Grund & Boden
Söll möchte mehr Wohnraum auf Baurecht schaffen

In Söll könnte künftig ein interaktives Museum bzw. Besucherzentrum entstehen, welches sich auf Natur, Klima und Nachhaltigkeit spezialisiert. Konzepte dazu gebe es bereits, die Gespräche müssen aber erst wieder Fahrt aufnehmen. | Foto: Barbara Fluckinger
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  • In Söll könnte künftig ein interaktives Museum bzw. Besucherzentrum entstehen, welches sich auf Natur, Klima und Nachhaltigkeit spezialisiert. Konzepte dazu gebe es bereits, die Gespräche müssen aber erst wieder Fahrt aufnehmen.
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Im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN erzählt Bgm. Wolfgang Knabl, welche Vorhaben und Herausforderungen in der nächsten Zeit auf die Gemeinde zukommen werden.

SÖLL. Auch in Söll ist leistbarer Wohnraum - wie beinahe überall in Tirol - knapp bemessen. Laut dem neugewählten Bürgermeister Wolfgang Knabl brauche es hier kreative Lösungsansätze. Vor einigen Jahren hat die Gemeinde Söll eine Studie zu diesem Thema an der Universität Innsbruck in Auftrag geben. Die Kernaussage lautete, dass die Gemeinde Gründe kaufen und darauf Wohnraum auf Baurechtbasis errichten müsse, so Knabl. Aber was bedeutet das nun genau? Der Bauwerber soll eben nicht Eigentümer werden, sondern die Gemeinde. Werde nämlich der Bauwerber Eigentümer, dann könne dieser irgendwann am freien Markt weiterverkaufen - und hier haben es die Einheimischen dann schwer, erklärt der Bürgermeister.

Sölls Bürgermeister Wolfgang Knabl hat bereits viele Punkte auf seiner Agenda stehen. Leistbarer Wohnraum ist einer davon. | Foto: Wolfgang Knabl
  • Sölls Bürgermeister Wolfgang Knabl hat bereits viele Punkte auf seiner Agenda stehen. Leistbarer Wohnraum ist einer davon.
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Blick über die Grenze

Gemeinden am Starnberger See würden beispielsweise interessante Ansätze verfolgen, weiß Bgm. Knabl. Dort wird landwirtschaftlicher Grund angekauft und anschließend in Bauland umgewidmet. Der Verkäufer bekommt dafür einerseits einen Aufschlag - sozusagen als Kompensation für die Wertsteigerung durch die Widmung – und andererseits das Baurecht zugesprochen. Laut Knabl kann die Gemeinde so als Eigentümer leistbaren Wohnraum schaffen und zudem zukünftige Spekulation eindämmen.   

Standort stärken

Knabl möchte den Standort Söll auch in wirtschaftlicher und touristischer Hinsicht stärken. Dabei sieht er beispielsweise in der Digitalisierung einen großen Handlungsbedarf.

"Der Breitbandausbau muss zügig vorangetrieben werden um insbesondere auch in der ländlichen Region konkurrenzfähige Arbeitsplätze und Betriebe ansiedeln bzw. halten zu können",

so der Bürgermeister. Viele Haushalte und Betriebe werden zudem bereits von einem Hackschnitzel-Fernheizwerk versorgt. Die aktuelle Energiekrise zeigt, dass Abhängigkeiten in diesem Bereich - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht gerade günstig sind. Daher müsse man im Ort alle nachhaltigen und klimaverträglichen Maßnahmen forcieren, so Knabl, der hier vor allem an Photovoltaik- und Solarnutzung denkt. Söll sei zudem eine vom Tourismus geprägte Ortschaft. Dadurch seien viele Vorteile für die Gemeinde und für die Bevölkerung entstanden, betont der Bürgermeister. Allerdings müsse man auch auf die Ausgewogenheit zwischen Gastfreundschaft und den Bedürfnissen der Einheimischen achten. Der Entwicklungsprozess „Lebensqualität am Wilden Kaiser“ hat dazu bereits einige mögliche Maßnahmen ergeben. Diese gelt es nun umzusetzen, um eine nachhaltige Verbesserung zu erreichen.

Interaktives "Mitmach-Museum"

Im Oktober 2019 hat man sich im Zuge des Dialoges "Lebensqualität am Wilden Kaiser" auch stark mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Da sei die Idee einer Art "Umweltschule" aufgekommen. "Der Begriff hat uns aber nicht gefallen", erinnert sich Knabl, der selbst bei den Workshops dabei war. So habe man sich auf den Begriff "Science Center" geeiningt. Da gehe es um eine Art "Mitmach-Museum", welches sich auf Natur, Klima und Nachhaltigkeit fokussiert. Damals seien auch viele Experten dabei, unter anderem auch von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Drei Konzepte für das "Science Center" seien damals schon ausgearbeitet worden. Eine würde leerstehende Fläche bevorzugen. Eine Kostenkalkulation gebe es zu dieser Variante noch keine, da die dafür angedachten Gebäude erst genauer unter die Lupe genommen werden müssten. Eine zweite Möglichkeit könnte ein kleiner Neubau in der Höhe von einer bis drei Millionen Euro sein.Die dritte Variante beinhaltet ein neues Gebäude im Zentrum, welches ab fünf Millionen Euro aufwärts realisierbar sei. Laut Knabl gelte es jetzt, die Gespräche dazu wieder aufzunehmen und gemeinsam die beste Lösung zu erarbeiten. In die Überlegungen müsse natürlich auch einbezogen werden, dass im Moment "keiner weiß, wie Besucherzentren nach Corona funktionieren".

Die Jugend mitreden lassen

Ebenfalls neu ist der sogenannte „Zukunftsdialog“. Dieser besteht derzeit aus zehn Jung- bzw. Erstwählern, die sich mit Themen auseinandersetzen, die speziell für die Jugend interessant sind. Zudem sind die Mitwirkenden zugleich Ersatzmitglieder der Gemeinderäte. So würde die Jugend langsam an die kommunale Politik herangeführt werden, betont Knabl. Als Zeichen der Wertschätzung wurde das junge "Zukunftsdialog-Team" bereits zur Besichtigung des Bundesrates nach Wien eingeladen.

Kein Dorffest

Derzeit laufen auch die Vorbereitungen für die Sommerveranstaltungen auf Hochtouren und es wird laut Knabl intensiv an einem abwechslungsreichen Programm gearbeitet. Da es allerdings nicht machbar erscheine, ein gutvorbereitetes Dorffest abhalten zu können, soll den Vereinen die Möglichkeit angeboten werden, sich bei den wöchentlichen Veranstaltungen einbringen zu können.

Mehr Infos zur Gemeinde Söll findest du hier.
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In Söll könnte künftig ein interaktives Museum bzw. Besucherzentrum entstehen, welches sich auf Natur, Klima und Nachhaltigkeit spezialisiert. Konzepte dazu gebe es bereits, die Gespräche müssen aber erst wieder Fahrt aufnehmen. | Foto: Barbara Fluckinger
Sölls Bürgermeister Wolfgang Knabl hat bereits viele Punkte auf seiner Agenda stehen. Leistbarer Wohnraum ist einer davon. | Foto: Wolfgang Knabl
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