Beratung mit Maske
Frauenberatungsstelle öffnet Türen in Kufstein
Mit Maske aus der Gewaltspirale: Seit dem 18. Mai hat die Beratungsstelle "Evita" in Kufstein wieder geöffnet und berät Frauen, die Opfer von Gewalt sind. Geschäftsführerin Christine Wright-Kainer erklärt im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN, warum die Corona-Krise "Evita" vor ganz besondere Herausforderungen stellt.
KUFSTEIN (bfl). Es sind neue Voraussetzungen, unter denen man in der in Kufstein ansässigen Frauen- und Mädchenberatungsstelle "Evita" nun den Betrieb wieder aufgenommen hat. Die Corona-Krise hat wie auch andernorts in der Beratungsstelle ihre Spuren hinterlassen. Dabei ist aber die zunehmende häusliche Gewalt an Frauen in Krisenzeiten ein brisantes Thema. Laut den Autonomen Österreichischen Frauenhäusern (AÖF) hat es in den vergangenen Wochen einen deutlichen Anstieg bei der Frauenhelpline gegeben. Die Corona-Krise und die damit verbundenen Maßnahmen schränkten auch die Arbeit der Beratungsstelle in Kufstein ein und erschwerten diese.
Seit dem 18. Mai hat die Frauen- und Mädchenberatungsstelle "Evita" in Kufstein nun wieder geöffnet und berät – nach telefonischer Terminvereinbarung – Frauen, die Opfer von Gewalt sind. Die Wege aus der Corona-Krise in die "neue" Normalität sind aber auch hier verschlungen.
Maske erschwert persönlichen Kontakt
Die Beratungsstelle war während des Lockdowns in eingeschränkter Form geöffnet, Mitarbeiter waren vormittags erreichbar und haben den Frauen und Mädchen telefonische oder online Kontakte ermöglicht. In Ausnahmefällen, wie bei häuslicher Gewalt hat es auch persönliche Kontakte gegeben und auch Aufnahmen in die Frauennotwohnung haben stattgefunden. Dennoch stellt der unsichtbare Feind "Covid-19" auch die Beratungsstelle vor große Herausforderungen: Die Tragepflicht von Masken erschwert den für "Evita" so wichtigen persönlichen Kontakt, erklärt Evita-Geschäftsführerin Christine Wright-Kainer im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN.
"Speziell bei Aufnahmen in die Frauenwohnung ist für mich der 'Virus' in den Vordergrund gerückt. Zuerst müssen sämtliche Symptome und Verhaltensregeln besprochen werden, bis ich überhaupt zum Thema komme", sagt Wright-Kainer. Termine seien nun viel kürzer, während Mund-Nasen-Masken Gesichtsmimiken verdecken. Speziell bei Frauen, die nicht fließend Deutsch sprechen, sei die Verständigung so viel schwerer. Auch für Kinder sei das isoliert sein in einem Zimmer schwer auszuhalten – immer wieder müsse auf den Abstand hingewiesen werden, sagt Wright-Kainer.
Telefonische Beratung nicht vermehrt genutzt
Trotz des telefonischen Angebots an die Klientinnen in und rund um Kufstein, hätten viele dies nicht vermehrt in Anspruch genommen – aus unterschiedlichen Gründen, wie Wright-Kainer erklärt: "Sie haben empfunden, dass ein telefonischer Kontakt ein persönliches Gespräch nicht ersetzten kann und wollten persönliche Kontakte abwarten." Aber auch in Ruhe telefonieren zu können auf Grund der ständigen Anwesenheit der Kinder und des Mannes seien ein Hindernis gewesen.
Auch die erhöhte psychische Belastung ist eine Begleiterscheinungen der Corona-Krise, die besonders von Gewalt betroffene Frauen traf. Dass sich der psychische Zustand von Klientinnen verschlechterte, die vor Corona psychisch instabil waren, konnte auch Wright-Kainer beobachten. Dabei trat nicht das Coronavirus an sich in den Vordergrund, sondern Themen wie die Wohnsituation und Isolation.
"Ich gehe davon aus, dass sich Frauen jetzt dann verstärkt melden werden mit der Perspektive eine Änderung zu erreichen", sagt Wright-Kainer abschließend.
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