cornelia Moschitz und Familienbegleiterin in Klagenfurt und Klagenfurt-Land Uta Haslinglehner | Foto: MeinBezirk.at
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  • "Frühe Hilfen"-Projektkoordinatorin Cornelia Moschitz und Familienbegleiterin in Klagenfurt und Klagenfurt-Land Uta Haslinglehner
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Soziale Isolation und finanzielle Sorgen sind derzeit große Themen, das spüren auch die Mitarbeiterinnen bei den "Frühen Hilfen".

KLAGENFURT. Kostenlos, niederschwellig, freiwillig und anonym – das ist es, was die "Frühen Hilfen" ausmacht. Knapp 1.600 Kärntner Familien wurden seit 2014 betreut und begleitet. Mittlerweile sind 15 Mitarbeiterinnen (in Teilzeit) beschäftigt. Ziel des Projektes ist es, Überforderungen und Verunsicherungen in Familien zu minimieren, Spannungen anzusprechen und zu lösen. Mit einem interdisziplinären Team und einem großen Netzwerk an Medizinern, Anwälten, Finanzexperten uvm. stehen die "Frühen Hilfen" bei jedem Thema zur Seite.

Ängste und finanzielle Sorgen

Projektkoordinatorin Cornelia Moschitz: "Schwangerschaften lösen bei Frauen viele Unsicherheiten aus, Geburten führen zu Rollenveränderungen innerhalb der Familie; auch finanzielle Absicherung nach der Geburt, bürokratische Hürden und psychische Probleme sind Themen, bei denen wir den Betroffenen zur Seite stehen und Unterstützung innerhalb unseres Netzwerks finden können. Niemand muss sich schämen, dass er Hilfe braucht." Auch Gesundheitsreferentin Beate Prettner appelliert an alle (werdenden) Familien bzw. Jungfamilien, die sich überfordert fühlen: "Kärnten bietet Unterstützungen, bitte nehmen Sie diese auch an.“

Flächendeckendes Angebot

Vor neun Jahren wurden die "Frühen Hilfen" als Pilotprojekt in Wolfsberg gestartet, sukzessive kamen Villach, Klagenfurt, Spittal, St. Veit und heuer im März Hermagor, Feldkirchen und Völkermarkt dazu, "so dass wir unsere Unterstützung nun flächendeckend anbieten können", berichtet Moschitz. Auftraggeber sind Land Kärnten und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK), Umsetzer ist die Arbeitsvereinigung der Sozialhilfe Kärnten (AVS).

Überforderung, Ängste, finanzielle Sorgen: Immer mehr Familien holen sich Unterstützung bei den "Frühen Hilfen" | Foto: stock.adobe.com/wetzkaz
  • Überforderung, Ängste, finanzielle Sorgen: Immer mehr Familien holen sich Unterstützung bei den "Frühen Hilfen"
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Hilfe brauchen, ist keine Schande

Uta Haslinglehner ist Klinische und Gesundheitspsychologin und begleitet im Rahmen des Projektes "Frühe Hilfen" Familien in Klagenfurt Stadt und Klagenfurt Land. Die Expertin spricht über das Projekt und wie wichtig es ist, die Scham zu überwinden und sich rechtzeitig Unterstützung zu holen.

Woche Klagenfurt: Wann sollte man das Angebot der "Frühen Hilfen" nutzen?
Uta Haslinglehner: Die Bandbreite der Themen, bei denen wir unterstützen können, ist groß: es fängt bei der Schwangerschaft an, diese löst natürlich oft Unsicherheiten vor allem bei den Frauen aus; es geht über die Geburt selbst bis hin zu was passiert nach der Geburt, die richtige Kinderpflege, welcher Ratgeber ist gut, welcher eher weniger empfehlenswert; bis hin zu bürokratischen Herausforderungen etwa beim Beantragen des Kindergeldes oder die Rollenveränderung in der Partnerschaft mit der Ankunft des ersten Kindes, postpartale Depressionen oder andere psychische Erkrankungen. Auch bei Paar- und Generationenkonflikten, Gewalt in der Familie oder schlichtweg Überforderung im Alltag können wir Hilfe anbieten.

Vielfach ist es ja so, dass man sich – aus welchen Gründen auch immer – nicht gern Hilfe holt: Wie dringt man zu Familien durch, wie leisten Sie Überzeugungsarbeit?
Wir können unser kostenloses und anonymes Angebot nur vorstellen und aufzeigen, wie wir mit unserem Netzwerk helfen können. Wenn es jemand nicht in Anspruch nehmen möchte, muss er das auch nicht. Es ist absolut freiwillig. Unsere Botschaft ist: Man muss nicht alles alleine schaffen und es ist keine Schande, Hilfe zu brauchen. Es ist in Ordnung zu sagen, dass man müde ist, dass man an seine Grenzen stößt – es ist nämlich nicht so einfach, wie man es uns vor allem in den Sozialen Medien vorleben möchte. Unser Ziel ist es, mit der Prävention und frühzeitigen Unterstützung eine geringe Anzahl an Gefährdungsmeldungen zu haben.

Besuchen Sie die Familien zuhause?
Je nach Situation. Oftmals ist es sinnvoller, die Gespräche auf neutralem Boden, etwa bei uns im Büro, zu führen, wenn die Situation zuhause zu angespannt ist. Aber wir kommen auch nicht mit einem Auto, auf dem "Frühe Hilfen" draufsteht, sondern in einem normalen, unauffälligen Pkw. Dennoch ist es sehr wichtig, dass so viele Menschen wie möglich über unsere Arbeit Bescheid wissen, für die Themen sensibilisiert werden und sich an uns wenden, wenn sie irgendwo Bedarf orten.

Was sind aktuell Themen, mit denen sich die Familien auseinandersetzen müssen?
Soziale Isolation ist aktuell ein großes Thema, weil wir vielfach nicht mehr die großen Familien im Hintergrund haben, die als Netzwerk fungieren. Andererseits können große Familien – wie etwa in ländlichen Regionen – zu mehr Konflikten führen, weil jeder seine Erfahrungen beispielsweise die Kindererziehung betreffend kundtut und oft ungefragt Ratschläge gibt. Die Teuerung trifft viele Familien hart und diese finanziellen Sorgen dringen auch zu uns.

"Frühe Hilfen"-Projektkoordinatorin Cornelia Moschitz und Familienbegleiterin in Klagenfurt und Klagenfurt-Land Uta Haslinglehner | Foto: MeinBezirk.at
Überforderung, Ängste, finanzielle Sorgen: Immer mehr Familien holen sich Unterstützung bei den "Frühen Hilfen" | Foto: stock.adobe.com/wetzkaz
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