Interview
Kufsteiner Kinderbuchautorin präsentiert ihr neuestes Werk

In Brigitte Weningers kleinen aber feinen Buchladen, ist jeder herzlich willkommen.  | Foto: Gredler
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Der Name Brigitte Weninger ist den meisten Leuten im Bezirk Kufstein wohl ein Begriff. Die BEZIRKSBLÄTTER trafen die Kufsteiner Kinderbuchautorin zum Interview am 9. September und sprachen mit ihr dabei nicht nur über ihr neues Buch "Gute Nacht kleines Schaf". 

KUFSTEIN (mag.) Die bekannte Kinderbuchautorin Brigitte Weninger aus Kufstein sprach mit den BEZIRKSBLÄTTERN, in der charmanten Atmosphäre ihres Buchladens, exklusiv über ihr neues Buch "Gute Nacht kleines Schaf"mit "Mitmachbildern" und erzählte außerdem wie sie ihre Berufung fand und woher sie ihre Inspiration nimmt. Auch wenn die Schriftstellerin nach 41 Jahren im Arbeitsleben etwas kürzer treten will, stehen doch schon ein paar neue Projekte in den Sternen.  

BEZIRKSBLÄTTER: Wie kam es zu der Idee "Gute Nacht kleines Schaf"?
Brigitte Weninger: Die Idee ist jetzt schon mehr als drei Jahre alt, so lange braucht man selten für ein Buch. Normalerweise dauert es eineinhalb bis zwei Jahre. Es hat sich auch deshalb ein bisschen verzögert, weil das kleine Schaf ursprünglich ein kleiner Hase war. Wir haben auch überlegt, für Österreich ein "Buchstart-Buch" zu machen. In Südtirol aber auch in vielen anderen Ländern war mein Buch "Nori geht schlafen" von 2009 eines davon und auch letztes Jahr hab ich eines für die Schweiz gemacht. Das heißt, dass jedes Neugeborene sein eigenes Buch erhält. In Österreich gibt es schon das Projekt "Buchstart-Buch", nur in Tirol auf Bundesländerebene noch nicht. In Kufstein machen wir das schon seit zehn Jahren auf Stadtebene. Bis zum dritten Lebensjahr bekommt jedes Kind ein Buch. Allerdings müssen die Eltern das Gratis-Buch abholen kommen, um zu zeigen, dass sie es auch wollen. Das ganze läuft sehr gut, fast sechzig Prozent der Eltern holen die Bücher ab und das ist schön, denn es ist eine demokratische Art, die Kinder ans Lesen und an die Sprache heranzuführen.

BB: Was kann ich mir unter "Mitmachbildern" vorstellen? 
Weninger: Ich arbeite viel mit Erzählschienen (in sogenannten Erzählschienen können Kulissen, also die jeweilige Buchseite, eingesteckt werden und mit einer "Gute Nacht kleines Schaf" Figur aus Karton kann man dann hin und her fahren, um es für Kinder so interaktiv wie möglich zu gestalten). Die Figuren und Kulissen gibt es in zwei bis drei Wochen zum Downloaden. Im jetzigen Buch können die Kinder auch in einfachen Aufgaben schon "Mitmachen". Zum Beispiel (Weninger liest aus dem Buch vor, Anmerkung): "Das kleine Schaf will nach Hause. Zeig dem kleinen Schaf den Weg". Die Kinder können, dann mit dem Finger dem kleinen Schaf den Weg zum Haus zeigen. Die Augen- und Handkoordination ist für ein Kind schon eine enorme Leistung. 

BB: Hat die Corona-Zeit deine Arbeit negativ beeinflusst oder findest du, dass du durch den Lockdown mehr Zeit für neu Ideen hattest? 
Weninger:
Beides. Sehr unschön war für uns, dass durch Corona alle Kinderveranstaltungen weggebrochen sind, da wir sehr viel in Kindergärten und in Schulen unterwegs sind. Kindergärten oder Kinderkrippen kommen auch oft zu uns, dies war in dieser Situation nicht möglich. Wir haben uns während des Lockdowns gegen das Ausliefern von Büchern oder anderen Sachen entschieden. Wir sind in dieser Zeit auch auf die digitale Schiene gegangen und haben irrsinnig viele "Vorlese-Videos" gedreht, die findet man auf der Familienseite der Stadt und wir haben auch einen eigenen YouTube Kanal gegründet. Gemeinsam mit der Bildungsdirektion Kufstein, mit familienfreundlichen Gemeinden und mit der psychosozial Hilfe wollten wir etwas tun, dass Familien in dieser schwierigen Zeit gestärkt werden. Wir haben dann von Freizeitangeboten bis hin zu kurzen Webinaren von einer Psychologin "Wie Eltern gut durch diese Zeit kommen" gedreht und ins Netz gestellt. Das wollen wir jetzt auch weiter machen, obwohl wir langsam wieder darauf brennen "live" Auftritte zu haben. Und mit "Wir" meine ich meinen Sohn Tom und mich. Kleinere Veranstaltungen mit weniger Leuten machen wir jetzt schon. Es geht uns darum Schritt für Schritt wieder anzufangen.  

BB: Wolltest du schon immer Kinderbücher schreiben? 
Weninger:
Es hat sich einfach so ergeben, weil ich Kindergärtnerin war. Nach meiner Scheidung musste ich mir noch ein bisschen was dazu verdienen. Ich hab dann angefangen, für die Tageszeitung zu schreiben und für die Kufsteiner und Wörgler Rundschau hab ich jede zweite Woche eine Kinderseite gemacht. Nachdem ich dort aufgehört habe, suchte ich nach einer Möglichkeit meine Geschichten irgendwo unterzubringen. Ein Freund von mir fragte mich dann, wieso schickst du es nicht an einen Verlag? Das hab ich dann getan. Beim Neugebauer Verlag hab ich mit einer Scheidungsgeschichte für Kinder angefangen.  "Auf Wiedersehen Papa" und und "Das allerkleinste Nachtgespenst" waren meine zwei ersten Bücher und ich bin stolz darauf, dass es beide immer noch gibt. Doch den großen Durchbruch hatte ich mit der weltweit verbreiteten Pauli-Serie, die es mittlerweile in mehr als vierzig Sprachen gibt. Pauli und Max Maus sind meine bekanntesten Bücherserien. Pauli schaffte es sogar bis nach Afrika. Seit den letzten fünf Jahren boomen meine Bücher auch in Osteuropa. Wenn ich Bücher auf anderen Sprachen habe, nehme ich diese oft zu meinen Schüler-Workshops mit und zeige sie den Kindern. Damit sie sehen, wie verschieden Schriften sind und wie verschieden Lesen und Schreiben ist, dass aber trotzdem Kinder auf der ganzen Welt das lernen sollten weil es ihnen einfach ein besseres Leben ermöglicht. Als mir Pauli ermöglichte, mich 2000 selbständig zu machen und ich noch gut zwanzig Arbeitsjahre vor mir hatte, musste ich mir überlegen "Was will ich wirklich in meinem Leben?". Lesen, schreiben, vorlesen und mit Kindern arbeiten ist das, was mich wirklich erfüllt und glücklich macht. Aber auch mit Erwachsenen arbeiten, Fortbildungen für junge Pädagogen und Workshops machen mir wahnsinnig Spaß und dann hab ich es einfach probiert und hier bin ich. Die wahre Belohnung für mich ist es zu sehen, was aus den Kindern, die damals bei mir waren, geworden ist und dass Lesen, Schreiben und die Sprache dazu beigetragen haben. Das ist in Geld und Ruhm nicht aufzuwerten. 

BB: Wovon lässt du dich inspirieren? 
Weninger:
Von allem. Ideen sind wie "Schwammal" – sie sind einfach da. Man muss nur mit offenen Sinnen durch die Welt gehen. Ich sehe draußen auf der Straße jeden Tag drei Szenen zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind, die ich mir dann aufschreibe. Das sind Geschichten, die das Leben schreibt. Ich hab mein Leben lang mit Kindern gearbeitet und spreche, glaube ich, auch ganz gut die "Sprache Kind" und ich denke, diese schönen Geschichten sind überall. 

BB: Welche Projekte sind für die Zukunft geplant? 
Weninger:
2022 wird ein neuer Pauli Teil kommen. Coronabedingt sind die großen Messen ausgefallen, das heißt Bologna, Montreux, London und Hong Kong sind weggefallen. Das sind aber Umschlagplätze, bei denen neue Buchprojekte entstehen oder verkauft werden und Lizenzen weitergegeben werden. Aktuell kann ich noch nicht so viel dazu sagen. Meine Agentin hat viele Texte von mir im Portfolio, aber wer als nächstes zuschlägt, weiß ich nicht. Ich bin inzwischen in Rente und möchte nach 41 Jahren "Vollgas Leben" ein bisschen runterkommen. Ich bringe mich gerne noch ein wenig ein und hab im Herbstprogramm noch zwei Workshops und dann noch meine vier Weihnachtslesungen aber das wars. Zweimal in der Woche löse ich meinen Sohn noch in unserer Buchhandlung ab. Mit meinen Seminaren will ich mich mehr auf Kufstein konzentrieren. Ich möchte aber jetzt wieder ein bisschen mehr Zeit für mich haben und vielleicht die Muße etwas ganz anderes zu schreiben.

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