Auslandstrabocherin Stefanie Lackner
Eine Entscheidung von Herzen

Stefanie Lackner, Wissenschaftlerin in Aquakultur, mit ihrer kleinen Familie, Partner Hadle und Sohn Eirik (bald 2 Jahre), auf einer Fähre in Norwegen.  | Foto: Stefanie Lackner
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  • Stefanie Lackner, Wissenschaftlerin in Aquakultur, mit ihrer kleinen Familie, Partner Hadle und Sohn Eirik (bald 2 Jahre), auf einer Fähre in Norwegen.
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Stefanie Lackner aus Timmersdorf ging 2015 für Freund und Doktoratsstudium ins norwegische Stavanger, wo sie seither die ruhige nordische Lebenseinstellung genießt – mittlerweile zu dritt.

TIMMERSDORF/STAVANGER. Der Zufall führte Regie, als Stefanie Lackner vor sieben Jahren ihren heutigen Partner Hadle, einen Norweger, in Leoben kennenlernte und ihr somit der Weg in den Norden vorgezeichnet war. „Ich studierte Molekularbiologie und Molekulare Mikrobiologie in Graz. Zwischen Bachelor- und Masterstudium bekam ich die Chance, für ein halbes Jahr in Australien zu studieren, wo mir klar wurde, dass ich in der Wissenschaft tätig sein wollte und so machte ich mich auf die Suche nach einer Doktoratsstelle“, erzählt die 31-Jährige. Während ihrer Bewerbungsphase zog sie wieder bei ihren Eltern – ihr Vater ist Trabochs Bürgermeister Joachim Lackner – in Timmersdorf ein. „In dieser Zeit lernte ich zufälligerweise meinen heutigen Partner in Leoben kennen, der gerade ein Auslandssemester an der Montanuniversität begonnen hatte. In diesem gemeinsamen halben Jahr waren wir sehr viel in den Bergen unterwegs und reisten zusammen durch Österreich“, erinnert sich Stefanie Lackner.

Wagnis Neustart in Norwegen

Als Hadle für seinen Studiumsabschluss wieder nach Norwegen zurückkehren musste, nahm sie eine Doktoratsstelle in Wien an. „Ich brach aber nach fünf Monaten ab, ich erstickte in Arbeit und sehnte mich nach Ruhe, Natur und meinem Freund. Die Entscheidung, die Stelle aufzugeben, fiel mir nicht leicht, aber ich beschloss, einen Neustart in Norwegen zu wagen, genauer gesagt an Norwegens Westküste in Stavanger. Ich muss gestehen, ich hörte damals mehr auf mein Herz als auf den Verstand, buchte einen Flug, packte meinen Koffer und brach auf. Der Abschied von Freunden und Familie fiel damals nicht besonders schwer, denn ich wusste ja nicht, ob ich nicht nach einigen Wochen oder Monaten sowieso wieder zurückkehren würde. Aber die Jahre vergingen und ich wohne nun seit Herbst 2015 in Norwegen.“

Es ist alles entspannter

Kurz nach ihrer Ankunft bekam sie die Zusage für ein Doktorat in Biochemie an der Universität in Stavanger. Die neue Doktoratsstelle unterschied sich sehr von jener in Wien. „Die Arbeitsmenge war dieselbe, aber das Leben und die Leute waren um einiges entspannter. Auch die Nähe zur Natur macht es einem in Stavanger sehr einfach, im Sommer noch am Nachmittag oder Abend wandern oder laufen zu gehen, da es ohnehin nicht dunkel wird“, erzählt die Trabocherin, die auch mit Trailrunning und Klettern begonnen hat. „Die norwegischen Granitberge mit ihrer rutschsicheren Beschaffenheit eigenen sich perfekt dafür.“ Seit drei Monaten ist die 31-Jährige als Wissenschaftlerin in einem großen Unternehmen tätig, das neue Lösungen in der Aquakultur, d.h. in der Zucht von Lachs, Shrimp und Co. erforscht, um den Einsatz von Antibiotika und Chemikalien zu vermindern.

Aus zwei mach drei

„2019 kam unser Sohn Eirik zur Welt. Uns ist es besonders wichtig, dass er neben der norwegischen Kultur auch die österreichische kennenlernt. Wir kochen sehr oft Schnitzel, Käsespätzle oder Kaiserschmarren. Zusätzlich bekommen wir alle paar Monate ein Paket aus der Heimat, gefüllt mit österreichischen Delikatessen, darunter Kürbiskernöl“, freut sich Lackner. In Norwegen sei es üblich, bis 16 Uhr zu arbeiten und dann mit der Familie zu kochen. Zur Mittagszeit werde nur eine kleine Jause gegessen. „Diese Tradition gefällt mir sehr gut und ich möchte nicht auf diese gemeinsame Zeit verzichten wollen. Seit ich in Norwegen lebe, esse ich auch viel mehr Fisch, als ich das je in Österreich getan habe.“

Freundliche, aufrichtige Menschen

Um in ihrer Wahlheimat richtig Fuß fassen zu können, habe sie zwei Abendkurse in Norwegisch belegt. Für die Kommunikation sei die Landessprache aber nicht so wichtig, weil dort alle auch Englisch sprechen. Um jedoch „dazuzugehören“ sei es von Bedeutung, Norwegisch zu sprechen. „Kultur und Umgangsformen der Menschen waren etwas vollkommen Neues für mich. Norweger sind sehr freundliche, zufriedene und aufrichtige Menschen voll Nationalstolz, die die Natur schätzen. Und: Dinge, die in Österreich per Gesetz oder Vertrag festgelegt sind, beruhen in Norwegen auf reinem Vertrauen.“

Besuch der Eltern

Vor Ausbruch der Corona-Pandemie kam Stefanie Lackner alle drei bis sechs Monate nach Traboch oder sie wurde besucht. „Letztes Jahr wurde uns zum ersten Mal auf schmerzhafte Weise bewusst, dass zwischen Stavanger und Timmersdorf etwa 2.000 Straßenkilometer liegen. Seither waren wir nicht mehr in Österreich, hielten mit Freunden und Familie aber intensiven Kontakt via Skype. So bestaunten meine Eltern die ersten Gehversuche ihres Enkelsohnes über den Bildschirm.“ Umso größer war die Freude diesen Juli, als ihre Eltern endlich wieder zu Besuch kommen konnten.

Familie kommt vor der Arbeit

Was die Wissenschaftlerin in Aquakultur am meisten vermisst, sind neben Familie und Freunden die österreichischen Berge. „Ich vermisse auch die österreichische Offenheit und Geselligkeit sehr. Norweger brauchen etwas länger, um ‚aufzutauen‘ und auch die österreichische Gasthauskultur gibt es nicht. Was ich jedoch zu lieben gelernt habe, ist die Ruhe hier. In Norwegen gehen die Uhren langsamer, niemand ist gestresst und jeder nimmt sich Zeit für die Familie und sich selbst. Familie kommt hier immer vor der Arbeit, auch bei Männern“, erzählt Stefanie Lackner.
Ob sie und ihre kleine Familie in Norwegen bleiben oder doch nach Österreich ziehen, steht in den Sternen. „Aber rein aus Erfahrung weiß ich, dass solche Veränderungen oft nicht lange im Vorhinein geplant werden, sondern einfach passieren.“

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