Overkill: Wörgl wurde vom "Blitz" getroffen

So ein Lausbub: Bobby "Blitz" Ellsworth ließ die Mittelfinger fliegen.
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  • hochgeladen von Melanie Haberl

WÖRGL (mel). Den 7. März haben sich wohl einige Metalheads schon lange rot und dick unterstrichen im Kalender vorgemerkt: Overkill, die Thrash-Legenden aus den USA, beehrten im Rahmen ihrer "Killfest"-Tour das Komma in Wörgl. Mit im Gepäck: die ebenso bekannten Sanctuary sowie die Jungspunde Methedras aus Italien und Suborned aus der Schweiz.

Erfrischender Einstieg mit Suborned

Pünktlich um 19 Uhr begann die musikalische Reise mit den Nachbarn aus der Schweiz: Suborned servierten dem noch recht spärlich gefüllten Konzertsaal knallenden Thrash Metal in Oldschool-Manier.
Die freche Frontfrau Lucie stellte sogleich ihre facettenreiche Stimmgewalt unter Beweis und unterstrich ihre Power mit vollstem Körpereinsatz (die Blondine headbangte, sprang, schunkelte und klatschte was das Zeug hielt).
Auch die Kommunikation mit dem Publikum war keine schlechte Idee, denn die anfangs noch recht lethargischen Zuhörer ließen sich mit direkter Ansprache schon ein bisschen motivieren.
Einziger Wermutstropfen: Suborned haben mehrmals betont, dass sie aus der Schweiz stammen. Gesprochen wurde aber klarstes Hochdeutsch. Leute, bei uns in Tirol könnt ihr ruhig euren Dialekt rauslassen ;-)

Methedras zogen harte Seiten auf

Die härteste Band des Abends versprach technischen Thrash/Death Metal, gepaart mit italienischem Temperament. Claudio, der kleine Lockenkopf am Mikro, machte mächtig Wind und das Komma füllte sich mit jeder Minute mehr.
Soundtechnisch top und spielerisch abwechlsungsreich prügelten Methedras ihren aggressiven Groove tief in die Gehörgänge. Grazie!

Geburtstagsständchen für Sanctuary

Ja, sie sind wieder zurück: Als dritte Band betraten der Cowboy from Hell Warrel Dane und seine Konsorten von Sanctuary die Bühne. Angefangen vor 30 Jahren, aufgelöst 1992 und zu Nevermore transformiert, haben sich Sanctuary im Jahr 2010 nochmals aufgerafft und neu gegründet. Im vergangenen Herbst haben sie mit ihrem neuen Studioalbum ein Lebenszeichen gesetzt und als Live-Unterstützung den ehemaligen Arch Enemy-Gitarristen Nick Cordle mit ins Boot geholt.
Auch am Samstag gab es ein buntes Spektrum an Power- und Heavy Metal, umrahmt mit dem nicht mehr ganz so hohen Gesang von Warrel Dane, der leicht desorientiert auf der Bühne stand. Die Performance ließ etwas zu wünschen übrig – vor allem Warrel wirkte eher wie ein betrunkener Piratenkapitän als ein ernstzunehmender Musiker. Seinen 54. Geburtstag lässt man hier mehr schlecht als recht als Ausrede durchgehen...
Sanctuary haben natürlich ihre Berechtigung als "Metal-Urgesteine", haben ihren Zenit aber deutlich überschritten und können im Jahr 2015 nicht mehr auf ganzer Linie überzeugen. Trotz alledem herrschte keine schlechte Stimmung im Saal und der Gig wurde schlussendlich noch mit mehreren Geburtstagsständchen aus dem Publikum belohnt.

Hitparade mit Overkill

Nach der Umbaupause wartete das voll gefüllte Komma schon gespannt auf den Hauptact. In Zeiten in denen ABBA und Barbara Streisand die Charts stürmten, zogen die Jungs aus den unendlichen Tiefen New Yorks empor und überbrachten der Welt die Botschaft des noch blutjungen Thrash Metal.
Jetzt, 35 Jahre später, hat sich auf dem blauen Planeten so ziemlich alles geändert, Overkill sind jedoch nach wie vor ganz vorne dran. Auf ihrem letztjährigen Album haben die Thrasher schon mal eindrucksvoll gezeigt: Ja, sie können es immer noch. Am Samstag bewiesen sie: Aber sowas von!
Selbstbewusst wie eh und je bestieg das Quintett die Bühne und legte sofort los. Die aufgedrehten Partykanonen wussten jeder für sich die Zuhörer in den Bann zu ziehen, am meisten jedoch Fronter Bobby "Blitz" Ellsworth: Der charismatische Mittfünfziger ließ gekonnt immer wieder ein Lächeln oder einen Mittelfinger fliegen und sprang wie eine Ballerina vom einen zum anderen Ende der Bühne.
Vorwiegend alte Klassiker, hin und wieder gespickt mit neuen Nummern – das war genau die explosive Mischung, die das Publikum hören wollte, und es wurde ausgelassen gemosht, geklatscht und mitgegrölt.
Auch wenn sie nicht mehr die Jüngsten sind: Mit diesem derart authentischen und motivierten Auftreten brauchen Overkill noch lange nicht an Ruhestand denken!

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