Verein zweifelt Auslegung von Studie an
Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal bleibt brisantes Thema

Auch nach mehr als fünf Monate nach der Verbandsgründung scheint man sich beim Thema Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal noch nicht einig zu sein. | Foto: ZOOM.Tirol/BB Archiv
4Bilder
  • Auch nach mehr als fünf Monate nach der Verbandsgründung scheint man sich beim Thema Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal noch nicht einig zu sein.
  • Foto: ZOOM.Tirol/BB Archiv
  • hochgeladen von Barbara Fluckinger

Der Verein Hochwasserschutz Tirol kritisiert auch nach Besprechung im Landhaus die derzeitigen Pläne zum Hochwasserschutz Unteres Unterinntal und verlangt "unabhängige" Alternativprüfungen.

BEZIRK KUFSTEIN (bfl/red). Das Thema Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal ist und bleibt auch nach der Gründung des dazu notwendigen Wasserverbandes ein brisantes. Nicht nur die Gemeinde Radfeld stellte sich bis zuletzt gegen die vorgeschlagenen Maßnahmen und den Verband. Auch der Verein "Hochwasserschutz Tirol" steht den derzeitigen Plänen zum Hochwasserschutz noch kritisch gegenüber und fordert Alternativprüfungen. Dies trotz eines gemeinsamen Treffens mit Vertretern des Landes sowie Experten, bei dem Alternativprüfungen zugesagt wurden. 
Das Treffen wurde durch Radfelds Bgm Josef Auer iniziiert und fand am 1. Juli im Innsbrucker Landhaus statt. Damals setzten sich Vertreter des Vereins Hochwasserschutz Tirol unter anderem mit LHStv. Josef Geisler, den zuständigen Beamten, LK-Präsident Josef Hechenberger, Experten sowie einigen Bürgermeistern – darunter auch Radfelds Bürgermeister, Josef Auer – an einen Tisch.

Studie zur Alpinen Retention ist umstritten

Diskutiert wurde bei dem Treffen die vom Amt der Tiroler Landesregierung und der Wildbach- und Lawinenverbauung, Sektion Tirol in Auftrag gegebene Studie zur Alpinen Retention. Die Studie des Professors für Hydrologie und Wasserwirtschaft Günter Blöschl von der TU Wien analysiert Anhand von 130 potentiellen Rückhaltebecken im alpinen Raum die Wirksamkeit der alpinen Retention. Das Ergebnis, zu dem Blöschl kommt: Rückhaltebecken in den Seitentälern können zwar eine große lokale Wirkung entfalten, für den Inn ist jedoch nur ein kleiner Teil der Becken gleichzeitig wirksam, "wodurch ihre gemeinsame Wirkung insgesamt sehr klein ausfällt".
Wie bereits Radfelds Bürgermeister Josef Auer, stellt der Verein dieses Endergebnis in Frage. Die Vertreter argumentieren, dass sich die Hochwasserwelle laut der Studie nicht wie "kolportiert" nur um 1,7 Prozent vermindern würde, sondern um 10 bis 12 Prozent.

Alternativprüfung zugesagt

LHStv. Josef Geisler sicherte beim Treffen am 1. Juli Alternativenprüfungen zu, die zeigen sollen, ob Rückhaltemaßnahmen im alpinen Gebiet wirksam sind.
Konkret heißt es von Seiten des Landes, dass die bereits bestehende Studie „Alpine Retention“ um ein Modul „Großspeicher zur energiewirtschaftlichen Nutzung und zum Hochwasserschutz“ erweitert werden soll. Nun will man im Detail untersuchen, ob zusätzliche Kraftwerksspeicher das Hochwasserrisiko am Inn signifikant senken können und ob diese eine Chance auf Realisierung haben. "Ich bin für Hochlagenretention. Aber sie muss wirken und sie muss umsetzbar sein. Und genau das werden wir mit der ergänzenden Studie untersuchen. Euphorie ist aber nicht angebracht“, sagt LHStv Geisler. Zwar sei es unbestritten, dass Kraftwerksketten wie im Zillertal einen positiven Effekt auf die Hochwassersituation in den Seitentälern haben. Aber auch hier nehme die Wirkung mit der Entfernung ab. „Das bedeutet aber selbstverständlich nicht, dass vom eingeschlagenen Weg des Hochwasserschutzes im Unterland abgewichen wird oder gar das Projekt gestoppt wird. Im Gegenteil: Ein effektiver und gemeinsamer Hochwasserschutz ist für die Gemeinden im Unterland essentiell“, stellt LHStv. Geisler klar.

Verein kritisiert

Der Verein "Hochwasserschutz Tirol" meldete sich kürzlich dazu in einer Aussendung zu Wort und kritisierte die Darstellung der Besprechungsergebnisse in der Öffentlichkeit – dies in konkret einem Medium. Laut dem Verein wurden beim Treffen nur Alternativprüfungen zugesagt. Es sei nicht vereinbart worden, wie und von wem diese durchgeführt würden. Der Verein steht dem Gefahrenzonenplan zudem noch immer kritisch gegenüber, denn zahlreiche Gefahrenzonenpläne seien "schlicht und einfach bereits mehr als 10 Jahre alt und fachlich überholt".
Ziel des Landes Tirol müsse sein, "dass auch in den Seitentälern eine beträchtliche Wassermenge in Hochwasserzeiten zurückgehalten werden kann", zeigt sich der Verein überzeugt. Dazu brauche es "unabhängige Fachleute, die auf Basis der bestehenden Daten die konkreten Möglichkeiten in der richtigen Richtung erarbeiten".

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.