Leserbrief
Veranstaltungen – eine Branche wird zu Grabe getragen

Es braucht Menschen, die Karten kaufen und nicht Menschen, die verstört, panisch und ängstlich zuhause bleiben.  | Foto: pixabay/Tama66
  • Es braucht Menschen, die Karten kaufen und nicht Menschen, die verstört, panisch und ängstlich zuhause bleiben.
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Leserbrief zum Thema Veranstaltungen in Zeiten der Corona-Politik von Lukas Blunder aus Kufstein - von der Redaktion ungekürzt und unbearbeitet.

Nicht nur die Tatsache, dass seitens des Landes Tirol größtenteils Volksmusik oder Blasmusikkapellen großzügige Förderungen genießen, weil sie ja scheinbar das einzige Tiroler Musik-Kulturgut repräsentieren, auch nicht die von der Bundesregierung eingeführten Babyelefanten- und Ampelregeln, die vom Landeshauptmann fast schon stolz verkündete Sperrstunde um 22 Uhr, die ach so überraschend, von den Horror-Szenarien-Predigern provozierten Reisewarnungen anderer Länder oder sonstige Einschränkungen sind das Hauptproblem am vorhersehbaren Tot der bunten Kultur- und Eventlandschaft hierzulande. Nein, das Problem, über das niemand spricht und schon gar nicht die Politik selbst, liegt offensichtlich auf der Hand.

Ein Beispiel aus der Praxis. Ein Verein aus Kufstein hatte für Anfang April ein Konzert einer U2 Tribute-Band geplant. Der Vorverkauf lief gut – bis zum Bekanntwerden des Virus und dem daraus erfolgten Lockdown. Das Konzert wurde auf Ende September verschoben, wo es schlussendlich auch stattgefunden hat. Zwischen Bekanntwerden des Virus und neuem Termin brach der Vorverkauf komplett zusammen – Verkaufszahlen im einstelligen Bereich waren das Resultat. Von den 50 Menschen, die ihre Karten – größtenteils vor dem Lockdown – online gekauft hatten, kamen im Endeffekt 16 (!) zum Konzert. 34 Besitzerinnen und Besitzer von bereits bezahlten Karten verzichteten auf den Besuch der unter strengsten Auflagen und dadurch minimalem Infektionsrisiko durchgeführten Veranstaltung. Und genau hier liegt der Hund begraben.

Es ist die nun fehlende Lust der Menschen ein Konzert zu besuchen, die von der Politik herbeigeführte Angst, das veränderte Konsumverhalten, dass das Veranstalten in der Zukunft finanziell unmöglich macht und das auch noch lange unmöglich sein wird. Niemandem in der Politik scheint bewusst zu sein, dass sich viele Veranstaltungen überhaupt erst bei über 90% Auslastung lohnen. Wenn 10% potenzieller Besucherinnen oder Besucher aus Angst oder Vorsicht zuhause bleiben, sind viele Veranstaltungen von Vorhinein dem finanziellen Minus ausgesetzt. Eine von der Regierung geplante „Versicherung für Veranstalter“, ein „Rettungsschirm“, großzügige Subventionen von Gemeinden für alle möglichen Veranstaltungen, treue Sponsoren aus der Privatwirtschaft – das alles wird nicht reichen, denn um erfolgreich veranstalten zu können, braucht es Menschen, die Karten kaufen und nicht Menschen, die verstört, panisch und ängstlich zuhause bleiben.

Außerdem registrieren Veranstalter die medialen Berichte über jenseitige Strafen für die Nichteinhaltung höchst bedenklicher und viel diskutierter „Corona-Regeln“, beispielsweise in der Gastronomie. Der Innenminister predigt jeden Tag, „strengstens zu kontrollieren und überall Polizistinnen und Polizisten hin zu stellen“. Nein, Spaß hat ein Veranstalter keinen, wenn ihn andauernd die Sorge um das finanzielle Fiasko plagt und er ständig Angst vor horrenden Strafen haben muss, wenn sich mal zwei Gäste von der Musik getrieben von ihren zugewiesenen Sitzplätzen erheben um auf deren eigenen 5 Quadratmetern Platz zu schunkeln. Die Freude zu schunkeln wurde uns Veranstaltern von der Angst-Politik genommen und die Branche wird noch monatelang mit tiefen Gräben klar kommen müssen. Das Fernbleiben unserer Kundinnen und Kunden aus Angst oder Vorsicht und die daraus resultierenden Schäden sind irreparabel.

Lukas Blunder, Kufstein

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