Viel mehr als eine Partnergemeinde

25 Jahre Partnerschaft: Zwischen Tauplitz und Iklad herrscht eine tiefe Verbundenheit, wie nicht nur die Enthüllung der Gedenktafel in Tauplitz beweist. Mit dabei: Vzbgm. Kurt Edlinger, Vzbgm. Albert Sonnleitner, Bgm. Manfred Ritzinger, Bgm. a.D. Peter Schweiger, Bgm. Istvan Madarasz (Iklad), Geistl. Rat Anton Decker, Pfarrer Lazlo Babka mit Gattin, Diakon Franz Mandl und Josef Mayer (Iklad) (v.l.). | Foto: UMJ/Schloss Trautenfels
  • 25 Jahre Partnerschaft: Zwischen Tauplitz und Iklad herrscht eine tiefe Verbundenheit, wie nicht nur die Enthüllung der Gedenktafel in Tauplitz beweist. Mit dabei: Vzbgm. Kurt Edlinger, Vzbgm. Albert Sonnleitner, Bgm. Manfred Ritzinger, Bgm. a.D. Peter Schweiger, Bgm. Istvan Madarasz (Iklad), Geistl. Rat Anton Decker, Pfarrer Lazlo Babka mit Gattin, Diakon Franz Mandl und Josef Mayer (Iklad) (v.l.).
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TAUPLITZ, IKLAD. 28 Mitgliedstaaten zählt die Europäische Union zurzeit. In enger Zusammenarbeit verfolgen die Mitglieder die selben wirtschaftlichen und politischen Ziele. Aber nicht nur die Staaten sind eng miteinander in Kontakt, die Partnerschaft beginnt bereits auf Gemeindeebene: Viele Gemeinden im Bezirk Liezen haben Partnergemeinden im EU-Ausland. Im Fokus einer solchen Partnerschaft steht der kulturelle und wirtschaftliche Austausch. Auch Tauplitz, das seit der Gemeindefusionierung 2015 zu Bad Mitterndorf zählt, setzt auf eine solche Partnerschaft: Seit mehr als 25 Jahren besteht mit der ungarischen Gemeinde Iklad eine Partnerschaft. Dieses besondere Jubiläum wurde am vergangenen Wochenende sogar im Rahmen des Festabends "25 Jahre Partnerschaft Iklad – Tauplitz" gefeiert.

Geschichte, die verbindet

Bereits im Jahr 2017 reiste eine Delegation aus Tauplitz und Umgebung in das rund 50 Kilometer östlich von Budapest gelegene Iklad, um das 25-jährige Bestehen der Gemeindepartnerschaft zu feiern. Die Partnerschaft besteht seit 1992, die Verbindung liegt aber viel weiter zurück und hat einen geschichtlichen Hintergrund, der bis zur Zeit Maria Theresias reicht: Trotz aller Konvertierungsversuche hielt sich zur damaligen Zeit der protestantische Glaube im Ennstal hartnäckig. So kam es bereits 1525 zu Strafexpeditionen, 1599 zog die Religionsreformationskommission mit 800 Söldnern durch die Lande. Vor allem Erzherzog Ferdinand II. (1578 - 1637) drangsalierte die Protestanten. Aber selbst nachdem ihre Kirchen, Friedhöfe und Schulen zerstört, Bücher verbrannt und Religionsprüfungen durchgeführt worden waren, behielten sie ihren evangelischen Glauben.

Einschneidendes Jahr

Im Jahr 1752 folgte dann der grausame Höhepunkt dieser Hetzjagd: Am 1. August wurden in Tauplitz, Zlem und Wörschachtal, den „Nestern unbelehrbarer Ketzer“, protestantische Familien aus ihren Häusern gezerrt und gezwungen, loszumarschieren – der Auftakt der Ennstaler Protestantenvertreibung nach Iklad in Ungarn. Der Marsch der "Unbelehrbaren", bei dem Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, führte über Stainach, Steyr und Korneuburg bis nach Herta, nahe der Grenze zu Slowenien. Im Frühjahr 1753 wanderten die "Ketzer" weiter nach Iklad bei Pest in Ungarn, wo sie vom Grafen Gedeon I. Raday als Siedler aufgenommen wurden.

Zeichen der Verbundenheit

Um auf dieses erlittene Unrecht der Protestanten und die zwangsweise nach Iklad deportierten Personen zu erinnern, wurde nicht nur im Zuge des Besuches der Tauplitzer Delegation in Iklad im Vorjahr ein Denkmal eingeweiht, auf dem sich die Namen der vor über 200 Jahren ausgewiesenen Protestanten finden; auch beim Festabend in Tauplitz am vergangenen Wochenende wurde eine Gedenktafel enthüllt. Die Schicksale und das Leid der wegen ihres Glaubens aus ihrer Heimat vertriebenen Frauen und Männer, die großteils ihre Kinder zurück lassen mussten, können nicht rückgängig gemacht, die Erinnerung kann dadurch aber aufrecht erhalten werden – wie auch durch die Partnerschaft von Tauplitz und Iklad.

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