Nadine Stangl kocht im Park Hyatt: "Als Küchenchefin brauchst Eier"
Eine Frau als Küchenchefin im Wiener Park Hyatt: Nadine Stangl hat es mit gerade mal 32 Jahren geschafft. Im bz-Interview plaudert die zielstrebige Köchin über ihren Weg, der vorerst an der Wiener Nobeladresse ein Ende fand.
WIEN. Nadine Stangl ist zielstrebig, authentisch und ehrlich. Sie weiß genau was sie will und setzt sich selbst dafür gehörig unter Druck.
Wie schafft man so eine Karriere?
NADINE STANGL: Selbstdisziplin. Es war nicht leicht. Ich habe schon in den kleinsten Kabinen und in den schlimmsten Personalzimmern übernachtet. Du musst dich als Frau ständig behaupten. Egal, in welcher Position, du fängst immer bei null an. Gerade in dieser Männerdomäne.
Glauben Sie, dass sich das mal ändern wird?
Nein, nicht wirklich. Als Küchenchefin brauchst Eier. Es ist ein harter, stressiger Job und du musst fünf Sachen auf einmal machen. Es fordert wirklich sehr viel von einem. Es ist kein Familienberuf.
Sie haben 20 Mitarbeiter, mehr männliche oder weibliche?
Hier ist es interessanterweise ausgewogen. Das ist wirklich untypisch. Ich habe noch nie mit so vielen Frauen gearbeitet.
Sie waren schon in vielen Teilen der Welt tätig. Wo war es am spannendsten?
Jedes Land war spannend. Persönlich am besten gefallen hat es mir in der Karibik. Ich habe unweit vom schönsten Strand der Welt gewohnt. Das Leben, die Musik, die Menschen – einfach toll. Auch wenn es lange gedauert hat, bis ich als weiße Frau in der Küche akzeptiert wurde. Noch dazu ohne Glaubensbekenntnis in einem streng katholischen Land. Aber dann hab ich sie von mir überzeugt.
Über welche Situation können Sie heute noch schmunzeln?
Ich habe ein Jahr auf Malta gearbeitet. Eines Abends hat mir einer in einer Bar erzählt, dass er jemanden kennt, der für seine private Yacht in Afrika einen Koch sucht. Ich habe mir erst gedacht, ja, genau – und ich bin die Queen. Aber es hat gestimmt und einen Monat später war ich in Afrika. Dort habe ich für einen Director der "Harry Potter"-Filme, Pink, Natalie Imbruglia und Green Day gekocht.
Wie stehen Sie zum Thema Food-Trends?
Dass vorgegeben wird, was in ist und was nicht, ist Schwachsinn. Ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf, meine eigene Vorstellung, meinen eigenen Weg – da sind schon einige Chefs mit mir verrückt geworden. Ich muss mich mit dem Gericht identifizieren können.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Meistens konzipiere ich neue Gerichte, wenn ich mich ins Bett lege. In meinem Kopf schwirrt eine Zutat und um die herum kreiere ich das Rezept.
Wann planen Sie Ihren ersten Michelin-Stern?
Einen Stern will ich nicht. Das bringt nur unnötigen Druck und den mache ich mir schon selber. Sterne sind nicht mein Ziel. Mein Ziel ist, dass The Bank eines der zehn besten Restaurants der Stadt wird, und das – traue ich mich zu sagen – wird der Fall sein.
Wo sind Sie in fünf Jahren?
In meinem eigenen Restaurant irgendwo am Meer. Klein, fein, alles selbst gemacht. Einfach ehrliche Küche.
Zur Person: Nadine Stangl
Nadine Stangl wurde in Schladming geboren. Ihre Kochlehre absolvierte sie im Seehotel Rust. Den ersten Job bekam sie im Le Méridien in Wien als Commis de Cuisine. Von dort ging es in die große weite Welt. Erst Malta, dann Afrika.
Dass Stangl ein Arbeitstier ist, beweist ihr Jahr in Schottland. Erst wurde ihr erklärt, dass man eigentlich keine Frau in der Küche haben möchte und dann mussten gleich drei Personen ihren Job übernehmen, als es sie wieder zurück nach Wien zog. Stangl arbeitete über zwei Jahre bei Starkoch Oliver Scheiblauer, der sie sehr stark geprägt hat.
Ihre weiteren Stationen waren Portugal, die Karibik, die Turks- und Caicosinseln, Singapur, Mallorca, die USA, Kanada und Alaska. Seit Jänner 2017 ist Nadine Stangl Küchenchefin des Restaurants The Bank Brasserie & Bar im Park Hyatt Vienna in der Inneren Stadt. Die 32-Jährige weiß genau, was sie will, bezeichnet sich selbst als sehr strenge Chefin in der eigenen Küche und als genussvollen, kritischen Gast in anderen Restaurants.
The Bank Brasserie & Bar
1., Bognergasse 4
Sonntag bis Mittwoch: 6.30 bis 1 Uhr, Donnerstag bis Samstag: 6.30–2 Uhr
www.restaurant-thebank.at
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