TIWAG-Projekt
WWF und CIPRA kritisieren Ausbaupläne des Kraftwerks Kaunertal

- Der Speicher Gepatsch im Kaunertal: Die TIWAG plant den Ausbau zu einem Pumpspeicherkraftwerk.
- Foto: Carolin Siegele
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Die Kraftwerkspläne des Tiroler Landesenergieversorgers würden gegen CIPRA-Kriterien für nachhaltigen Wasserkraftausbau in den Alpen verstoßen. WWF und CIPRA fordern daher einen sofortigen Stopp, da die "ökologischen Schäden zu groß" seien. Forderungen nach einem Stopp erteilt der TIWAG-Aufsichtsratsvorsitzende LR Mattle eine klare Absage.
KAUNERTAL. In einer gemeinsamen Pressekonferenz in Innsbruck kritisierten die Naturschutzorganisation WWF Österreich und die Alpenschutzkommission CIPRA International den geplanten Ausbau des Kraftwerks Kaunertal. Laut einer aktuellen Beurteilung der Erweiterungspläne des Tiroler Landesenergieversorgers TIWAG würden diese gegen mehrere Kriterien für nachhaltige Wasserkraftnutzung der Alpenschutzkommission CIPRA International verstoßen.

- Ausbau Kraftwerk Kaunertal: Bereits 2009 wurden die Pläne eingereicht – derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung.
- Foto: Carolin Siegele
- hochgeladen von Othmar Kolp
Sofortiger Stopp des Megabauvorhabens
Der WWF Österreich fordert daher den sofortigen Stopp des Megavorhabens, das mehrere Tiroler Naturjuwele für immer zerstören würde.
„Dieses völlig überdimensionierte Projekt steht wie kein anderes für die einseitige und überholte Energiepolitik des Landes Tirol und der TIWAG. Die von CIPRA festgestellten, substantiellen Versäumnisse zeigen, dass der Ausbau nicht naturverträglich realisierbar ist“,
kritisiert Hanna Simons, Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung des WWF.
„Wir beurteilen normalerweise keine Einzelprojekte und sind auch nicht grundsätzlich gegen Wasserkraft in den Alpen“, erklärt Kaspar Schuler, Geschäftsführer der CIPRA International.
„Der geplante Kraftwerksausbau verstößt aber so eindeutig gegen unsere Kriterien für nachhaltige Wasserkraftnutzung, dass wir die Einstellung des Projekts empfehlen.“

- Hanna Simons, Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung des WWF.
- Foto: Pamela Rußmann
- hochgeladen von Othmar Kolp
Kein weiteres ökologisch wertvolles Hochtal opfern
Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal verstößt laut Kaspar Schuler vor allem gegen zwei zentrale CIPRA-Kriterien für nachhaltigen Wasserkraftausbau: Das wichtigste betrifft den Erhalt der letzten ökologisch intakten Flüsse, Bäche und Flussstrecken, was auch die von Österreich mitunterzeichnete Wasserdeklaration der Alpenkonvention festhält.
„Den vom Ausbau des Kraftwerks Kaunertal betroffenen Gletscherflüssen Venter und Gurgler Ache sollen bis zu 80 Prozent des Wassers entzogen werden. Das hätte fatale Folgen für die Gewässerökologie der beiden Flüsse und auf das Ötztal, das schon jetzt zu den niederschlagsärmsten Tälern Tirols gehört“,
kritisiert CIPRA-Geschäftsführer Schuler.
„Dasselbe trifft auf das Platzertal zu, das hinter einem 120 Meter hohen Staudamm verschwinden soll – es darf doch kein weiteres ökologisch wertvolles Hochtal geopfert werden.“

- Kaspar Schuler, Geschäftsführer der CIPRA International.
- Foto: DarkoTodorovic
- hochgeladen von Othmar Kolp
Vorausschauende Planung fehlt
Darüber hinaus kritisiert die Alpenschutzkommission den zu starken Fokus der Tiroler Energiewende auf die bereits extrem ausgebaute Wasserkraft. „Bevor ein Projekt von diesen Dimensionen in Betracht gezogen werden darf, muss zuerst alles getan werden, um den Energieverbrauch zu reduzieren und andere erneuerbare Energien naturverträglich stärker auszubauen.“ Derzeit produziert Tirol 95 Prozent seines Stroms aus Erneuerbaren mit Wasserkraft, während etwa der Anteil aus Photovoltaik weniger als 1,5 Prozent beträgt. Auch sind in Tirol erst rund ein bis zwei Prozent des PV-Potenzials ausgeschöpft.

- TIWAG-Aufsichtsratsvorsitzender und Wirtschaftslandesrat Anton Mattle (Tiroler Volkspartei).
- hochgeladen von Sieghard Krabichler
VP-Mattle hält an Kraftwerksplänen fest
VP-Landesobmann und Landeshauptmannkandidat Anton Mattle erteilte den politischen Forderungen von WWF und CIPRA umgehend eine Absage.
„Am Ausbau der Wasserkraft und dem Ziel der Energieautonomie führt kein Weg vorbei. Tirol ist ein Wasserkraftland und hat viel Potenzial bei der Photovoltaik und anderen erneuerbaren Energieträgern. Ohne die Nutzung dieses Potenzials wird uns die Energiewende und effektiver Klimaschutz aber nicht gelingen. Deshalb ist der Ausbau der Wasserkraft für mich nicht verhandelbar“,
hält der TIWAG-Aufsichtsratsvorsitzende Mattle fest. Mit der sturen Haltung gegen den Ausbau der Wasserkraft befeuere der WWF nur Abhängigkeiten aus dem Ausland und verzögere den Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl.

- Tirols FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger.
- Foto: Baumgartl
- hochgeladen von Lucia Königer
FPÖ: Umweltverträgliche Wasserkraftgewinnung
Für die FPÖ Tirol braucht es neben einer richtigen Photovotaikoffensive auch eine umweltverträgliche Wasserkraftgewinnung.
"Woher soll in Zukunft die Energie kommen, wenn wir nicht in Tirol selber alles daransetzen, dass die Wasserkraftnutzung gefördert wird. Die ÖVP und die Grünen haben beides in den vergangenen neun Jahren unterlassen, damit wir endlich unabhängig vom internationalen Strommarkt werden können, eine Schande, und bezahlen müssen es nun die Ärmsten der Armen in Tirol, denn sie müssen auf Energie verzichten, aufgrund der horrenden Energiepreise",
kritisiert Landesparteiobmann Markus Abwerzger.

- Petra Wohlfahrtstätter (Tiroler Grüne).
- Foto: Grüne
- hochgeladen von Georg Herrmann
Grüne: "Bedenken ernst nehmen"
Die Tiroler Grünen verweisen darauf, dass die geäußerten Bedenken "ernst zu nehmen sind". "Wir waren dem Kraftwerk Kaunertal gegenüber immer kritisch und ein weiteres Mal bestätigt sich, dass dieses Kraftwerk nicht der Zielsetzung des 'ökologisch vertretbaren' Ausbaus entspricht", so Petra Wohlfahrtstätter. Für die Grünen stehe der Ausbau von Photovoltaik (PV) in Tirol im Mittelpunkt:
"Wäre der PV Ausbau von der ÖVP mit freundlicher Unterstützung der TIWAG nicht über Jahre verschleppt und blockiert worden, wären wir heute nicht in der misslichen Lage von russischem Gas derart abhängig zu sein",
so der Seitehibe der Grünen in Richtung Koaltionspartner.

- Liste Fritz-Kulbobmann Markus Sint.
- Foto: Liste Fritz
- hochgeladen von Lucia Königer
Liste Fritz will Mega-Pumpspeicherkraftwerk stoppen
Für die Liste Fritz sind hingegen die brutale Naturzerstörung und jahrelange Baustellen nicht hinnehmbar.
„Die TIWAG-Pläne für ein Mega-Pumpspeicherkraftwerk im Kaunertal sind völlig aus der Zeit gefallen, überdimensioniert und gehören sofort gestoppt. Das Landesunternehmen TIWAG soll nicht noch mehr Geld für weitere Planungen, Umplanungen und Gutachten verschwenden und das Projekt zurückziehen. Ansonsten muss die schwarz-grüne Landesregierung die Reißleine ziehen und das Megaprojekt stoppen“,
stellt Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint fest. Stattdessen ist endlich eine Offensive bei Photovoltaikanlagen sowie bei Trinkwasser-Kraftwerken anzugehen.

- SPÖ-Landesparteivorstand Georg Dornauer.
- Foto: SPÖ Tirol
- hochgeladen von Laura Sternagel
SPÖ und NEOS für Ausbau der Wasserkraft
SPÖ-Chef Georg Dornauer sieht in der Wasserkraft ein Kernelement im Kampf gegen den Klimawandel.
"Jedes Projekt unterliegt einer strengen Umweltverträglichkeitsprüfung und benötigt die entsprechende naturschutzrechtliche und wasserrechtlich Bewilligung."
Für das Ziel eines klimaneutralen Tirols 2040 brauche es rasches Handeln.

- Dominik Oberhofer von den Tiroler NEOS.
- hochgeladen von Sieghard Krabichler
Die NEOS Tirol verweisen auf den notwendigen Ausstieg aus Öl und Gas. Daher müssen alle vorhandenen Ressourcen genutzt werden.
"Der Bau eines Speicherkraftwerks ist daher unumgänglich",
betont Klubobmann Dominik Oberhofer. Kritik gibt es aber an den langen Bewilligungsverfahren, die auf "die Überholspur müssen."
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