Kaunertal: Harte, aber sachliche Diskussion

„Wir nehmen eure Sorgen ernst und werden daran arbeiten, das Ausbau-Projekt Schritt für Schritt zu verbessern“, versprach Tiwag-Projektleiter Wolfgang Stroppa
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  • hochgeladen von Herbert Tiefenbacher

Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks: Tiwag informierten im Kaunertal zum Projektstand

Vergangene Wochen kamen über 130 Kaunertaler zur Informationsveranstaltung der Tiwag ins Kaunertal-Center.

KAUNERTAL. Geplant ist, bis 2022 mit dem Ausbau des Kaunertal-Kraftwerks fertig zu sein. Die wesentlichen Anlagenteile sind der zweite Oberstufenspeicher im Platzertal, das Oberstufen-Pumpspeicherkraftwerk beim Gepatsch-Staudamm und das zweite Unterstufenkraftwerk in Prutz. Die Unterlagen für die UVP-Verfahren sollen im Frühjahr 2012 eingereicht werden.

Die Tiwag-Vorstände Bruno Wallnöfer und Alfred Fraidl mit ihren Experten an der Seite, informierten über den Projektstand. Dabei konnte die Bevölkerung auch Fragen stellen. Davon wurde reger Gebrauch gemacht. Es kam eine Fülle von Themen zur Sprache, die Anlass zu lebhaften Diskussionen gaben - von der Sicherheit, über die Belastungen und Beeinträchtigungen (z. B. Almwirtschaft) bis hin zu Entschädigungen. Trotzdem ist die Debatte sachlich geblieben. Am Ende der Veranstaltung versprach Projektleiter Wolfgang Stroppa: „Wir nehmen eure Sorgen ernst und werden daran arbeiten, das Ausbau-Projekt Schritt für Schritt zu verbessern“. Angedacht sind weitere derartige Informationsveranstaltungen.

Vize-Bgm. Werner Gfall lehnt das vorliegende Projekt vor allem deswegen ab, weil fast das gesamte Ausbruchsmaterial (rund 1,1 Millionen m³) im Kaunertal deponiert werde und der Bau so angelegt sei, dass nur das Kaunertal damit belastet werde. Zudem kritisiert Gfall die Dauer der Bautätigkeit: „Sieben Jahre ist für den Tourismus inakzeptable“, so Gfall. Tiwag-Projektleiter Stroppa sagte dazu: „Es wird ein Baustellenmanagement eingerichtet, um die Belastungen für Bevölkerung und Umwelt so gering wie möglich halten zu können“. Gelöst wird laut Stroppa auch das Nadelöhr-Problem in Prutz: „Unsere Planer arbeiten daran. Im Herbst sollten konkrete Ideen präsentiert werden können“.

Touristiker Armin Falkner vermisste einen Vertreter („LH Günther Platter würde schon passen“) des Landes. Er hätte gerne über Konkretes (Abgeltung und Ausgleichsmaßnahmen wie etwa wintersichere Zufahrt zum Gletscherskigebiet) diskutiert. Tiwag-Chef Wallnöfer zeigte Verständnis: „Dagegen ist nichts zu sagen. Wir arbeiten zurzeit an einem neuen Entschädigungsmodell, das darauf abzielt, einen Teil der Wertschöpfung in den Kraftwerksregionen zu belassen“. Zur Gletscherzufahrt merkte Wallnöfer an: „Die Tiwag wird die Straße bis zur Stauwurzel wintersicher ausbauen“.

ZUR SACHE

Bgm. Pepi Raich will Arbeitskreise bilden

Bgm. Pepi Raich (Kaunertal) will einen Forderungskatalog für die Verhandlungen mit der Tiwag erarbeiten. Er legt dabei großen Wert auf einen möglichst breiten Diskussionsprozess unter Einbindung aller involvierten Interessensgruppen. Gedacht ist an die Einrichtung von Arbeitskreisen für verschiedene Bereiche (etwa Tourismus, Landwirtschaft, Sicherheit und Verkehr). Bgm. Raich appellierte an die Kaunertaler Bevölkerung sich einzubringen und mitzuarbeiten.

Vom Bliggferner droht laut Chefgeologen keine Gefahr

Hofmann: „Es könnte zur Katastrophe kommen““

Was Anita Hofmann, Obfrau des Vereins „Lebenswertes Kaunertal“, ein ungutes Gefühl bereitet, ist der Gedanke, dass vom Bliggferner Gefahr drohen könnte. Hofmann beim Informationsabend der Tiwag: „Es könnte der ganze Hang auf einmal in das Staubecken rutschen und dann kann es zur Katastrophe kommen. Die Natur ist unberechenbar“. Bernhard Hofer, Gesamtprojektleiter der Tiwag, jedoch erwiderte: „Ein Bliggfernersturz kann deutlich nicht in den Speicher gelangen“. Dazu habe der Chef der Tirol Landesgeologie Gunther Heißel eine etwas andere Einschätzung geäußert, konterte Hofmann sofort.

Das Bezirksblatt fragte nach. Gunther Heißel: Er habe im Juni 2007 als sich am Bliggferner der gewaltige Felssturz (Massenbewegung) ereignete, befürchtet, dass sich im schlimmsten Fall Fels und Eis in den See ergieße. Im Oktober 2007 habe er aber bereits gesagt, dass aufgrund der Sturzereignisse und Bewegungsabläufe eine Gefährdung des Speichers Gepatsch immer geringer wahrscheinlich werde. „Und heute wissen wir es noch genauer. Die Festgesteinsverbände haben sich schon so aufgelöst, dass nur mehr kleine Sturzereignisse möglich sind. Diese erreichen den Stausee aber nicht“, so Gunther Heißel.

Zwei Gutachten der Technischen Universität Wien würden zum gleichen Ergebnis kommen, erklärte Bernhard Hofer von der Tiwag.

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