Hilfe durch Go-on-Suizidprävention
Psychische Probleme: "Sprich darüber!"

Das Regionalteam der steirischen Go-on-Suizidprävention: Tamara Gruber, Ulrike Fuchs und Martin Schachner  | Foto: Go-on-Suizidprävention
  • Das Regionalteam der steirischen Go-on-Suizidprävention: Tamara Gruber, Ulrike Fuchs und Martin Schachner
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Die Corona-Pandemie setzt unserer Psyche zu. Die Go-on-Suizidprävention gibt wichtige Infos für psychische Gesundheit, auch in einem Webinar am 31. Mai.

LEOBEN. „Im ersten Lockdown gab es weniger Suizide als sonst, weil die Menschen offenbar in eine Art Schockstarre verfallen sind. Je länger die Situation aber andauert, desto schlechter wird die psychische Verfassung von vielen. Wir bemerken, dass Depressionen und Angststörungen zunehmen. Und das sind Risikofaktoren für Suizidalität“, berichten die Mitarbeiter der Go-on-Suizidprävention des Bezirkes Leoben. Sie wollen daher mit Informationen sowie Tipps den Menschen zu psychischem Gleichgewicht verhelfen, um so einem möglichen Suizid vorzubeugen.

Corona macht Angst

„Corona macht den Menschen Angst, sie fühlen eine Bedrohung durch Krankheit, fürchten um ihre Arbeit und Existenz. Besonders betroffen sind aktuell die 18- bis 25-Jährigen sowie Frauen mit Mehrfachbelastung wie Familie und Beruf. Betroffen können grundsätzlich aber alle Menschen sein, weil ein Ende der Krise nicht absehbar ist und die Situation besonders stresst“, erklärt Pädagogin Ulrike Fuchs, neben Martin Schachner und Tamara Gruber eine der Mitarbeiterinnen des Regionalteams der Go-on-Suizidprävention im Bezirk. Ältere Menschen scheinen mit ihrer Lebenserfahrung dennoch „krisenerprobter“ und stabiler zu sein.

Junge Menschen besonders belastet

Warum die Krise für junge Menschen im Speziellen eine so enorme psychische Belastung darstellt, erläutern Fuchs und Gruber so: „Jugendliche haben in diesem Alter bestimmte Entwicklungsaufgaben wie etwa das Streben nach Autonomie. Anstatt sich aber eigenständig zu machen, mit Freunden zu treffen, müssen sie ihre Zeit zu Hause verbringen. Die Umsetzung ihres Bestrebens gelingt derzeit folglich nicht.“ Das führe nicht selten zu Depressionen. „Körperliche Symptome können etwa Kopfschmerzen, Magen-Darmbeschwerden oder Schlafstörungen sein. Daraus kann sich eine Krankheit wie die Depression entwickeln.“ Und Depressionen seien eben ein großer Risikofaktor für Suizidalität.

Auf sich und andere achten

„Unser Ziel ist die Prävention. Uns ist wichtig, dass die Menschen die Risikofaktoren kennen, auf sich und andere achten, um Veränderungen zu bemerken und schließlich professionelle Hilfe in Anspruch nehmen“, betonen Ulrike Fuchs und Tamara Gruber, die als klinische Psychologin in der Psychosozialen Beratungsstelle Libit in Leoben tätig ist. Sollte jemand bei einer Person Veränderungen im Alltagsverhalten feststellen, wie etwa Rückzug aus dem sozialen Leben oder das Vernachlässigen von Hobbys, sollte die Person darauf angesprochen werden. „Es ist ganz wichtig, darüber zu sprechen, nachzufragen. Niemand wird dadurch auf die Idee gebracht, Suizid zu begehen. Im Gegenteil, es kann sehr entlastend sein für denjenigen, endlich über seine Sorgen und Probleme zu reden“, weiß Ulrike Fuchs. Sehr hilfreich ist auch die Unterstützung beim Finden von professioneller Hilfe, sei es ein Arzt oder eine Beratungsstelle.

Essenziell: darüber sprechen

Vor allem Männer sollten viel häufiger über ihre Sorgen und Ängste sprechen. „Männer begehen dreimal so oft Suizid wie Frauen. Das liegt daran, dass Männer psychische Probleme als Schwäche auslegen und nicht darüber sprechen, sich keine Hilfe holen. Grundsätzlich sind psychische Erkrankungen nach wie vor stigmatisierend, wir bemerken aber bereits eine positive Veränderung zu diesem Thema bei der jüngeren Generation und hoffen, dass sich hier ein Umdenken vollzieht.“ Um die Psyche auch in schwierigen Zeiten stabil und gesund zu halten, empfehlen Fuchs und Gruber, über Belastendes zu sprechen, soziale Kontakte zu pflegen, kreativ tätig zu sein, Bewegung in der Natur zu machen und sich seine gewohnte Tagesstruktur auch zu Hause beizubehalten. „Das schafft wichtige Erfolgserlebnisse im Alltag“, weiß das Team der Go-on-Suizidprävention Leoben.

DAS WEBINAR
"Coronakrise - Suizidalität und Hilfsmöglichkeiten", ein öffentlicher Vortrag für alle an dem Thema Interessierten, findet am Montag, 31. Mai, von 17 bis 18.30 Uhr statt.
Inhalte: Vorstellung von Go-on-Suizidprävention Steiermark, Theoretischer Input zum Thema Krisen, Einbezug von aktuellen Studien über die psychosozialen Auswirkungen der Pandemie, Hilfestellungen zur Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit
Referenten: Martin Schachner & Tamara Gruber
Aus organisatorischen Gründen wird um eine verbindliche Anmeldung bis 28.05.2021 unter le@suizidpraevention-stmk.at gebeten. Nach der Anmeldefrist wird der Link zur Veranstaltung zugesandt.

KONTAKT zur Go-on-Suizidprävention:
Regionalteam Leoben
Psychosoziale Beratungsstelle Leoben
Vordernbergerstraße 7
8700 Leoben
Telefon: 0664/ 88 54 88 76
Mail: le@suizidpraevention-stmk.at

Notruf- und Beratungsnummern

In absoluten Notfällen wenden Sie sich bitte an eine der folgenden Notrufnummern
Rettung: 144
Polizei: 133
Vergiftungsinformationszentrale: 01/ 406 43 43
Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, LKH Graz: 0316/ 21 91 – 0

Telefonische Hilfe
Telefonseelsorge (0-24 h): 142
Männernotruf (0-24 h): 0800 246 247
Tartaruga Krisentintervention für Jugendliche (0-24 h): 050/ 7900 3200
Rat auf Draht (0-24 h): 147
Ö3-Kummernummer (16-24 h): 116 123
Bäuerliches Sorgentelefon (Mo-Fr 8:30-12:30): 0810 676 810

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