Armut
Caritas warnt vor Not durch Teuerungswelle im Bezirk Kufstein

Die Teuerungen treffen auch viele Menschen im Bezirk Kufstein. Für manche wird es finanziell sehr knapp – sie drohen in die Armut abzurutschen.  | Foto: Pixabay (Symbolfoto)
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  • Die Teuerungen treffen auch viele Menschen im Bezirk Kufstein. Für manche wird es finanziell sehr knapp – sie drohen in die Armut abzurutschen.
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Mindestpensionistinnen aus dem Bezirk Kufstein erzählen, wie sehr ihnen die Teuerungen zu schaffen machen. Herbstsammlung für Menschen in Not im Gebiet der Erzdiözese Salzburg gestartet.

BEZIRK KUFSTEIN. „Es wird diesen Winter entscheidend sein“, sagt eine 77-jährige Mindestpensionistin aus Wörgl. Sie lebt, wie viele andere Menschen im Bezirk Kufstein von Mindestpension und blickt den kommenden Monaten mit Stirnrunzeln entgegen. „Ich sehe mich schon auf der Straße, weil ich die Miete nicht mehr bezahlen kann. Ich mache mir Sorgen. Wenn ich mich da an früher erinnere in der Nachkriegszeit. Wir hatten als Kinder nichts, gar nichts“, erzählt die Wörglerin. 
Ähnlich besorgt zeigt sich Annemarie R. (68), Mindestpensionistin aus Bad Häring. Für sie war es im August finanziell knapp, sie bekam dann aber Unterstützung durch ihre Tochter. „Mit der Sonderzahlung ging es sich im September dann schon wieder aus. Aber es wird ja alles immer teurer. Dinge wie ins Kaffeehaus gehen, werden sich bei mir nicht mehr spielen. Das kann ich mir dann nicht mehr leisten“, sagt die 68-Jährige. Menschen, die schwierige Zeiten durchleben, rät sie: „Sucht euch Hilfe und nehmt sie an.“

Annemarie R. aus dem Bezirk Kufstein ist als Mindestpensionistin von der Teuerungswelle betroffen und muss sich stark einschränken. | Foto: Caritas
  • Annemarie R. aus dem Bezirk Kufstein ist als Mindestpensionistin von der Teuerungswelle betroffen und muss sich stark einschränken.
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35 Prozent mehr "armutsgefährdet"

Die Zahl der armutsgefährdeten Menschen könnte um mehrere Prozent steigen, warnt auch die Caritas. Die Anzahl der Menschen, die sich an die Caritas Sozialberatung gewandt haben sind zwischen August und September 2022 um 35 Prozent gestiegen. Die Zahlen spiegeln einen Durchschnitt aus allen Beratungsstellen innerhalb der Erzdiözese Salzburg wider, der Trend ist aber in allen Beratungsstellen der gleiche, also auch im Bezirk Kufstein, wie die Caritas auf Nachfrage der REGIONALMEDIEN KUFSTEIN bestätigt. Im Vergleich zum Vorjahr ist darüber hinaus auch eine Steigerung bei den ersten Ansuchen zu verzeichnen: Dreimal so viele Menschen als 2021 suchen zum ersten Mal Unterstützung bei der Caritas. Gründe dafür sind ein zu geringer Verdienst oder Ausgaben die plötzlich da sind, wie derzeit vor allem die Energiekostenabrechnung. 
„In allen existenziellen Bereichen steigt der Bedarf an Hilfe“, zeigt sich Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg, besorgt.

„Preise für Lebensmittel und Mieten sind um mehr als 10 Prozent gestiegen, Strom und Heizkosten um ein Mehrfaches. Ein Teil unserer Gesellschaft kann sich das Alltäglichste schlichtweg nicht mehr leisten und ist zu massiven Abstrichen bei Grundbedürfnissen wie Essen, Heizen oder bei der Unterstützung und Förderung der Kinder gezwungen",

so Dines. Man gehe davon aus, dass die Anzahl der armutsgefährdeten Menschen im Gebiet von Salzburg um mehrere Prozent ansteigen könnte. Die Caritas hat ihre Herbstsammlung für Menschen in Not im Gebiet der Erzdiözese Salzburg bereits gestartet und hofft darauf, viele Spenden für Menschen in Not sammeln zu können. 

Entwicklungen "beunruhigend" 

Beide oben erwähnten Mindestpensionistinnen aus dem Bezirk Kufstein kaufen seit Jahren im Caritas Sozialmarkt günstig ein. „Das rettet mich auf ganzer Linie, weil sonst käme ich mit meiner Pension überhaupt nicht aus. (...) Ich muss jeden Tag schauen, dass ich über die Runden komme. Wenn Strom und Heizen jetzt teurer werden, wo soll ich das denn hernehmen, wenn’s nicht da ist? Also dann einfach nicht heizen“, erklärt die 77-Jährige aus Wörgl.
Den derzeitigen Geschehnisse und Entwicklungen sind für sie beunruhigend, vor allem wenn man die Situation für Junge betrachte: „Wenn wir frieren müssen, werden die Leute wahnsinnig unzufrieden sein, sie sind einfach Besseres gewöhnt. Manche werden vielleicht aufbegehren, weil sie nicht zurückstecken wollen, und dann gibt es Unruhen. Aus dem Ganzen erwächst nichts Vernünftiges, nichts Schönes. Ich hoffe einfach, dass es halbwegs gut ausgeht.“ Was sie sich für die Gesellschaft wünscht: „Dass jeder jedem hilft, so gut er kann.“

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