Vision
Wie sich Wörgl in den nächsten 10 Jahren entwickeln soll

Bei der Gemeinderatssitzung in Wörgl wurden ein Verkehrskonzept sowie Pläne für die weitere Standortentwicklung präsentiert. | Foto: Christoph Klausner
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Bei der 46. Gemeinderatssitzung im Wörgler Komma wurde eine ganzheitliche Verkehrslösung sowie eine Stadt- und Standortanalyse vorgestellt. 

WÖRGL. Mit Spannung wurde die Wörgler Gemeinderatssitzung am Donnerstag, den 17. Februar erwartet. Grund dafür waren nicht die anstehenden Gemeinderatswahlen, sondern die Tagesordnungspunkte "3.2" und "3.3". An diesen Stellen wurde nämlich jeweils eine 15-minütige Präsentation über eine ganzheitliche Verkehrslösung und eine Stadt- und Standortanalyse abgehalten.

Die Vorgeschichte

Wörgl ist eine vom Verkehr geplagte Gemeinde - das weiß man auch über die Stadtgrenzen hinaus. Aus diesem Grund wurde 2020 in Abstimmung mit dem Land Tirol und in Begleitung von Univ.-Prof. Markus Mailer ein Projekt für eine ganzheitliche Verkehrslösung gestartet. Dazu wurde auch eine Ausschreibung gemacht, welche die Planungsgemeinschaft aus dem Büro für Verkehrs- und Raumplanung Innsbruck und "FxA Ursula Faix architecture", kurz BVRFxA, gewinnen konnte. Ab Juni 2021 wurde dann mit der Planung losgelegt - Zielvorgabe war unter anderem auch die Beruhigung der B171 (Salzburger/Innsbrucker Straße). Zum gleichen Zeitpunkt startete eine Stadt- und Standortanalyse, welche das vorhandene Angebot an Geschäften, Unterkünften, Gastronomie, Industrie, Wohnen, Freizeit- und sonstigen öffentlichen Einrichtungen untersuchte. In vier Workshops konnten Vertreterinnen und Vertreter der Stadtpolitik, der Raumplanung, der Stadtverwaltung, des Stadtmarketings und der Infrastruktur ihre Ideen miteinander austauschen. Beratend zur Seite stand in diesem Prozess das Fachberatungsbüro "Standort+Markt" aus Baden. Beide Projekte greifen ineinander und wurden daher auch immer wieder abgeglichen, um so frühzeitig gegensätzliche Entwicklungen zu erkennen und anzupassen.

Um eine Verlagerung weg vom PKW-Verkehr zu schaffen, muss einerseits der öffentliche Raum attraktiviert werden. Andererseits müssen auch die Öffis sowie Rad- und Fußwege ausgebaut werden. | Foto: Christoph Klausner
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Nicht "3G", sondern "3V"

Für Ursula Faix steht fest, dass man den Verkehr nie isoliert betrachten darf, sondern immer in Kombination mit Raumplanung und Städtebau. Zudem muss man auch alle Verkehrsteilnehmer – PKW, Radfahrer, Fußgänger und Öffis – berücksichtigen. Um nun eines der Hauptziele, die Beruhigung der B171 zu erreichen, soll laut Faix die "3V"-Regel angewendet werden. Das heißt, dass man einerseits das Mobilitätsverhalten verändern kann. Dies gelingt am besten, wenn der öffentliche Raum möglichst attraktiv ist. Andererseits soll der Verkehr auch verlagert werden. Ein Parkleitsystem soll helfen, auch die Neugestaltung der Brixentalerstraße müsse ins Auge gefasst werden. Zu guter Letzt darf man auch nicht auf die Vermeidung vergessen. Zum Beispiel könnten Mikrodepots helfen, um den Lieferverkehr in der Stadt zu verringern. 

Ursula Faix präsentierte einige Maßnahmen des ganzheitlichen Verkehrskonzeptes. | Foto: Christoph Klausner
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Die "15-Minuten-Stadt"

Das nicht alle Schwerpunkte auf einmal umgesetzt werden können, steht für Faix außer Frage. Mit der Neugestaltung der Fußgängerzone würde aber ein erster Schritt in die richtige Richtung gesetzt werden. Als Vision könne man sich Wörgl auch als "15-Minuten-Stadt" vorstellen. Damit ist gemeint, dass man im Umkreis von 800 bis 1.000 Meter alle im Alltag wesentlichen Bedürfnisse stillen kann. Rund um das Pflichtschulzentrum sieht Faix dies bereits fast erreicht. Es wurden dann auch noch viele Maßnahmen, wie zum Beispiel ein verbessertes Radrouten- oder Busliniennetz, im Schnelldurchlauf aufgezählt. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass das Hauptziel, die Beruhigung der B171, auch durch viele Maßnahmen erreicht werden sollen, die von der Nordtangente unabhängig sind. Ein neues Zentrum im südlichen Bereich der Bahnhofstraße wär eine solche Maßnahme - für Faix "eine Riesenchance, um die B171 auch als Raum wahrzunehmen".
"Das Verkehrskonzept ebenso wie alle Maßnahmen der Stadtentwicklung werden uns mindestens 10 Jahre lang begleiten", schließt Bgm. Hedi Wechner mit einem Ausblick auf die Zeitspanne.

Hannes Lindner schaut sich zu Beginn auch immer die Anzahl der Leerstände an, denn diese weisen darauf hin, ob in einer Stadt etwas falsch laufe.  | Foto: Christoph Klausner
  • Hannes Lindner schaut sich zu Beginn auch immer die Anzahl der Leerstände an, denn diese weisen darauf hin, ob in einer Stadt etwas falsch laufe.
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Wie geht's der Stadt?

Im Anschluss an das Verkehrskonzept präsentierte Hannes Lindner ("Fachberatungsbüro Standort+Markt") auf unterhaltsame Art und Weise die Ergebnisse der Stadt- und Standortanalyse. Man habe alle "Nutzungsschichten" - wie zum Beispiel Wohnen, Freizeit, Shopping oder öffentliche Ämter – analysiert. Dabei wurde auch auf die oberen Stockwerke geachtet, um Potenzial für Verdichtungen zu erkennen. Generell schlägt Lindner vor, die Nutzungsschichten so anzuordnen, sodass "das Zentrum wieder zu pulsieren beginnt". Er betont auch, dass Wörgl mit einer Leerstandsquote von 12 Prozent gar nicht so schlecht dastünde. In den Bezirkshauptstädten liegt diese Zahl durchschnittlich bei 18 Prozent. 

Der Hundeknochen: An beiden Enden der Bahnhofstraße sollen sogenannte Magnetbetriebe oder Zentren angesiedelt werden, die als Eingangstor dienen. | Foto: Christoph Klausner
  • Der Hundeknochen: An beiden Enden der Bahnhofstraße sollen sogenannte Magnetbetriebe oder Zentren angesiedelt werden, die als Eingangstor dienen.
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Ein Hundeknochen als Vision

In viel langen Workshops habe man sich viele Bereiche angesehen, ein Kernthema für Wörgl in der Stadtentwicklung ist aber auch das "Shoppen". Immerhin würden insgesamt rund 110.000 Menschen das Einkaufsangebot in Wörgl nutzen. Um das Zentrum der Stadt, sprich die Bahnhofstraße, wieder zu beleben, braucht es laut dem Fachberater "einen Hundeknochen". Gemeint ist damit, dass an beiden Enden der Einkaufsstraße anziehende Punkte entstehen sollten - im Norden werde mit der Fußgängerzone bereits dahingehend etwas bewirkt, im Süden könnte das "Stadtzentrum Neu" als Eingangstor dienen. Im mittleren Bereich lautet Lindners Devise "Pimp my Bahnhofstraße" - man müsse Anreize schaffen, sodass die Geschäftseigentümer ihre Shops und Schaufenster möglichst attraktiv gestalten. In Summe würden dann wieder mehr Menschen das Einkaufserlebnis suchen und weniger vom Tablet aus bestellen. Essentiell wird aber auch sein, dass man Parkraum schafft. "Eine Parkraumbewirtschaftung mit nur einem Ticket wär ein Traum", so Lindner, der aber gleichzeitig betont das dies natürlich nicht einfach umzusetzen ist. (klau) 

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