LGBTIQ*
Stadt Linz arbeitet Verfolgung von homosexuellen Personen auf
In Österreich wurden seit 1852 Personen aus der LGBTIQ*-Community strafrechtlich verfolgt und systematisch aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Erst 1971 stellte Homosexualität keinen Strafdelikt mehr dar. Ein wissenschaftlicher Sammelband soll dieses gesellschaftspolitische Thema nun lückenlos aufarbeiten und konkret die Verfolgung homosexueller Personen – insbesondere unter dem NS-Regime – in Linz beleuchten.
LINZ. Eine umfassende wissenschaftliche Untersuchung der Verfolgungsgeschichte von homosexuellen Personen für den Raum Linz fehlt bislang. Diese Forschungslücke soll sich nun schließen, berichten Vizebürgermeisterin Tina Blöchl sowie Bildungsstadträtin Eva Schobesberger. In der heutigen Stadtsenatssitzung wurde das Projekt zur historischen Aufarbeitung einstimmig beschlossen. Damit möchte die Stadt Linz ein starkes Zeichen setzen und ihr Bekenntnis zur LGBTIQ*-Community bekräftigen. "Es geht darum, aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft zu sensibilisieren. Die Diskriminierung von LGBTIQ*-Personen reicht weit zurück und auch heute ist eine völlige rechtliche Gleichstellung noch nicht erreicht", betont Blöchl. Die Homosexuelle Initiative Linz (HOSI) begrüßt die beschlossene Absicht, die Geschichte der Verfolgung homosexueller Männer und Frauen aufzuarbeiten, schließlich hatte sie bereits 2020 eine entsprechende Forderung an die Stadt Linz übermittelt.
Sammelband als Basis
Bildungsstadträtin Eva Schobesberger, die für das Archiv der Stadt Linz zuständig ist, sprach von einem historischen Moment. Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung setze man einen Meilenstein und beleuchte einen blinden Fleck der Stadtgeschichte. Bis 2026 soll ein Forschungsband entstehen, der Beiträge zur Verfolgungsgeschichte von homosexuellen Personen in Linz umfasst – etwa wissenschaftliche Artikel, Biografien oder Interviews mit Angehörigen der Opfer. Primär fokussiere man die Verfolgung während des NS-Regimes, zeitgleich sehe man die Grenzen aber flexibel und beziehe auch die Zeiten vor 1938 und nach 1945 ein, berichtet Walter Schuster, Direktor des Archivs der Stadt Linz. Schließlich wurde ein Höhepunkt der Verfolgungswelle im Staatsvertragsjahr 1955 erreicht. Wovon man anfangs nicht ausging, sei die gute Quellenlage gewesen. Nach ersten Forschungsarbeiten und Gesprächen mit Spezialistinnen und Spezialisten zeigte sich, dass das Projekt mit Linz-Bezug abwickelbar sei.
Der Community Raum schaffen
Schuster gehe es insbesondere darum, die rechtliche Entwicklung zu skizzieren und eine Zahl von betroffenen Personen in Linz zu ermitteln. Anhand von Einzelschicksalen sollen anonymisierte Biografien die systematischen Verfolgungsmechanismen darstellen und einen Einblick in die Situation der Verfolgten geben. Um wie viele Opfer es sich im Linzer Raum handelt, könne man vorab nicht grob beziffern. Die Forschungsergebnisse werden neben dem Sammelband auch online präsentiert und stellen ein notwendiges Fundament dar. Darauf aufbauend schaue man, wo man der Community Raum schaffen kann. Neben Denkmälern im öffentlichen Raum sei hier auch Rehabilitierung ein großes Thema.
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