Telefonseelsorge: Unter 142 hört immer jemand zu

Marlies Matejka und Alexandra Wagner (r.) sind für die Leitung der Telefonseelsorge Wien zuständig. | Foto: Wagner privat
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WIEN. Einsamkeit, Depression oder eine psychische Erkrankung: Diese Themen begleiten Marlies Matejka und Alexandra Wagner rund um die Uhr. Matejka und Wagner arbeiten bei der Telefonseelsorge und haben rund um die Uhr ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme ihrer Mitmenschen. Doch als Belastung sehen die beiden Damen ihren Job nicht. "Ich liebe meine Arbeit", erklärt Matejka. "Aber manche Lebensgeschichten, die ich am Telefon höre, gehen mir wirklich nahe." Besonders im Gedächtnis ist der Seelsorgerin eine Dame geblieben, die an einem Nachmittag von einem Park aus anrief, nur um den anderen Parkbesuchern zu zeigen, dass auch sie jemanden hat, den sie anrufen kann.

"Ich tue, was ich kann, um den Anrufern zu helfen. Und das ist, in der Zeit des Telefonats zuzuhören und jemanden meine ganze Aufmerksamkeit zu geben", so Matejka, die seit 34 Jahre als Telefonseelsorgerin tätig ist. "Ich bin seit 1982 dabei. Die erste Telefonseelsorge-Stelle in Österreich wurde 1966 in Linz von der katholischen gemeinsam mit der evangelischen Kirche gegründet." Seinen Ursprung nahm der Hilfsdienst 1953 in England: Der Baptistenpfarrer Chad Varah musste ein 14-jähriges Mädchen beerdigen, das Selbstmord beging. Daraufhin gab er ein Zeitungsinserat auf, man möge ihn doch vor einem Suizidversuch bitte anrufen.

Priesternotruf wird angeboten

Selbstmordgedanken zählen nach wie vor zu den Problemen der Anrufer, aber auch Alltagsprobleme wie Scheidung, Mobbing oder Überforderung mit pflegebedürftigen Angehörigen werden in den rund 33.000 Telefonaten erläutert, die pro Jahr geführt werden. Aber auch praktische Dinge wie die Vermittlung eines Priesters werden telefonisch durchgeführt. 185 mal wurde im vergangenen Jahr ein Priester unter 142 für eine Kranksalbung oder ein Gebet mit Hinterbliebenen angefordert.

Auch psychisch Kranke suchen Rat und Hilfe bei den Seelsorgern, die unter der Telefonnummer 142 erreichbar ist. "Es gibt Personen, die bis zu dreimal am Tag anrufen - denen müssen wir dann schon sagen, dass wir auch für andere Anrufer erreichbar sein wollen", so Wagner, die seit kurzem mit Matejka für die Leitung der Telefonseelsorge tätig ist. Etwa ein Drittel der Anrufer leiden an einer psychischen Krankheit, die Mehrheit aller Anrufenden ist weiblich. "Uns rufen mehr Frauen an und es arbeiten auch mehr Frauen als ehrenamtliche Seelsorger für uns", erklärt Wagner. "65 Prozent der Anrufer und 80 Prozent unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter sind weiblich. Die Seelsorger kommen aus ganz verschiedenen Berufen. Manchmal erleben sie ihren Job wenig befriedigend und möchten in ihrer Freizeit etwas Sinnvolles tun."

Nachts schlägt die Einsamkeit zu

Die Telefonseelsorger sind von 0 bis 24 erreichbar, die meisten Telefonate werden von 20 Uhr bis Mitternacht geführt. "Abends und nachts rufen mehr Menschen an - es sind dann andere Einrichtungen geschlossen und auch die Einsamkeit ist nachts am Stärksten zum Spüren. Aber auch lustige Gespräche kommen mitten in der Nacht vor", erinnert sich Matejka an einen Anrufer, der mitteilen wollte, dass er Vater geworden war, aber um drei Uhr nachts niemanden anrufen und von seinem Glück erzählen konnte. "Solche Anrufe sind natürlich eine Seltenheit. Neben psychischen Erkrankungen ist die Einsamkeit ein Hauptgrund, warum uns Leute anrufen. Einmal hat eine Dame in der Nacht angerufen, deren Mann vor zwei Wochen gestorben ist und die mit jemanden reden wollte, da sie das leere Bett neben sich nicht ertragen hat", so Matejka.

Natürlich geht auch die Telefonseelsorge mit der Zeit und bietet ein offenes Ohr auch online an. Seit 2012 kann per verschlüsseltem E-Mail Rat gesucht werden, ab September werden Beratungen per Chat angeboten. Auch hier hat Anonymität oberste Priorität - für Matejka ein Hauptgrund des Erfolges der Telefonseelsorge. "Wir sind allerdings jetzt am Ende unserer Fahnenstange angelangt. Wir müssten eine dritte Leitung aufmachen, was organisatorisch schwer zu bewältigen wäre."

Zur Sache

Österreichweit stehen rund 700 Mitarbeiter für Rat und Hilfe am Telefon unter der kostenlosen Notrufnummer 142 zur Verfügung. Einfühlungsvermögen und Empathie müssen die Seelsorger mitbringen, eine fundierte, einjährige Ausbildung erhalten sie von der Telefonseelsorge. Die Anrufe dauern von von einer Minute bis zu einer Stunde. Die Anrufer sind statistisch zu 65 Prozent weiblich durchschnittlich zwischen 40 und 59 Jahre alt. Weitere Informationen unter www.telefonseelsorge.at

Marlies Matejka und Alexandra Wagner (r.) sind für die Leitung der Telefonseelsorge Wien zuständig. | Foto: Wagner privat
Rund um die Uhr ein offenes Ohr: Marlies Matejka und Alexandra Wagner (r.). | Foto: Wagner privat
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