Alte Tradition
"Dreikönig Perchten" zogen in Alpbach, Angerberg und Tux ein

Mit Weihwasser, Weihrauch und einer kleinen Glocke segneten die "Kining Peaschtl" in Angerberg auch heuer wieder viele Häuser.  | Foto: Walter Lottersberger
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  • Mit Weihwasser, Weihrauch und einer kleinen Glocke segneten die "Kining Peaschtl" in Angerberg auch heuer wieder viele Häuser.
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Nicht nur die heiligen Drei Könige fand man in den vergangenen Tagen in Alpbach, Angerberg und im hinteren Zillertal – dort wanderten am Vorabend des Dreikönigtages wieder viele verkleidete Gestalten durchs Dorf. 

ALPBACH/ANGERBERG/TUX (flo). Traditionell ziehen in jedem Ort vor dem als Dreikönigstag bekannten 6. Jänner jährlich viele als "Heilige Drei Könige" verkleidete Sternsinger von Haus zu Haus. Ihr Ziel ist es, die Häuser mit ihren Liedern und Weihrauch zu segnen und Glück für das neue Jahr zu wünschen. Neben diesem international bekannten Brauch gibt es aber in den Gemeinden Alpbach, Angerberg und Mariastein sowie einigen Dörfern im hinteren Zillertal auch noch die relativ unbekannten "Dreikönig Perchten". Diese besuchen seit weit über hundert Jahren am Vorabend des Dreikönigstages Häuser. Ausgestattet mit mit Besen, Glocken, Weihrauch und Weihwasser wollen sie bei diesem Brauchtum Bewohner vor Unglück schützen.

Alter Brauch aus dem Heidentum

Eine Hochburg dieses Brauches ist nach wie vor die Gemeinde Alpbach. Bereits am späten Nachmittag waren heuer wieder viele Kindergruppen unterwegs ehe sie am Abend von den Erwachsenen abgelöst wurden. Allerdings werden sie in Alpbach schlichtweg "Perchtl" genannt. Der Brauch kommt laut Werner Moser, welcher ihn über 25 Jahre ausübte, aus dem Heidentum.  Bereits im 18. Jahrhundert soll er durchgeführt worden sein. "Im Heidentum ist die Perchtl immer eine Frauengestalt", erklärt Moser. Daher zogen sowohl Frauen als auch Männer am "Perchtltag" entweder ein Dirndl oder ein Kassettl an und setzten darüber einen mit viel Hanf bedeckten Stroh- oder Kassettlhut auf, um nicht erkannt zu werden. Manche nähten auf ihre Kleidung auch noch ein wenig Hanf auf. Oberstes Gebot ist es seit jeher keinen Laut von sich zu geben, um anonym zu bleiben.

Perchtl organisieren sich selbst

Nach Anbruch der Dunkelheit zogen sie schließlich von Haus zu Haus, um mit ihren Besen die bösen Geister auszukehren. Im Gegensatz zu dem Vorgehen bei den Bräuchen in Angerberg und im Zillertal machten sie ihre Runde früher nie in der Absicht Essen zu bekommen. Einem Schnapserl oder frischen Nudeln von den Bauern waren die "Perchtl" aber nicht abgeneigt. Obwohl es keinen Verein für den Brauch gibt, sind in Alpbach auch heute noch sehr viele Gruppen unterwegs, die sich komplett selbst organisieren. Doch nicht überall sind die prächtig verkleideten Gestalten willkommen, da nicht jeder mit dem Brauch vertraut ist. Daher besuchen sie überwiegend Bauernhäuser oder traditionsbewusste Familien und natürlich auch Gasthäuser.
Allein kommen die "Perchtl" natürlich nie, sondern meistens wie die "Heiligen Drei Könige" in Dreiergruppen. Als Dank für ihre Tat bekommen sie auch heutzutage Nudeln, eine Suppe mit Würstel oder ein Schnapserl, während die Kinder mit Schokolade belohnt werden. Manchmal werden die Kleinen bei ihrer ersten Runde von Erwachsenen begleitet, die ihnen zeigen, wie der Brauch funktioniert. Dieser Tage tragen viele noch zusätzlich zu dem mit Hanf bedeckten Hut einen Strumpf über ihrem Gesicht.

Stumme "Peaschtln" in Angerberg sammeln 

Auch in der Gemeinde Angerberg, wo sie als "Kining Peaschtl" bezeichnet werden, gibt es den Brauch, wenn auch mit weniger Teilnehmern als in Alpbach. Allerdings machen die "Kining Peaschtl" auch an der Gemeindegrenze nach Mariastein nicht Halt. Wie seit über dreißig Jahren waren die "Peaschtl" auch heuer mit ihren Buckelkörben unterwegs. Sie sammelten Kostbarkeiten wie etwa Pralinen, Süßigkeiten, Kekse, Speck, Wein, Sekt, Spirituosen oder gar Handwerksarbeiten. Diese brachten sie dann zu später Stunde zur traditionellen Christbaumversteigerung der Angerberger Feuerwehr, welche am selben Abend im Gasthof Baumgarten stattfand. Dort wurden die gut gefüllten Körbe dann für rund 100 Euro versteigert.
Laut Erzählungen ist der Brauch in Angerberg vor weit über hundert Jahren aufgekommen. Damals verkleideten sich die sehr armen Knechte und Mägde der wohlhabenden Bauern mit weißen Leintüchern und hölzernen Masken, um unerkannt zu bleiben und bei Anbruch der Dunkelheit von Hof zu Hof zu ziehen. Dort läuteten sie mit einem leisen Glöckchen vor der Haustür, um an das Gewissen der Bauern zu appellieren und etwas zu essen zu bekommen. Wie die "Heiligen Drei Könige" führen auch sie eine Glocke, Weihwasser und einen Rauchkessel mit sich, um die Häuser zu segnen. Sie knieten sich früher zudem auch immer vor der Krippe nieder.
Nach vollbrachter Arbeit klopften sie auf den Tisch. In dessen Schubladen befanden sich Zelten, Krapfen oder Nudeln für sie, welche sie an sich nahmen, bevor sie wieder weiterzogen. Die Bauern waren damals übrigens nicht knausrig, um nicht ins Dorfgespräch zu kommen. Wie auch in Alpbach geben die "Kining Peaschtl" keinen Laut von sich. Allerdings schreiben sie heutzutage alles was sie mitteilen wollen auf einem Block auf, den man stets für sie bereit halten sollte.

Neujahrswünsche im Zillertal

Nicht so stumm wie die "Dreikönig Peaschtl" im Bezirk Kufstein sind jene, die im hinteren Zillertal in der Tuxer Gegend unterwegs sind. Sie wünschen mit tief verstellter Stimme in ihrem typischen Dialekt freudig "A glickselig's nois Johr!", wobei auch sie darauf achten, unerkannt zu bleiben. Während am Nachmittag die kleinen Peaschtl, welche auch als "Binggalperchten" oder "Krapfnperchten" bekannt sind, von Haus zu Haus ziehen, sind abends die Erwachsenen, auch "Schnapsperchten" genannt, unterwegs. Um den Schnaps durch die Maske trinken zu können, haben viele übrigens immer einen Strohhalm dabei. Wie auch in Angerberg waren früher im Zillertal die armen Leute maskiert und mit Sammelkörben ausgestattet unterwegs, um Essen zu erbetteln. Heutzutage ist es nur ein Aufrechterhalten des Brauches. Dafür ziehen sich die "Perchten" unter dem Motto "je älter desto besser" die älteste ihnen zur Verfügung stehende Kleidung an. Um Mitternacht zeigen sie jedoch ihr wahres Gesicht, wenn sie schließlich gemeinsam in einem Hotel "ablarven". 

Pünktlich zum Beginn des neuen Jahres gab's am Reither See auch das bereits sechste Dreikönigsschwimmen – mehr dazu finden Sie hier.  
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