Linza G'schichten
Frischzellenkur für Weihnachtskrippe im Linzer Dom

Gundula Reiter, Petra Gröger und Nikita Jurkovic (v. l.) vom Atelier für Restaurierungen arbeiten seit Mai an den den Krippenbauten im Mariendom. | Foto: Baumgartner/BRS
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  • Gundula Reiter, Petra Gröger und Nikita Jurkovic (v. l.) vom Atelier für Restaurierungen arbeiten seit Mai an den den Krippenbauten im Mariendom.
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In der Krypta des Linzer Mariendoms steht eine der größten Weihnachtskrippen der Welt. Nach mehr als 100 Jahren wird die Anlage erstmals komplett restauriert.

LINZ. Steigt man im Linzer Mariendom die Stufen zur Krypta hinunter, gelangt man zu einer der größten Krippen weltweit. Mehr als 100 Jahre alt ist das von Franz Klambauer, Max Schlager, dem Tischler Franz Koch und vom Bildhauer Karl Mayr gefertigte Kunstwerk. Die 59 Holzfiguren und auch der große Heiligenschein mit seinen mehr als 50 musizierenden Engelsfiguren stammen vom Münchner Sebastian Osterrieder. Er schuf die rund 40 Zentimeter hohen Skulpturen zwischen den Jahren 1907 und 1913 und reiste damals selbst nach Palästina, um sich einen Eindruck von der Geburtsgrotte Jesu und der Stadt Bethlehem zu machen. Das Ergebnis ist eine sehr naturnahe Darstellung in der Krypta des Mariendoms.

"Jede Berührung ist ein Eingriff"

Nun wird die Krippe bis Frühjahr 2021 erstmals umfassend restauriert. Bei Ilse Prenner und Elisabeth Scheel vom Wiener Atelier Prenner & Scheel sind die Holzskulpturen in guten Händen. Prenner wischt zunächst Staub und Schmutz mit einem feinen Pinsel ab. „Jede Berührung der Fassung ist natürlich ein Eingriff“, sagt sie. Sie hat gerade einen "Rossbändiger" vor sich, der zur Figurengruppe der Heiligen Drei Könige gehört. Merkbar angestrengt hält er die Zügel eines sich vor ihm aufbäumenden Schimmels fest in der Hand. 

Ilse Prenner (l.) und Elisabeth Scheel restaurieren die rund 60 historischen Krippenfiguren. | Foto: Baumgartner/BRS
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Rossbändiger mit gebrochenem Arm

Prenner und Scheel sind Spezialistinnen für Gemälde und gefasste Figuren. Nach der Reinigung widmen sich die beiden der Malschicht. „Die Figuren haben einen Holzkern, eine Leimung, eine hauchdünne Grundierung und darauf eine Ölmalerei – dabei spricht man von Fassungen und auch von Überfassungen – das heißt über die originale Fassung hat jemand darüber gemalt“, sagt Prenner. Die Restauratorin zeigt, dass beim Rossbändiger etwa ein abgebrochener Arm schon einmal wieder befestigt wurde, aber „nicht ganz professionell. Den verleime ich so, dass dann kein Spalt mehr zu sehen sein wird.“ Insgesamt werden es 2.000 Stunden sein, die die beiden gemeinsam im Atelier und in der Krypta an den Skulpturen arbeiten.

Klimaschwankungen mögen die Figuren nicht

Über der Krippe ist auch ein mannshoher Heiligenschein an schweren Eisenketten angebracht. Osterrieder fertigte die sogenannte Gloriole als Abschluss der Krippe im Jahr 1913.
"Die Engel sind so entzückend und lebendig. Man hat das Gefühl, man hört den Chor", schwärmt Scheel von der Gloriole. Um den Oberflächenschmutz, die gebrochene Trompeten, Geigen oder Flügel des Engels-Chors kümmert sie sich ab März. Jetzt im Winter wäre es dafür zu kalt. "Klimaschwankungen mögen die Figuren gar nicht", weist Scheel darauf hin, dass bei starken Temperaturveränderungen Risse im Holz entstehen. Auch der Leim würde in der Kälte zu stark leiden. Im Frühjahr arbeiten Prenner und Scheel ausschließlich vor Ort – ein Transport des fragilen Kunstwerks wäre zu riskant.

Die Gloriole musste aufwändig aus der Krippe gehoben werden. Dazu errichten die Experten der Dombauhütte ein eigenes Gerüst. | Foto: Baumgartner/BRS
  • Die Gloriole musste aufwändig aus der Krippe gehoben werden. Dazu errichten die Experten der Dombauhütte ein eigenes Gerüst.
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Damit in der Krypta am Kunstwerk gearbeitet werden kann, bauten die Mitarbeiter der Dombauhütte extra ein Gerüst für die Gloriole. "Das war eine ziemliche Aktion", sagt Scheel. "Die Metallstrahlen sind ja ganz weich, die dürfen nie irgendwo anstoßen. Sie haben das extra auf ein Gerüst gehoben, dass man die Gloriole nur schieben muss." 

"Ein sehr seltenes Material"

Petra Gröger, Gundula Reiter und Nikita Jurkovic vom Wiener Atelier für Restaurierung sind seit Mai mit den Krippenbauten beschäftigt. Das Besondere daran: Die Grotte, die Häuser und die Kulisse rundherum sind aus Kork. Neben dem speziellen und "sehr seltenen Material" ist für Reiter und ihre Kolleginnen der starke Schmutz eine Herausforderung. Über die Jahrzehnte hat sich der Staub in den Kork gefressen und auch Holzwürmer haben es sich in den Krippenbauten gemütlich gemacht. "Zum Teil ersetzen wir die Fehlstellen mit dem herumliegenden Altkork", weist Reiter darauf hin, dass bei der Restaurierung auch durchaus auf Recycling gesetzt wird. Die Konservierungsarbeiten dauern wegen der zunehmenden Kälte nur noch ein paar Tage an – erst im März geht es auch hier dann weiter.

Nikita Jurkovic vom Atelier für Restaurierungen arbeitet an der Krippenkulisse aus Kork. | Foto: Baumgartner/BRS
  • Nikita Jurkovic vom Atelier für Restaurierungen arbeitet an der Krippenkulisse aus Kork.
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Krippen-Werkstätte besichtigen

Die Dombesucher können die Krippen-Werkstatt in der Adventzeit besichtigen. Finanziert wird die Restaurierung der Osterriederkrippe wie schon damals bei der Erbauung auch über Spenden. Wer den Erhalt des Linzer Wahrzeichens unterstützen möchte, findet alle Infos zu den Möglichkeiten auf promariendom.at

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