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Kufsteiner Orgel könnte Namensänderung bevorstehen – mit Umfrage

Organist Johannes Berger könnte bald auf einer "umbenannten" Heldenorgel Konzerte geben.  | Foto: Tirol Werbung/Hörterer Lisa
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  • Organist Johannes Berger könnte bald auf einer "umbenannten" Heldenorgel Konzerte geben.
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Kufsteiner Heldenorgel soll laut eingebrachtem Antrag einen "Relaunch" erleben. Aufarbeitung, neuer Name und Ersatz für das Stück "Der gute Kamerad" gefordert. Beim Namen und dem Musikstück soll auch die Bevölkerung mitreden können. 

KUFSTEIN. Es ist ein Vorstoß, der für einige vielleicht überraschend kam. Gemeinderat Klaus Reitberger (Parteifreie) brachte in der jüngsten Kufsteiner Gemeinderatssitzung am Mittwoch, den 8. Juni einen Antrag für einen "Relaunch" der Heldenorgel ein.
Konkret geht es Reitberger darum, einen Aufarbeitungsprozess auf mehreren Ebenen einzuleiten. Die Orgel nehme hinsichtlich der Vergangenheitsbewältigung der Festungsstadt einen "blinden Fleck" ein.

Heldenorgel für deutsche Soldaten

"Auf den Informationstafeln im Bürgerturm, aber auch auf den dazugehörigen Internetseiten der Stadt und Festung Kufstein, wird die Geschichte des Instruments vereinfacht und verfälscht dargestellt",

so Reitberger in seinem Antrag. Es werde auf den Info-Tafeln verschwiegen, dass die Orgel ursprünglich zum Gedenken der gefallenen deutschen Soldaten des 1. Weltkrieges errichtet wurde. Auch die spätere Vereinnahmung der Heldenorgel durch die Nationalsozialisten bliebe unerwähnt, so Reitberger. So erklang sie zu Ehren von Hitlers Geburtstag im Reichsrundfunk in ganz Deutschland. 

Gemeinderat Klaus Reitberger brachte in der jüngsten Kufsteiner Gemeinderatssitzung einen Antrag ein, nach welchem die Heldenorgel einem "Relaunch" unterzogen werden soll.  | Foto: Barbara Fluckinger
  • Gemeinderat Klaus Reitberger brachte in der jüngsten Kufsteiner Gemeinderatssitzung einen Antrag ein, nach welchem die Heldenorgel einem "Relaunch" unterzogen werden soll.
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Überarbeitung und neuer Name gefordert

Deswegen schlägt Reitberger eine Überarbeitung der geschichtlichen Darstellung der Orgel auf Infotafeln und Internetseiten vor. Darüber hinaus soll die Heldenorgel umbenannt werden. Es sei ein "Widerspruch, ein Instrument als 'Heldenorgel' zu bezeichnen und gleichzeitig sein Spiel als Gedenken an die Opfer aller Kriege und Gewalt (...) interpretieren zu wollen", so Reitberger. Das würde nahe legen, dass alle Opfer aller Kriege und aller Gewaltakte schon „Helden“ wären. Zudem sei die Orgel „als Heldenmal des deutschen Volkes" erbaut worden. Darüber hinaus klammere die männliche Bezeichnung "Helden" große Teile der Bevölkerung aus. 

Derzeit erklingt das Lied vom "Guten Kameraden" täglich.  | Foto: Festung Kufstein
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Aus für den "Guten Kameraden"

Auch ein Ersatz für das Lied vom „Guten Kameraden“ soll laut dem Antrag gesucht werden. Das Stück wird derzeit am Ende des täglichen Mittagskonzertes gespielt – dies für die gefallenen Helden und Soldaten. Gegen das Lied spreche, dass es in erster Linie ein soldatisches Lied sei, aber auch die darin vermittelte Botschaft sei nicht mehr zeitgemäß. Reitberger gab auch zu bedenken, dass viele Menschen das Lied mittlerweile mit der deutschen Fernsehserie „Babylon Berlin“ in Verbindung bringen könnten, in welcher das Lied vom „Guten Kameraden“ als Lieblingslied von Terroristen gilt. 

Beteiligung der Bevölkerung

Ein neuer Name für die Orgel und Vorschläge für ein neues Musikstück sollen laut Reitbergers Antrag mit einer "möglichst breiten Beteiligung der Kufsteiner Bevölkerung geschehen". So könnten Bürgerinnen und Bürger, Vorschläge für den Namen und das tägliche Musikstück beim Stadtamt einbringen, über welche danach abgestimmt werden könne. Als einen konkreten Namensvorschlag brachte Reitberger den Begriff „Freiheitsorgel“ ein. Wie der Gemeinderat über den Antrag befindet, wird sich bei den nächsten Gemeinderatssitzungen zeigen. Es könnte sich in Kufstein jedenfalls, zumindest für "Helden", bald "ausgeorgelt" haben. 

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