Petition
Ellmauerin kämpft für mehr Lohn für Menschen mit Behinderung

Astrid Leitner mit ihrem Sohn Peter. Die Ellmauerin kämpft für eine bessere Entlohnung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen. | Foto: Fotografie Marie
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  • Astrid Leitner mit ihrem Sohn Peter. Die Ellmauerin kämpft für eine bessere Entlohnung von Menschen mit besonderen Bedürfnissen.
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Astrid Leitner aus Ellmau hat im November eine Petition gestartet und fordert darin mehr Geld für arbeitende Menschen mit besonderen Bedürfnissen. 

ELLMAU, KITZBÜHEL. Peter ist 22 und arbeitet seit 2018 im Kulinarium Kitzbühel, einer Tagesstruktur des Diakoniewerkes. Der junge Ellmauer mit Down Syndrom geht dabei mit viel Freude an die Arbeit und bekommt 100 Euro Taschengeld

Bessere Entlohnung

Zu wenig, wenn es nach seinen Eltern geht. Sie bezahlen 340 Euro ans Land Tirol, damit Peter arbeiten "darf". Eine Pensions- oder eine Krankenversicherung hat der junge Mann aber nicht, Peter ist bei seinem Vater sein Leben lang mitversichert. Seine Mutter, Astrid Leitner, hat nun am 8. November eine Petition ins Leben gerufen, in der sie eine bessere Entlohnung für Menschen mit besonderen Bedürfnissen fordert.

Keine Taschengeld-Erhöhung

Begonnen hat Leitners Kampf für mehr Lohn im heurigen Jahr. Nachdem ihr Sohn 2018 in Kitzbühel zu arbeiten begann, bekam er jährlich eine Taschengeld-Erhöhung von 5 Euro. Außer heuer. Leitner wurde erklärt, dass es keine Erhöhung mehr gebe, weil einer der Arbeitsaufträge weggefallen und die Erhöhung dadurch nicht finanzierbar sei. Die Mutter nahm sich daraufhin dem Thema einer gerechten Entlohnung für ihren Sohn an, suchte nach einer Lösung und setzte sich auch mit dem Land Tirol in Verbindung. Ohne Erfolg. 

Inklusion nur teilweise

Leitner betont, dass sie und ihr Mann in der glücklichen Lage seien, ihren Sohn in allen Belangen – auch den finanziellen – voll und ganz zu unterstützen. Das könnten aber viele nicht. Der 22-Jährige hat wie jeder Arbeiter bzw. Angestellte seine fünf Wochen Urlaub und ein Jahrestaschengeld von 1.400 Euro inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Die Entlohnung sei aber zu gering.

"Die Inklusion findet nur teilweise statt. Sie gehen zwar arbeiten und haben fünf Wochen Urlaub, so wie jeder andere auch. Nur, wo es hapert ist die Entlohnung",

so Leitner. Diese solle angemessen sein. Sie wünscht sich hier – je nach erfüllten Arbeitsstunden – ein Gehalt in der Höhe der Mindestsicherung. Derzeit hätten Menschen mit besonderen Bedürfnissen wegen der finanziellen Situation oft keine Möglichkeit von zu Hause auszuziehen. Es gebe auch zu wenige Plätze für betreutes Wohnen von jungen Menschen, erklärt Leitner. 

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Petition gestartet

"Ich habe gesagt: Es muss etwas geschehen, so kann das doch nicht bleiben", erklärt Leitner im Gespräch mit den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. Sie hat alle Parteien aus dem Tiroler Landtag angeschrieben, wobei nur eine Rückmeldung seitens der Liste Fritz kam, deren Vertreter auch nach Ellmau kamen. Die Ellmauerin beschloss letztendlich, eine Petition zu starten. Ihr Ziel ist es, ihr Anliegen vor den Tiroler Landtag zu bringen und dem Thema mehr Gehör zu verschaffen. 

Pilotprojekt in Kärnten

Dabei gibt es in Kärntnen bereits ein Pilotprojekt, bei dem eine eigene Krankenkasse für Menschen mit besonderen Bedürfnissen gegründet wurde und diese in Kärnten nun auch eigens pensionsversichert sind. Leitner wünscht sich eine Umsetzung dieses Pilotprojektes auch in Tirol. "Ich möchte einfach erreichen, dass Tirol genauso wie Kärnten ein solches Pilotprojekt startet", so Leitner. 
Abseits der Online-Petition wurden auch tirolweit zahlreiche Listen an verschiedensten Orten zur Unterschrift aufgelegt. Die Petition läuft seit 8. November – noch bis Mitte Dezember will Leitner so viele Unterschriften sammeln, mindestens 5.000 sollen es aber sein. Das Ziel dürfte sie auch erreichen. Alleine in den ersten fünf Tagen haben 3.760 Menschen unterschrieben.  

Auch Diakonie ist für Lohn

Die Diakonie unterstützt dabei die Forderung „Lohn statt Taschengeld“ in Behindertenwerkstätten. Man sei hier selbst auf eine Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen angewiesen.

"Leider ist es so, dass diese Werkstätten bisher rein als Therapie-Angebot und als tages-strukturierendes Angebot gelten. Und leider kann aus rechtlichen Gründen auch das Kowalski (Kulinarium Kitzbühel, Anmerkung) bisher nur als 'Werkstätte' geführt werden",

betont Roberta Rastl-Kircher, Pressesprecherin der Diakonie Österreich, in einem Statement gegenüber den REGIONALMEDIEN KUFSTEIN. 
Menschen, die arbeiten können und möchten, wollten und sollten für ihre Arbeit im Rahmen von Integrativen Beschäftigungsprojekten und in Werkstätten auch entlohnt werden. Gleichzeitig sei es wichtig, dass sie ihre dringend benötigten Sozial- und Gesundheitsleistungen nicht verlieren. "Deshalb fordert die Diakonie, dass eine Kombination aus Lohn und Sozialleistungen möglich wird und alles, was an Unterstützungsleistungen gebraucht wird, über einen Inklusionsfonds finanziert wird", so Rastl-Kircher weiter. 
Wichtig wäre zudem, den aktuellen Arbeitsmarkt in ein durchlässiges System umzuwandeln, wo es möglich ist, zwischen Werkstätten und Arbeit am regulären Arbeitsmarkt zu wechseln, wenn dies nötig ist.

Weitere Beiträge aus und rund um Ellmau findest du hier.
Aktuelle Nachrichten aus dem Bezirk Kufstein gibt‘s hier.

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