Lebenslange Suche: "Wo ist unser Vater?"
Drei Urfahraner Schwestern waren ihr Leben lang auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater.
"Wir waren unser Leben lang Suchende. Nun können wir endlich abschließen." Der Satz, den Anita Rausch mit einem Seufzer der Erleichterung ausspricht, markiert das Ende langer Ungewissheit. Seit 67 Jahren hat ihr und ihren Schwestern Angela und Isabella eine Frage keine Ruhe gelassen: "Wo ist unser Vater?" Erasmus Stoltner ist nie aus dem Krieg zurückgekehrt. In jedem Land, das die Schwestern bereisten, besuchten sie Soldatenfriedhöfe, schrieben ihre Frage in die Kondolenzbücher. Eine Antwort bekamen sie nie. Zumindest bis jetzt.
Anita feiert heuer ihren 70. Geburtstag. Ihre Tochter Manuela hatte sich in den Kopf gesetzt, als Geschenk eine Familienchronik zu erstellen. Mit der Feldpostnummer des Vaters setzte sie sich mit dem Bundesheer in Wien in Verbindung. Dieses leitete die Daten an den Verbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge weiter. Schon einen Tag später kam eine Antwort – eine Liste von Menschen, die in einem Massengrab in Radon (Polen) begraben lagen. Auch Erasmus Stoltner war darunter. "Als wir das gelesen haben, haben wir nur geweint. Ein schöneres Geschenk könnte es nicht geben", sagt Anita.
Abschied nehmen
Noch heuer wollen sich die Schwestern auf den Weg nach Polen machen, um endlich Abschied zu nehmen – "das ist unser sehnlichster Wunsch." Zugleich wollen Anita, Angela und Isabella anderen Mut machen: "Es gibt immer noch viele Suchende, die nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen. Aber heute ist es leichter, Informationen zu finden, etwa im Internet. Und aufgrund des EU-Beitritts musste etwa Polen alle Dokumente öffentlich zugänglich machen."
Die Suche nach ihrem Vater hat die Schwestern, die in Urfahr aufgewachsen sind, geprägt. "Wir hatten keine schöne Kindheit. Es war schlimm zu sehen, dass viele Väter nach und nach zurückkamen. Unser Vater kam nie", erinnert sich Anita. Nun haben sie endlich Gewissheit.
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