1.000 Bäume für Linz
Von Linzer Baumrettern und weißen Bändern

Baumschützer Günter Eberhardt bei der Besetzung einer Maschine bei der Linzer Westbrücke. | Foto: Baumrettungsinitiative Linz
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  • Baumschützer Günter Eberhardt bei der Besetzung einer Maschine bei der Linzer Westbrücke.
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1.000 neue Bäume für die Linzer Innenstadt hieß es einst – doch auch drei Jahre später fallen in der Stadt immer noch gesunde Bäume der Säge zum Opfer. 

LINZ. Seit mehr als 30 Jahren macht Architekt Günter Eberhardt auf Bausünden im Stadtgebiet aufmerksam. Knapp vor seinem 80. Geburtstag hat er eine Ausstellung zum Thema gestaltet. Im Café des Filmmuseums Cinematograph an der Donaulände erzählen zahlreiche Schautafeln, Zeichnungen und Pläne von Fehlentwicklungen in der Stadtplanung und im Verkehr. Von "Hochhaus-Wildwuchs", vom "Verkehrskollaps" oder Rodungen im Grüngürtel ist dort zu lesen.

Bäume in Dornach gerodet

Als Teil der Baumrettungsinitiative ist Eberhardt auch einer der obersten Baumschützer der Stadt. Im Cinematograph sind Bilder gefällter Bäume entlang der Stadtautobahn A7 in Dornach zu sehen. Dem geplanten Bau einer Wasserschutzanlage fielen dort Dutzende Bäume zum Opfer – ohne dass die Baumretter jemals Pläne der Anlage vorgelegt bekamen. "Die Asfinag sagt uns gegenüber bei einem Treffen zu, sie verständigt uns vorab", so Eberhardt, passiert sei das jedoch nie. Dass im Dezember auch die Böschungen gerodet wurden, ärgert Eberhardt. Von einem "sorgsamen Umgang mit Bäumen" bei der Asfinag könne keine Rede sein. Die Asfinag entschuldigte sich zwar nach den "überzogenen Fällungen" bei den Aktivisten. Gegenüber der BezirksRundSchau wies die Asfinag darauf hin, dass es vor Ort "zu natürlicher Sukzession" kommen werde. Das heißt, die Natur erkämpft sich ohnehin die Böschung wieder zurück. Zum Teil rekultiviere man Bäume auch wieder.

Weiße Bänder markieren gefährdete Bäume

Wo Bäume im Stadtgebiet nachgepflanzt werden sollen, ist offen. Eberhardt kritisiert, dass neue Bäume, wie zuletzt am Freinberg oder in der Stockhofstraße oft zu klein seien und auch zu wenig Platz zum Wachsen hätten. Vom ambitionierten Plan, in der City 1.000 Bäume zu pflanzen, den Vizebürgermeister Bernhard Baier 2019 präsentierte, ist bisher wenig zu sehen. Im Gegenteil: Noch immer fallen gesunde Bäume der Säge zum Opfer. Einen sorgsameren Umgang mit dem Baumbestand soll der Beitritt der Stadt zur Österreichischen Baumkonvention bringen. In der Vergangenheit stand der Magistrat immer wieder in der Kritik, Bäume ohne Vorwarnung zu fällen. Eva Schobesberger, die nach Wahl Baiers Stadtgrün-Ressort übernahm, will das ändern. Jeder zu fällende Baum wird zwei Wochen vorab mit einem weißen Klebeband versehen – samt Informationen und Kontaktdaten für Rückfragen.

Einspruch von den Baumrettern

Auch die Baumrettungsinitiative erhält vorab eine Liste jener Bäume, die gefällt werden sollen. Natürlich seien nicht alle Bäume erhaltenswert. Wenn Bäume krank oder morsch seien, führe kein Weg an einer Fällung vorbei. Die Baumrettungsinitiative kritisiert jedoch, dass zu oft auch erhaltenswerte Bäume umgeschnitten werden. Eberhardt und seine Kollegen und Kolleginnen gehen die Liste durch und erheben notfalls Einspruch. "Über die Jahre haben wir so 35 Bäume retten können", sagt Eberhardt.

Fällungen in Kauf nehmen

"Unsere Bäume sind der wichtigste Schatz, wenn es um den Kampf gegen die Klimakrise geht", sagt Schobesberger und will auch ein Baumschutzgesetz. Kritiker bemängeln, dass ein solches Gesetz "kontraproduktiv ist, weil Grundbesitzer vor Inkrafttreten Bäume noch umschneiden würden", sagt Eberhardt. Aber das sei eben "in Kauf zu nehmen" – "danach sei wenigstens Ruhe". Bis es so weit ist, kämpft Eberhardt weiter für den Baumschutz und eine sinnvolle Stadtplanung. Mit dem Aktivisten ins Gespräch kommen Interessierte jeden Donnerstag, 18.30 Uhr. Da führt der oberste Baumretter noch bis Ende März durch die Ausstellung im Cinematograph.

Zur Sache

Im Cinematograph, Obere Donaulände 51, gibt es neben Stummfilmklassikern derzeit auch eine Ausstellung zu sehen. Im angeschlossenen Café zeigen die Baumrettungsinitiative und Arch.Pro.Linz die aus ihrer Sicht größten Linzer Bau-, Verkehrs- und Umweltsünden.

Das Spektrum reicht von verschiedenen Hochhaus-Bauten über den Westring bis hin zu den laufenden Umwidmungen im Linzer Grüngürtel. Die Ausstellung ist Mittwoch bis Samstag von 17 bis 21 Uhr zu sehen. Bis Ende März führt Architekt Günther Eberhardt (Bild) jeden Donnerstag um 18.30 Uhr persönlich durch die Ausstellung.

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