Streetwork in Linz-Land
"Sind immer auf der Seite der Jugendlichen"

Die Streetwork-Teams aus Traun und Leonding kümmern sich um die Anliegen von sozial benachteiligten Jugendlichen im Bezirk Linz-Land. | Foto: Streetwork Traun/BRS
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  • Die Streetwork-Teams aus Traun und Leonding kümmern sich um die Anliegen von sozial benachteiligten Jugendlichen im Bezirk Linz-Land.
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Streetwork unterstützt junge Menschen bei Problemen in allen Lebensbereichen. Das Angebot richtet sich an Jugendliche, die nicht mehr von herkömmlichen sozialen Hilfeeinrichtungen erreicht werden. In Oberösterreich gibt es derzeit  19 Streetworkstellen, in denen mehr als 3.600 Jugendliche von rund 50 Streetworkerinnen und Streetworker Hilfeleistung erhalten. In Leonding und Traun hat sich die wertvolle Jugendarbeit längst zu einer unverzichtbaren Dienstleistung entwickelt. 

LINZ-LAND. Seit mehr als 30 Jahren bietet Streetwork in Oberösterreich Unterstützung für Jugendliche im Alter von 12 bis 25 Jahren. In Leonding feiert heuer die mobile Jugendarbeit ihr 25-jähriges Jubiläum. Hauptinitiator des Projekts am Harter Plateau war der damalige Polizeipostenkommandant Oliver Bergsleitner, der den Bedarf für Streetwork erkannte. "Er sagte damals, die Jugendlichen brauchen etwas anderes, als immer nur die Polizei, die sie dann vertreibt", berichtet Nora Kronheim, die sich mit ihrem Kollegen Ike Okafor um die Anliegen und Probleme der Jugendlichen kümmert.

Nora Kronheim, Auslandspraktikantin Emma O'Neil aus Kanada und Ike Okafor. | Foto: BRS
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Workshops stärken Bewusstsein

Seit zwölf Jahren ist Streetwork Leonding in der Ehrenfellnerstraße, direkt neben der Sporthalle, beheimatet. "2010 entstand die Idee eines Jugendcafés. Im Zuge dessen wurde auch dieses tolle Haus gebaut, das uns viele Möglichkeiten bietet", erzählt Kronheim. Der Vorplatz des Hauses wird mit Pflanzen verschönert, im Wohnzimmer auf der Couch gechillt und in der Küche gemeinsam gekocht. Getränke und kleinere Mahlzeiten wie Toast dürfen die Jugendlichen jederzeit und kostenlos konsumieren.

Workshops zu jugendrelevanten Themen finden besonders hohen Anklang. "Wenn wir merken, dass ein Thema besonders oft angesprochen wird, dann holen wir uns Expertise von außerhalb dazu und tauschen uns mit den Jugendlichen darüber aus." Der letzte Workshop befasste sich mit Suchtprävention. "Da ging es um die Wirkung, Gefahren und Risiken beim Konsum von legalen und illegalen Substanzen." Der nächste Workshop findet in Zusammenarbeit mit der Aids-Hilfe statt und widmet sich dem Thema "Safer Sex". "Wir bekommen mit, dass dieses Thema von den Jungen sehr vernachlässigt wird zurzeit", sagen die Streetworker. 

Die Streetworkstelle am Leondinger Harter Plateau bietet viel Platz für die Jugendlichen.
  • Die Streetworkstelle am Leondinger Harter Plateau bietet viel Platz für die Jugendlichen.
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"Sind ein freiwilliges Angebot"

"Jeder Arbeitstag ist anders. Wir starten in der Regel um die Mittagszeit, gehen E-Mails oder sonstige Nachrichten auf Whatsapp oder Snapchat durch und machen Termine aus. Dann besprechen wir unsere Tour, und schon geht es raus auf die Straße", erzählt Okafor. Das Einsatzgebiet beschränkt sich nicht nur auf die Stadt Leonding. Die Streetworker sind ebenso in den Gemeinden Wilhering, Oftering, Kirchberg-Thening, Hörsching und Pasching unterwegs. 

Die Kontaktaufnahme findet ohne jeglichen Zwang statt. "Wir sind überall da, wo die Jugendlichen ihre Zeit verbringen, wie zum Beispiel in der Plus City. Wir sind ein freiwilliges Angebot und drängen uns nicht auf. Manchmal sind wir einfach nur anwesend, und die Jugendlichen kommen von selber auf uns zu." Jeden Dienstag ist die Streetworkstelle am Leondinger Harter Plateau von 16 bis 20 Uhr geöffnet. An manchen Tagen nützen bis zu 20 Jugendliche das Angebot.

Erlaubt es das Budget, dann geht sich einmal im Jahr ein größerer Tagesausflug aus. "Wir sind zum Beispiel einmal nach Gmunden gefahren. Das war ein tolles Erlebnis mit Bergbahnfahrt, Wandern am Baumwipfelpfad und Sommerrodeln. Es sind Unternehmungen wie diese, die den Jugendlichen in guter Erinnerung bleiben und so manche Alltagssorgen für den Moment vergessen machen", bestätigen Kronheim und Okafor. 

Am orangen Rucksack sind die Streetworker für die Jugendlichen erkennbar.
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"Jeder darf so sein, wie er ist"

Die Jugendlichen wollen auch erwachsene Gesprächspartner haben, die nicht zum Familiensystem gehören. Bei uns können sie ihre 'Bubble' verlassen und über andere Themen als sonst sprechen", erklärt Viktoria Wimhofer, die seit 17 Jahren als Streetworkerin in Traun tätig ist. Mit ihren Kollegen Volker Martensen und Fabian Kainz unterstützt sie die Jugendlichen in sämtlichen Lebensbereichen. 

"Wir helfen beim Schreiben des Lebenslaufs, nehmen gemeinsam AMS-Termine wahr, oder verfassen auch mal einen Einspruch, wenn jemand von der Polizei eine Strafe erhalten hat. Uns ist wichtig, dass die Jugendlichen wissen, dass wirklich alles, was wir besprechen, unter uns bleibt und es auch keine Konsequenzen gibt. Jeder darf bei uns so sein, wie er ist. Wir sind immer auf der Seite der Jugendlichen", betont das engagierte Streetwork-Team.

Fabian Kainz, Viktoria Wimhofer und Volker Martensen bilden das Streetwork-Team in Traun.  | Foto: Streetwork Traun
  • Fabian Kainz, Viktoria Wimhofer und Volker Martensen bilden das Streetwork-Team in Traun.
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Sprachrohr der Jugend

Das Angebot von Streetwork richtet sich an 12 bis 25-Jährige. Bei älteren Klienten ist die Themenlage naturgemäß eine andere als bei jungen Teenagern. "Es gibt junge Erwachsene, die einfach Betreuungsbedarf haben. Deshalb ist es gut, dass wir uns um sie ebenso kümmern können. Bei den Älteren geht es häufig um finanzielle Themen wie das Bezahlen der Miete oder Energienachzahlungen. Wir versuchen die Leute zur Selbstständigkeit zu bringen. Kommt beispielsweise jemand der Schulden hat, dann leiten wir die Person zu den entsprechenden Stellen weiter. Wichtig ist vor allem, dass die jungen Menschen wissen, wo sie hingehen können", so Wimhofer.

In die Streetworkstelle in der Linzer Straße können Kinder und Jugendliche auch kommen, wenn es keine akuten Probleme oder Sorgen gibt. Verschiedenste Projekte laden zum gemeinsamen Zeitvertreib ein. Aktuell gibt es die Aktion "Radwerkstatt" – gemeinsam mit dem Jugendzentrum Traun werden Fahrräder fit für den Frühling gemacht. Die Streetworker sehen sich als Sprachrohr der Jugend und leiten allgemeine Anliegen an die Gemeinde weiter. Wünsche wie ein neues Tornetz oder eine zusätzliche Parkbank sind so rasch umsetzbar.

Platz zum Wohlfühlen – zweimal pro Woche gibt es in Traun den warmen Mittagstisch.
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Schüler zu Besuch

Gut funktioniere laut Wimhofer die Zusammenarbeit mit den Mittelschulen in Traun. Einmal im Jahr bekommen Schüler der dritten und vierten Klassen die Gelegenheit, die Streetworkstelle zu besuchen – ohne Lehrer. "Die Schüler können uns ungezwungen kennenlernen, sich unsere Räumlichkeiten ansehen, und sich ein Bild von unserer Arbeit machen. Es kommen immer wieder Leute, die sich an unser Angebot erinnern und nach ihrer Schulzeit unser Angebot nützen." Wie die Kollegen in Leonding, betreuen die Streetworker mehrere Kommunen. Neben den Schwerpunktgemeinden Traun und Ansfelden fallen Pucking, Allhaming, Neuhofen und Kematen in das Einsatzgebiet.

Mit den Arbeitsbedingungen zeigen sich die Jugendarbeiter grundsätzlich zufrieden. "Natürlich kann man sich immer mehr Budget wünschen, aber wir versuchen mit dem, was wir haben, zurechtzukommen. Positiv ist jedenfalls, dass in unserem Bereich in der Vergangenheit keine Kürzungen vorgenommen wurden. Wenn wir einen Wunsch frei hätten, dann wäre das ein zusätzlicher Mitarbeiter. Dann hätten wir bei unseren Projekten mehr Spielraum und könnten noch besser für die Jugendlichen da sein", fasst das Trauner Streetwork-Trio zusammen.

Weitere Infos zum Thema gibt es auf der Website:
Streetwork in Oberösterreich

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