"Bei uns haben die Kühe noch Namen"
Am Weltmilchtag zogen die Landwirte Bilanz und warben für ein Top-Produkt: heimische Milch.
ZAMS (otko). Anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni machten die BauernvertreterInnen im Rahmen einer Milchverteilaktion beim Einkaufszentrum Der Grissemann auf die schwierige Situation der Landwirte aufmerksam. "Wir wollen die Bewusstseinsbildung beim Konsumenten weiter schärfen. Schließlich entscheidet der Konsument, welche Landwirtschaft er im Bezirk will. Durch den Kauf regionaler Produkte tut er etwas für seine Gesundheit und auch für die Landschaftspflege", erläuterte Bauernbunddirektor Dr. Peter Raggl. Regionalität sei auch wichtig, um eine flächendeckende Landwirtschaft im Bezirk aufrechtzuerhalten. "Neben der Ernährungsfunktion und der Landschaftspflege hängen auch viele Arbeitsplätze dran. Jeder fünfte Arbeitsplatz in Tirol hängt direkt oder indirekt mit der Landwirtschaft zusammen", informierte Raggl.
Wertschätzung wichtig
Im vergangenen Jahr war der Milchpreis mit rund 30 Cent pro Liter "im Keller" und ein Aufschrei ging durch das ganze Land. Mittlerweile liegt er bei 39 Cent pro Liter bzw. 53 Cent pro Liter für Bioheumilch. "Der Milchpreis hat sich wieder stabilisiert, aber ein Liter Mineralwasser kostet immer noch mehr. Ein Bauer betreibt für die Herstellung 365 Tage im Jahr viel Aufwand und es ist schwierig kostendeckend zu produzieren", gibt Raggl zu Bedenken. Zudem würde die Motivation der Bauern auch nachlassen, wenn ihr Produkt nicht wertgeschätzt werde. "Unsere Anstrengungen in Sachen Regionalität zeigen aber Wirkung und wir beobachten ein Umdenken, da die Leute die Nähe und Qualität schätzen", so Raggl.
Für Landwirtschaftskammer-Bezirksstellenleiter Peter Frank ist Milch ein hochwertiges Grundnahrungsmittel. "Wenn wir unsere Kulturlandschaft pflegen wollen, braucht es Viehhaltung. Unser Grünland können wir nur über Wiederkäuer veredeln, sonst wächst alles zu."
Mehr Direktvermarktung
Bezirksbauernobmann Elmar Monz verweist darauf, dass die Direktvermarktung besonders für den Bezirk Landeck wichtig sei, da 95 Prozent Nebenerwerbsbetriebe sind. Von den 340 Millionen Liter Milch, die in Tirol erzeugt werden, kommen über 6 Millionen Liter aus dem Bezirk Landeck – zusätzlich wird noch 1 Mio. Liter auf den Almen produziert. In drei Kleinsennereien Im Bezirk werden rund 300.000 Liter Milch verarbeitet.
"Wir können und wollen nicht mit dem Weltmarkt mithalten. Daher sind die Mehrerlöse durch die Direktvermarktung wichtig", betonte Monz. Zudem haben die Tiere im Bezirk rund 120 Auslauftage auf die Weide und das Tierwohl stehe an vorderster Stelle. "Wir trieben unser Vieh noch auf die Almen und es gibt eine funktionierende Almwirtschaft mit guten, regionalen Produkten. Jede Kuh hat noch einen Namen und die bäuerliche Familie pflegt im Gegensatz zu den großen Industrieställen noch den sozialen Kontakt zum Vieh. Dies schätzt der Konsument sehr", weiß Monz.
Für die Bezirksbäuerin Gertrud Denoth sind gerade die Bäuerinnen bei der Vermarktung ein wichtiges Bindeglied zum Konsumenten. "Durch verschiedene Aktionen wie 'Landwirtschaft macht Schule' schaffen die Bäuerinnen Bewusstseinsbildung und gerade durch die Kinder erreicht man auch die Eltern."
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