Bürgermeister im Kreuzfeuer
Neue Stromleitung sorgt für hitzige Gemüter in Ried

Eine neue 110 kV Stromleitung aufs Plateau sorgt derzeit in der Gemeinde Ried für Ärger. Im Kreuzfeuer der Kritik steht Bürgermeister Elmar Handle. | Foto: Schwarz
  • Eine neue 110 kV Stromleitung aufs Plateau sorgt derzeit in der Gemeinde Ried für Ärger. Im Kreuzfeuer der Kritik steht Bürgermeister Elmar Handle.
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RIED (das). Es brodelt derzeit in der kleinen Gemeinde Ried im Oberinntal. Grund hierfür ist eine geplante 110 kV Freileitung auf das Sonnenplateau, welche über das Rieder Gemeindegebiet führen soll. Die Planung der Leitung sorgt dabei im Gemeinderat und in der Bevölkerung für erhitzte Gemüter.

Gemeinderat wurde im Dunkeln gelassen

Im Kreuzfeuer der Kritik steht Bürgermeister Elmar Handle, welcher das Projekt im Alleingang ausverhandelt hatte. "Der Gemeinderat hat von diesen Plänen bis zur letzten Sitzung nichts gewusst", betonte Gemeindevorstand Dr. Josef Siegele auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER.
Bereits seit dem Jahr 2017 stehe Handle nun als Substanzverwalter der Gemeinde in Verhandlungen mit der TINETZ, ohne Kenntnis des Gemeinderats, so der Vorwurf in Richtung Bürgermeister. Dabei ist Siegele nicht gänzlich gegen das Projekt: "Die Stromversorgung des Plateaus muss natürlich sichergestellt sein, aber nicht in dieser Art und Weise!" Der Jurist spricht sich für eine unterirdische Variante mit Erdkabel aus, denn die Stromleitung wird das Ortsbild nachhaltig negativ beeinträchtigen. Schon jetzt ist Ried von drei Seiten, gut sichtbar, umspannt. Auch habe der Bürgermeister zweimal sein Einspruchsrecht gegen das Projekt nicht in Anspruch genommen. Selbst die eigene Liste des Bürgermeisters stehe nicht hinter den Plänen und der Vorgehensweise des Ortschschefs, wie Siegele kritisiert.

Alle Alternativen werden geprüft

Elmar Handle bemüht sich nun um Beschwichtigung: "Ich habe nach bestem Wissen und Gewissen für die Gemeinde Ried gehandelt, vor allem nicht Gesetzwidrig!" so der Rieder Ortschef. Er habe sich in den ersten Gesprächen sehr wohl für eine unterirdische Variante ausgesprochen, allerdings wurde dies von Seiten der TINETZ als nicht möglich abgetan. Auch eine mögliche Variante über Ladis wurde vom Betreiber als technisch nicht machbar eingestuft. "Wir haben mehrere Szenarien durchgespielt, dabei wurde nicht nur die einfachste Lösung akzeptiert", beteuerte der Bürgermeister. Er werde aber erneut alle möglichen Alternativen prüfen, um sicherzustellen, dass er von der TINETZ bezüglich der technischen Machbarkeit nicht hinters Licht geführt wurde.

Erdkabel war nie ein Thema

Der Geschäftsführer der TINETZ GmbH, Dipl.-Ing. Thomas Rieder, zeigt sich über die Vorgänge in der Gemeinde überrascht: "Wir haben mit allen Beteiligten, seien es Grundeigentümer oder Gemeinden, Gespräche geführt. Diese sind aus unserer Sicht sehr positiv abgelaufen. Dass wir nun zum Spielball der Gemeindepolitik geworden sind, überrascht uns nun doch ein wenig!" So wurden von Seiten der TINETZ alle nötigen Infos herausgegeben, der Dialog war dabei sehr wichtig, wie Rieder betont. Auch wurde das Vorprüfungsverfahren positiv abgeschlossen, dabei gab es auch keinerlei Einsprüche. "Die unterirdische Verlegung des Kabels war zu keinem Zeitpunkt ein Thema, das ist aus vielerlei Hinsicht einfach nicht möglich und zweckmäßig. Die neue Stromleitung ist essentiell für das Sonnenplateau, da teilweise die Grenzen der Versorgung erreicht sind und wir werden alles daran setzten die Pläne auch durchzuführen", so der Geschäftsführer weiter. Nichtsdestotrotz pocht Rieder weiterhin auf den Konsens, damit eine Lösung gefunden wird, mit der alle beteiligten leben können.

"Das Beste daraus machen"

Dass er die Verhandlungen ohne Einbezug des Gemeinderates geführt hatte, gibt Handle zu. Allerdings sei es immer leicht die Schuld einem Einzigen in die Schuhe zu schieben. Auch vermutet er eine politische Motivation hinter der Aktion gegen ihn. "Falls der Bürgermeister meine ich hätte es auf den Bürgermeistersessel abgesehen, dann muss ich ihn enttäuschen. Dies wäre schon aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit nicht möglich!" so Josef Siegele, welcher für die Landesvolksanwaltschaft tätig ist.
Die Möglichkeiten gegen die Stromleitung seien, da ein öffentliches Interesse bestehe, sehr eingeschränkt, "das Projekt ist schwierig zu verhindern". "Wir werden nun das Beste daraus machen, auch für die Region!" betonte der Bürgermeister nochmals in alle Richtungen. Das naturschutztechnische und forstrechtliche Verfahren ist noch offen, auch wurden noch keine Dienstbarkeiten unterschrieben. Außerdem wurde im Gemeinderat einstimmig beschlossen, alle Rechtsmittel auszuschöpfen, um das Projekt in dieser Form zu verhindern.

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