Manfred Sauer
„Das Evangelium ist die Botschaft an die Armen“

Superintendent Manfred Sauer steht den knapp 48.000 Mitgliedern der evangelische Kirche in Kärnten vor. | Foto: Kowal
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Manfred Sauer, Superintendent der evangelischen Kirche in Kärnten, ruft im Interview die Weihnachtsbotschaft in Erinnerung und dazu auf, die Kirche aktiv mitzugestalten. Seine Gedanken zu Kirchen-Austritten, Pfarrer-Mangel und dem Karfreitag als Feiertag für alle.

WOCHE: Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende: Wie beurteilen Sie heute, nach einem zeitlichen Abstand, die Karfreitags-Regelung (persönlicher Feiertag) durch die damalige Bundesregierung?
MANFRED SAUER:
Sie ist nach wie vor sehr unbefriedigend. Wir haben uns in Kärnten sehr stark dafür eingesetzt, dass der Karfreitag ein Feiertag für alle wird, nachdem er uns gestrichen worden ist. Die Regelung mit dem persönlichen Feiertag ist inakzeptabel. Wir kämpfen weiter dafür, dass diese Regelung aufgehoben wird.

Die evangelische Kirche brachte eine Klage beim Verfassungsgerichtshof ein. Was ist hier der Stand der Dinge?
Wir warten jetzt das Urteil ab. Parallel dazu versuchen wir mit den politischen Verantwortungsträgern im Gespräch zu bleiben. Aus meiner Sicht haben wir nur eine Chance, wenn wir die Unterstützung der katholischen Kirche bekommen. Wenn wir da gemeinsam vorgehen, könnte es sein, dass in einer neuen Regierungskonstellation das Thema noch einmal behandelt und die Regelung hoffentlich geändert wird. Wir wollen den Karfreitag als Feiertag für alle.

„Ich bin sehr enttäuscht gewesen, dass ich nicht Bischof geworden bin. Ich habe eine Zeit lang gebraucht, um diese Entscheidung zu verarbeiten.“

Sie waren heuer einer von drei Kandidaten, die in der Synode als Nachfolger von Bischof Michael Bünker, dem Oberhaupt der Protestanten in Österreich, zur Wahl standen. Sind Sie enttäuscht, dass die Wahl nicht auf Sie gefallen ist?
Ja, ich bin sehr enttäuscht gewesen. Ich habe mir einen anderen Verlauf der Wahl erwartet. Wir sind eine Kirche, die basisdemokratisch aufgebaut ist. Eine Entscheidung einer Synode ist zur Kenntnis zu nehmen. Aber ich habe eine Zeit lang gebraucht, um diese Entscheidung zu verarbeiten. Jetzt geht es mir gut damit und ich schaue nach vorne. Es ist schön zu erleben, wie die Kärntnerinnen und Kärntner mir positiv rückmelden, dass sie froh sind, dass ich geblieben bin – und das tut sehr gut.

Die Tendenz ist zwar fallend, dennoch sind zwölf Prozent der Kärntner Bevölkerung von Armut gefährdet. Was können Politik und Gesellschaft dagegen unternehmen?
Das ist ein wichtiger Punkt für den Zusammenhalt einer Gesellschaft. Wir brauchen nur in andere Länder zu schauen: Dort, wo die Kluft zwischen Arm und Reich größer wird, wachsen Spannungen und Konflikte sind vorprogrammiert – in Frankreich und England zum Beispiel. Wir sind alle gefordert, darauf zu schauen, dass die Schere nicht auseinandergeht. Es kann nicht so sein, dass eine Handvoll Menschen Milliarden besitzt und unsere Welt diktiert. Hier ist die Politik gefordert, einen Ausgleich, eine Gerechtigkeit zu schaffen. Politische Vertreter sind dafür gewählt, um darauf ein Auge zu haben. Hier sind wir als Kirche ganz wichtig, weil das Evangelium in erster Linie die Botschaft an die Armen ist.

Inwiefern passt der teils übertriebene Konsum vor Weihnachten in dieses Bild?
Der Konsum wird geschürt, wir werden von vielen Seiten gereizt und die Verlockungen sind enorm. Es ist ein Teil unseres Menschseins, dass wir Konsumenten sind. Wir vergleichen uns: Ich hätte das auch gerne, was der andere hat. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass dieser Konsum enorm angekurbelt wird. Dann kommt das böse Erwachen, dass sich viele im Konsumrausch in Abenteuer stürzen und überschulden. Wir sind aber nicht nur, was wir konsumieren: Weniger ist mehr. Das Glück des Konsumaugenblicks ist nur kurz. Glück hängt sehr stark mit Beziehung zusammen. Wir müssen uns gegenseitig bestärken, dass das, was ich tue, sinnvoll ist, dass mein Leben sinnvoll ist.

„Die Weihnachtsbotschaft ist, das Göttliche im Menschen zu erkennen, Gott am Rande der Gesellschaft zu entdecken, bei den Ärmsten, bei Menschen, die auf der Flucht sind.“

Welche Weihnachtsbotschaft dürfen wir Kärntner nicht aus den Augen verlieren?
Die zentrale Weihnachtsbotschaft ist, dass Gott als Kind in diese Welt kommt. Nicht dort, wo die Paläste sind, sondern in einer Felsspalte oder in einem Stall – am Rande der Gesellschaft. Maria und Josef sind ein Paar, das obdachlos, auf Herbergssuche und nach der Geburt Jesu auf der Flucht ist. Die Weihnachtsbotschaft ist, das Göttliche im Menschen zu erkennen, Gott am Rande der Gesellschaft zu entdecken, bei den Ärmsten, bei Menschen, die auf der Flucht sind.

Wie verbringen Sie selbst die Weihnachtsfeiertage?
Heuer werden es besondere Weihnachten für unsere Familie: Meine Frau und ich sind Großeltern geworden. Schwiegertochter, Sohn und Enkelkind wohnen in der Nähe von Nürnberg und haben überraschend angekündigt, dass sie über Weihnachten zu uns kommen.

„Bei den Theologie-Studenten schaut es zwar nicht schlecht aus, aber die Frage ist, ob sie auch das Amt des Pfarrers anstreben wollen.“

Ein Ausblick auf das neue Jahr: Welche ist die größte Herausforderung, der sich die evangelische Kirche in Kärnten 2020 zu stellen hat?
Es werden wieder Pfarrstellen vakant, weil sich Kollegen anders orientieren und auch Pensionierungen anstehen. Wir haben momentan zu wenig Pfarrerinnen und Pfarrer. Bei den Theologie-Studenten schaut es zwar nicht schlecht aus, aber die Frage ist, ob sie auch das Amt des Pfarrers anstreben wollen. Es wird eine Herausforderung, Gemeinden zusammenzulegen und Gemeindeverbände zu gründen.

Was wollen Sie gegen Kirchen-Austritte unternehmen?
Die Zahl der Austritte bewegt uns jedes Jahr. Damit hängt die Frage zusammen, wie es uns gelingt die frohe Botschaft, das Evangelium und den Glauben glaubwürdig so zu leben, dass wir Menschen ansprechen und sie bereit sind, Kirche mitzugestalten.

Ein Blick zur katholischen Kirche: Was sagen Sie zur Bestellung Josef Marketz‘ zum 66. Bischof der Diözese Gurk-Klagenfurt?
Ich freue mich sehr, dass die Wahl auf ihn gefallen ist, weil ich ihn schon lange kenne und schätze. Ich habe ihn kennengelernt als jemanden, der offen auf andere zugeht, herzlich, bescheiden und sehr einfühlsam ist im Umgang miteinander, auch was die Ökumene betrifft. Ich freue mich auf die gemeinsame ökumenische Zukunft in Kärnten.

Superintendent Manfred Sauer steht den knapp 48.000 Mitgliedern der evangelische Kirche in Kärnten vor. | Foto: Kowal
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