Hält der Plan für Wörgls Damm?

Wörgl im Jahr 2005 | Foto: Land Tirol
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BEZIRK (nos). Bundesminister Andrä Rupprechter bekannte sich in Breitenbach zu seinen Zusagen, was den Hochwasserschutz im Tiroler Unterland betrifft. Auch wenn es im Zuge der Verhandlungen und Planungsarbeiten zu Mehrkosten komme, werde sich der Bund nicht aus der Verantwortung stehlen. „An den Kosten darf und wird ein Hochwasserschutz im Unterland nicht scheitern. Jetzt gilt es, die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehören auch ausreichende Retentionsräume“, machte Rupprechter klar.
Dass große Stauseen und Pumpspeicherkraftwerke bei andauernden Starkniederschlägen vor allem regional einen erheblichen Beitrag zum Hochwasserschutz leisten, ist bekannt. Ob es noch andere Möglichkeiten für den Hochwasserrückhalt im Gebirge gibt, wird nun in einer von Land Tirol und der Wildbach- und Lawinenverbauung in Auftrag gegebenen Studie untersucht. Günter Blöschl von der Technischen Universität Wien, Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie, führt diese durch, sie beinhaltet fünf Arbeitspakete: In den ersten drei Arbeitsschritten werden ein Niederschlagsmodell und ein Abflussmodell entwickelt und mit Pegeldaten überprüft. Dieses Abflussmodell enthält die bereits jetzt wirksamen alpinen Kraftwerkspeicher. Im vierten Arbeitsschritt werden etwa 100 größere, theoretisch realisierbare Rückhalteräume im alpinen Raum sowie kleinere Rückhaltemaßnahmen festgelegt und in die Modellrechnung einbezogen. Im letzten Arbeitsschritt erfolgt mittels einer Szenarien-Betrachtung die Beurteilung der Wirkung dieser Rückhaltemaßnahmen auf die Hochwassersituation am Inn.
Mit der Brandenberger und der Brixentaler Ache finden sich zwei der acht größten Innzuflüsse im Bezirk Kufstein.

Schimanek: "Politik kopflos", Margreiter: "Rundumschläge dumm"

Für FPÖ-NAbg. Carmen Schimanek sind "die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden. Dass mit dem Dammbau in Wörgl 2018 nicht begonnen werden kann, hat sich aber schon länger abgezeichnet".
„Einmal mehr hat sich bewahrheitet, was eigentlich schon jeder gewusst hat. Dass nun mit dem Dammbau nicht wie von Landeshauptmann Günther Platter versprochen 2018 begonnen werden kann, zeigt, wie dieser mit Zusagen umgeht. Und zeigt auch, wie kopflos seitens der zuständigen Politik agiert wird“, so Carmen Schimanek über die Tatsache, dass nun erst geprüft werden muss, ob es für die Realisierung des Hochwasserschutzes im Tiroler Unterland nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung brauche oder nicht. Denn falls diese schlagend wird, wackelt der Baubeginn im Jahr 2018. „Mich wundert nur, dass die zuständigen ÖVP - Politiker, allen voran LAbg. Alois Margreiter, sonst keiner großen Worte verlegen, dies nicht in ihre Überlegungen miteinbezogen haben. Das ist unprofessionell und zeigt erneut, das die Tiroler ÖVP keine Skrupel hat, die Bürgerinnen und Bürgern dieses Landes für dumm zu verkaufen. Vorbilder diesbezüglich gibt’s genug, auch der ehemalige deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer hat einst treffend bemerkt: Was schert mich mein Geschwätz von gestern. „Für mich ist das nicht nachahmenswert. Margreiter, Geisler und Platter dürfte dieser Spruch allerdings als Vorlage dienen, nicht anders ist die Ankündigung eines möglichen späteren Baubeginns zu erklären.“ Schimanek kritisiert in diesem Zusammenhang auch den Umgang mit den betroffenen Gemeinden. „Es scheint, dass diesen Informationen bewusst vorenthalten werden, nicht anders ist es zu erklären, dass sich dort nun massiver Widerstand gegen die Pläne des Landes artikuliert. Aber das war immer schon das Credo der Tiroler ÖVP. Drüberfahren und damit Basta!“ Und an die Adresse der Wörgler ÖVP-Listen, die derzeit großspurig die Umsetzung des Dammbaus einfordern: „Ihr seid gut beraten, euch in dieser Angelegenheit an eure Parteispitze im Land zu wenden. Das sind eure Ansprechpartner. Vielleicht könnt ihr euren Parteifreunden dann auch davon überzeugen, zuerst zu denken und dann zu versprechen.“

ÖVP-Landtagsabgeordneter Alois Margreiter zeigt sich verwundert über die Aussagen von FPÖ-Nationalrätin Carmen Schimanek zum Hochwasserschutz im Tiroler Unterland. „Es war von Anbeginn klar und wurde auch offen kommuniziert, dass man angesichts der Dimension des Projekts prüfen muss, ob ein UVP-Verfahren notwendig ist oder nicht. Niemand hat daraus ein Geheimnis gemacht. Es ist mir ein Rätsel, warum sich Schimanek hier plötzlich so empört und zum Rundumschlag ansetzt“, erklärt der Breitenbacher Bürgermeister.
Margreiter informiert zudem, dass laut den eingelangten Stellungnahmen der Materienbehörden wie Naturkunde, Siedlungswasserwirtschaft, Gewässerökologie, Waldschutz und Boden- und Pflanzenschutz derzeit kein UVP-Verfahren zu erwarten ist. „Es gibt die klare Tendenz, dass das Projekt keine Umweltverträglichkeitsprüfung durchlaufen muss. Der vorgelegte Zeitplan mit Baubeginn 2018 ist nach wie vor aufrecht. Die vor wenigen Wochen in Auftrag gegebene Detailplanung, die Ende 2016 vorliegen wird, bildet die Basis für die Optimierung möglicher Retentionsräume“, informiert Margreiter über die Fakten.

Mit ihren "untergriffigen und dummen Rundumschlägen, die jede Lösungsorientierung und Sachkenntnis vermissen lassen", disqualifiziere sich Schimanek selbst, so Margreiter. „Für mich sind diese realitätsfernen Aussagen, die eklatante Wissenslücken offenbaren, aber auch ein Beleg dafür, dass wir noch intensiver informieren müssen. Bereits beim nächsten Planungstreffen im kommenden April, zu dem auch wieder Vertreter aller betroffenen Gemeinden eingeladen sind, hat Schimanek Gelegenheit, sich aus erster Hand und umfassend informieren zu lassen. Ich hoffe im Sinne von uns allen, denen der Hochwasserschutz ein echtes Anliegen ist und die ihn nicht als Möglichkeit zur Selbstprofilierung missbrauchen, dass Schimanek diese Gelegenheit nicht wieder ungenutzt verstreichen lässt“, so Margreiter abschließend.

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