Porträt
Bergbahnen-Söll-Chef verabschiedet sich in die Pension

Walter Eisenmann verabschiedet sich nach 34 Jahren bei den Bergbahnen Söll in den Ruhestand.  | Foto: Barbara Fluckinger
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Bergbahnen-Söll-Chef Walter Eisenmann (67) geht am 31. Oktober nach 34 Jahren des Wirkens in Pension. Im Interview mit den BEZIRKSBLÄTTERN sprach Eisenmann unter anderem über die Anfänge des Skitourismus und erklärte, warum auch er ab und an hinter der Liftkassa saß. 

SÖLL (bfl). Der langjährige Geschäftsführer der Bergbahn Söll, Walter Eisenmann geht mit 31. Oktober in den Ruhestand. Es sind viele Neuerungen und Errungenschaften, die der Bergbahnen-Chef in seiner Laufbahn miterleben und erreichen konnte. Erst im September 2019 wurde ihm für besondere Verdienste der Titel "Kommerzialrat" von der damaligen Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein verliehen.
Dabei wurde ihm die Faszination für das Skifahren und den Berg mehr oder weniger schon in die Wiege gelegt, wuchs er doch auf einem Bauernhof in Söll in unmittelbarer Nähe der heutigen Bergbahnen auf. Das "eigene" Skigebiet hatte er somit praktisch vor der Haustür. Damals galt es aber beim Skifahren ohne Lift auszukommen, "hinauf" ging es zu Fuß, denn der erste kleine Schlepplift wurde erst 1959 gebaut – und das auch nur in Hochsöll.
Aber auch in beruflicher Hinsicht zog es Eisenmann bald zu den Bergbahnen. Nach einem Jahr im Steuerbüro, wechselte Eisenmann vorerst zur Raiffeisenbank, wo er dreizehn Jahre arbeitete. Bereits damals kümmerte er sich nebenbei um die Buchhaltung und Lohnverrechnung beim damaligen Lift in Söll. "Dadurch ist der Bezug zur Bergbahn schon da gewesen", sagt Eisenmann im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN. 

"Ende der Achtziger Jahre hatten wir enorme Schneeprobleme", erzählt Walter Eisenmann.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • "Ende der Achtziger Jahre hatten wir enorme Schneeprobleme", erzählt Walter Eisenmann.
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Breites Aufgabenfeld

Den "Einstieg" als Geschäftsführer bei den Bergbahnen, der Berg- und Skilift Hochsöll GmbH, wagte Eisenmann im Jahr 1986. Interessiert haben ihn dabei immer die Bautätigkeiten, wie er selbst sagt. "Deshalb haben wir auch fast jedes Jahr investiert – egal ob Lifte, Abfahrten oder Rodelbahnen", sagt Eisenmann. Damit hat er als Geschäftsführer Meilensteine in der Entwicklung des Skitourismus in Söll selbst miterlebt und geprägt – sei dies die Einführung von ersten Beschneiungsanlagen nach schneearmen Wintern Ende der Achtziger Jahre und deren Ausbau oder weitere Investitionen im Pistenkomfort. 
"Das hat mich schon alles sehr interessiert. Man ist laufend im Geschehen mit Leuten – was ich zwar in der Bank auch gehabt hätte, aber es gibt einfach eine große Vielfalt, die man bei der Bergbahn hat", sagt Eisenmann. Früher, in Zeiten in denen die Arbeitsaufteilung noch weniger "strukturiert" war, beschäftigte sich der Geschäftsführer mit vielen unterschiedlichen Belangen – von Werbung bzw. Marketing über "das Geschäftliche" bis hin zu den Bautätigkeiten. Dabei scheute sich der 67-Jährige auch nicht, selbst bei verschiedensten Tätigkeiten Hand anzulegen. So kam es in seiner Laufbahn schon öfters vor, dass der Geschäftsführer bei viel Betrieb selbst hinter der Liftkassa saß oder sogar am Parkplatz stand. Heute hat sich durch die Vielzahl an Mitarbeitern in dieser Hinsicht natürlich einiges geändert. 

Achtergondelbahn war "Riesensprung"

Als persönliche Highlights und besondere Momente sind Eisenmann vor allem drei Ereignisse bis heute in Erinnerung geblieben. Darunter ist allen voran die 1988 in Söll errichtete Achtergondelbahn – damals die erste ihrer Art in Europa, wo bis dahin nur Sechsergondelbahnen installiert wurden. Damit gab es in Söll etwas vollkommen Neues: Dort wo zuvor ein fixer Sessellift war, mit dem die Fahrt nach oben zwanzig Minuten dauerte, stand plötzlich eine Achtergondelbahn. "Das war einfach ein Riesensprung den man heute nicht mehr so hat. ", sagt Eisenmann. 
Neben der Einführung der ersten Schneeanlage im Jahre 1990 erinnert sich Eisenmann aber auch an die Anfänge des Hexenwassers. "Zu dieser Zeit gab es eigentlich noch keine Inszenierungen am Berg", sagt Eisenmann. Damit hat auch das Hexenwasser zu einem großen Schub beigetragen – dies im Sommer. "Das war sehr prägend für den ganzen Sommertourismus – nicht nur was die Bergbahnen geleistet haben, sondern mit diesem Schub waren wir der Motor. Damit hat sich in den Berggasthäusern in kulinarischer Hinsicht viel bewegt", so Eisenmann. Auch der Sommertourismus erlebte über die Jahre durch die Inszenierung einen enormen Aufschwung. 

Die neue Zehner-Gondelbahn in Söll nahm bereits im Sommer ihre Fahrt auf.  | Foto: F. Schwaighofer/BB Archiv
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Skitourismus geht in Richtung "Komfort"

Bei einem Blick zurück auf die Anfänge des Skitourismus in Söll, nennt Eisenmann drei große Veränderungen: die Piste, die Ausrüstung und die Beförderungsmittel bzw. Lifte. "Die Komfortverbesserung in Bezug auf Lifte ist enorm", sagt Eisenmann und spielt dabei auf die Sessellifte mit Sitzheizung und Haube an. Dabei geht heute auch alles "schneller". Hatten Schlepplifte früher meist "nur" eine Beförderungsleistung von rund 400 Personen pro Stunde, so kann die neue Zehner Gondelbahn in Söll beispielsweise 3.200 Personen pro Stunde befördern. 
Erst im August 2020 wurde diese fertiggestellt. Die neue Bahn bringt dabei viele Vorteile: Gerade der neue ebenerdige Einstieg erleichtert die Fahrt für ältere Menschen, aber auch für Besucher, die Kinderwägen mitführen. "In der Hauptsache ging man damit eindeutig in Richtung Komfort", sagt Eisenmann über das Liftprojekt. 

Blick in die Zukunft

In der Zukunft des Skitourismus in Söll könnte laut Eisenmann der Apres-Ski Tourismus möglicherweise keine so große Rolle mehr spielen, wie in vergangenen Jahren. Man habe gerade heuer gesehen, dass es auch "anders" funktioniere. Er sieht grundsätzlich eine konstante, gleichbleibende Entwicklung für die kommenden Jahre in der SkiWelt. Dies vor allem durch die gute geografische Lage nahe an der deutschen Grenze und auch, weil die SkiWelt über eine beinahe hundertprozentige Beschneiung verfüge. Neben dem Skilauf, werde es auch in Zukunft weitere Trends rund um andere Sportarten geben. Den Skilauf sehe er aber für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahren trotz der Klimaerwärmung als gesichert an. Man gehe nun allerdings vom reinen Skilauf etwas weg und schaffe beispielsweise auch Ruheplätze im heutigen schnellen Skialltag. 
Die Nachfolge als Geschäftsführer tritt mit Mario Gruber ein Mitarbeiter aus den eigenen Reihen an, der bereits seit 15 Jahren als Betriebsleiter tätig war. Walter Eisenmann will indes auch in seiner Pension die Hände nicht einfach in den Schoß legen. So will er unter anderem weiterhin im Vorstand für den TVB Wilder Kaiser tätig sein, aber auch viel Sport treiben und reisen. 

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