100 Jahre Republik

Tiroler Dorf im Urwald: 85 Jahre "Österreicherkolonie" Dreizehnlinden

TREZE TILIAS/BEZIRK (nos). Vor etwas mehr als 85 Jahren, am 8. September 1933, trafen sich rund 85 Nord- und Südtiroler sowie Vorarlberger und einzelne aus anderen Bundesländern am Bahnhof in Wörgl, auf der Suche nach einem besseren Leben in der Ferne – manche wohl auch aus Abenteuerlust. Zwei Tage später lief ihr Schiff, die "Principessa Maria", aus dem Genueser Hafen aus. Mit an Bord war auch der frühere Landwirtschaftsminister Andreas Thaler aus der Wildschönau, der just an diesem Tag seinen 50. Geburtstag feierte. Es sollte ein gutes Omen für den Neubeginn in Südamerika sein. Bis zum 1. Jänner 1938 sollten noch 15 weitere Transporte folgen, über 800 österreichische Auswanderer machten sich auf den durchaus beschwerlichen Weg. Ihr Ziel: Dreizehnlinden ("Treze Tilias"). 130 der Pioniere kamen dabei aus dem Bezirk Kufstein. Besonders in der Wildschönau (46), Kirchbichl (21), Wörgl (39) und Kramsach (14) waren Bereitwillige zu finden, die der jungen Republik nach Ende des Ersten Weltkriegs und in der Not der Weltwirtschaftskrise den Rücken kehrten. Es waren vor allem Landarbeiter und Bauern, sowie vereinzelte Handwerker, aber auch ein Pfarrer, eine Hebamme und ein Nottierarzt, die mit Kind und Kegel ein besseres Leben in Brasilien suchten. Schon in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts gingen zahlreiche Tiroler als Söldner in den Dienst der Habsburgerprinzessin Leopoldina, die dort zur Gemahlin des Kaisers dieser jungen Monarchie wurde.

Zwischen 1880 und 1918 war die österreichische Auswanderung nach Südamerika eine wahre Massenbewegung. Allein zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich emigrierten 15.513 Österreicher nach Brasilien. Nicht wenige haderten später mit ihrer Entscheidung, denn gerade das Pioniersleben im brasilianischen Regenwald war hart, arbeits- und entbehrungsreich.