Kriminalitätsbekämpfung
Kriminalitätsbekämpfung neu gedacht, das Reagieren der Unvorbereiteten - Beitrag 3
Liebe Leserinnen und Leser!
"Wie man sich bettet so liegt man."
"Vorbeugen ist besser als Heilen."
"Wer säet der erntet."
Was wollen uns diese Sprichwörter sagen? Verhüten, vorbeugen, vorsorgen, vorbereiten, und vor allem selbstbestimmtes agieren führen zu einem guten und gewünschten Ergebnis in der Zukunft.
Im Fall der Kriminalitätsbekämpfung ist das leider anders. Hier orientieren sich Maßnahmen an Ausdrücken wie: bekämpfen, besiegen, überwinden, rächen, bestrafen, sühnen, kontern, niederschlagen und reagieren. Ausdrücke einer fremdbestimmte Herangehensweise zur Nachbehandlung von bereits Geschehenem.
Agieren statt reagieren sollte auch in der Kriminalitätsbekämpfung stets die Devise sein. Aber scheinbar ist sie in der Schleife des Reagierens gefangen. Von Prävention (Vorbeugung, Vorbereitung und Vorsorge) ist keine Spur. Die Kriminalprävention ist nicht präsent. Das, so sollte man meinen, ist verantwortungslos, sind doch die Sicherheitsbehörden für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit zuständig und somit auch für die Vermeidung von strafbaren Handlungen gegen unsere Gesellschaft.
Gesetzliche Grundlagen hierfür sind unter anderem:
§ 3 Sicherheitspolizeigesetz
Die Sicherheitspolizei besteht aus der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit und aus der ersten allgemeinen Hilfeleistungspflicht.
§ 20 Sicherheitspolizeigesetz
Die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit umfasst die Gefahrenabwehr, den vorbeugenden Schutz von Rechtsgütern, die Fahndung, die sicherheitspolizeiliche Beratung und die Streitschlichtung.
Im Gesetz ist demnach eindeutig geregelt, dass eine Gefahr für die Allgemeinheit abgewehrt und ein vorbeugender Schutz gewährleistet sein muss. Nur so ist Sicherheit auch tatsächlich gegeben. Als Experte in der Kriminalprävention fehlt mir allerdings jegliches Verständnis dafür, dass diesen Bestimmungen nicht ausreichend nachgekommen wird und sinnvolle Maßnahmen der Kriminalitätsvermeidung nicht forciert werden. Seit vielen Jahren warne ich vor der Vernachlässigung von kriminalpräventiven Erfordernissen und rege diesbezüglich einen Diskurs an. Dennoch führt die Kriminalprävention nach wie vor ein Mauerblümchendasein. Schade und traurig, weil wir mangels ausreichender Vorsorgebemühungen aus dem fremdbestimmten Reagieren nicht herauskommen. Diesen Schluss kann man auch aus den schlimmen Vorgängen der jüngsten Vergangenheit ziehen.
Anstatt lediglich bereits bestehende Kriminalität (oder auch Terrorismus) zu „bekämpfen, besiegen, überwinden, rächen, bestrafen, sühnen, kontern und niederzuschlagen“, wäre es an der Zeit sich auch an Schlagwörtern wie „verhüten, vorbeugen, vorsorgen, vorbereiten, und vor allem selbstbestimmtes agieren“ zu orientieren um unser aller Sicherheit für die Zukunft sicherzustellen.
Ihr
Roland Wiednig
Pädagoge i.d. Kriminalprävention
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