Cybermobbing
Was man gegen Hass im Netz tun kann
Immer mehr Kinder und Jugendliche werden Opfer von Cybermobbing. Worauf man in der digitalen Welt achten sollte und wie Eltern ihre Kinder schützen oder in ernsten Situationen adäquat begleiten können, hat uns Christine Winkler-Kirchberger, Juristin und Leiterin der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA) OÖ verraten.
LINZ. Corona hat das soziale Leben vieler Kinder und Jugendlicher verstärkt ins Internet verlagert. Mittels Social Media können auch in Zeiten von Quarantäne und Lockdowns Freundschaften sowie familiäre Kontakte gepflegt werden. Doch die digitale Welt hat ihre Schattenseiten. Beschimpfungen, vulgäre Chatnachrichten oder Drohungen können Teil davon sein.
„Jeder vierte Jugendliche wurde bereits über soziale Medien ernsthaft beschimpft oder belästigt“, sagt Winkler-Kirchberger.
Vor allem Plattformen wie WhatsApp, Instagram, Youtube oder Onlinespiel-Webseiten können zum Tatort werden. Nicht selten leiden die Betroffenen unter hohen psychischen Belastungen. Sozialer Rückzug, Depressionen und im schlimmsten Fall Suizid können Folgen sein.
Doch was dagegen tun?
Für mehr Sicherheit im Netz können alle etwas tun. Allem voran ist es nützlich, die Privatsphäre-Einstellungen des eigenen Accounts regelmäßig zu kontrollieren. So kann man festlegen, wer die Inhalte sehen kann. Weiters sollte man gut überlegen, was geteilt wird. Denn: Sind Fotos, Videos oder andere Inhalte einmal im Internet, ist es so gut wie unmöglich, sie wieder vollständig zu entfernen. Bekommt man belästigende Nachrichten, kann der Absender blockiert und gemeldet werden. Auch schützende Filtereinstellungen, wie es sie auf Instagram gibt, können helfen. So werden Kommentare und Nachrichten mit verletzenden Wörtern, Bildern oder Emojis gar nicht mehr angezeigt und in einen separaten Ordner umgeleitet. Von dort aus können sie dann ungelesen gemeldet werden.
Haftstrafen für Cybermobbing
Nehmen belästigende Nachrichten oder Kommentare ein grenzüberschreitendes Maß an, ist es sinnvoll, Screenshots davon zu machen. Bei einer Anzeige können diese als wichtige Belege dienen. Seit 2016 gibt es diesbezüglich einen Straftatbestand im Strafgesetzbuch, nach dem Cybermobbing mit bis zu einem Jahr Haft bestraft werden kann. Bei daraus folgendem Suizid mit bis zu drei Jahren.
Hilfe im Akutfall
„Niemand muss mit belastenden Situationen alleine bleiben. Am besten ist, man wendet sich an eine erwachsene Vertrauensperson. Das können Eltern aber auch Lehrer, Schulsozialarbeiter oder wir, die KiJA sein“, ergänzt Winkler-Kirchberger.
Das Mobbing- und Gewaltpräventionsteam der KiJA OÖ bietet schnelle und unbürokratische Hilfe. Ein Team aus Juristen, Psychologen, Sozialarbeitern und freien Mitarbeitern steht Betroffenen zur Seite. Sollten Kinder, Jugendliche oder Eltern Fragen haben, können sie sich jederzeit an die KiJA OÖ wenden.
„Wir versuchen durch niederschwellige Angebote gut erreichbar zu sein, damit Hilfe schnell passieren kann. Viele Betroffene nutzen den Weg über unseren WhatsApp-Chat, die Beratungshotline oder schreiben uns eine Mail. Sich Hilfe zu holen ist definitiv der richtige Weg.“
Aufklärung und Prävention
Damit es erst gar nicht zu Cybermobbing-Attacken kommt, ist es wichtig, Kindern und Jugendlichen von Anfang an einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien vorzuleben. Eltern können dies vermitteln, indem sie handy- als auch computerfreie Zeiten einführen und die Nutzungsdauer der Medien klar mit dem Kind besprechen. Ebenso sollte über die Schattenseiten von WhatsApp und Co. offen kommuniziert werden.
„Von hoher Priorität ist es, dass Eltern für ihr Kind immer emotional erreichbar sind und ihm stets eine gute Vertrauensbasis vermitteln. Das Kind soll wissen, dass es sich mit jedem Thema an die Eltern wenden kann“, betont Winkler-Kirchberger.
Auch im Unterricht sollte Medienkompetenz einen Schwerpunkt haben. Über die KiJA OÖ können auch diesbezüglich Schulworkshops organisiert werden.
Kontakte:
Kinder- und Jugendanwaltschaft OÖ
Kärntnerstraße 10, 4021 Linz
Beratungshotline: 0732 77 97 77
Mobbing-Hotline: 0664 152 18 24
WhatsApp: 0664 60072-14004
kija@ooe.gv.at
Web: kija-ooe.at
Facebook: facebook.com/kija.ooe
Instagram: instagram.com/kija_ooe
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