Entholzer im Wahl-Interview: „Militäreinsatz gegen IS eher früher als später“

Landesrat Reinhold Entholzer (r.) beim Interview in der Tabakfabrik in Linz: „Im Fußballverein ist der Schwarzafrikaner der Wödmasta, als Asylwerber mögen wir ihn aber nicht.“
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  • Landesrat Reinhold Entholzer (r.) beim Interview in der Tabakfabrik in Linz: „Im Fußballverein ist der Schwarzafrikaner der Wödmasta, als Asylwerber mögen wir ihn aber nicht.“
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Was sind zentrale Punkte der SP Oberösterreich, die in der kommenden Periode umgesetzt werden müssen?
Wir brauchen ein Konjunkturpaket, weil wir die Wirtschaft in Schwung bringen müssen. Das müssen wir uns auch fürs nächste Jahr überlegen, ob wir nicht noch mehr investieren können als das Konjunkturpaket, das wir mit der ÖVP beschlossen haben. Ich habe auch den Vorschlag gemacht, in alle Gemeinden in Österreich eine Milliarde zu investieren. Das können wir aus Oberösterreich fordern. Es geht ja nicht nur um das Befeuern der Konjunktur in Oberösterreich sondern in ganz Österreich. Ich werde natürlich oft gefragt: Woher soll man die Milliarde nehmen? Ich weise darauf hin: Für die bayerische Landesbank hat man 1,2 Milliarden aufgetrieben. Die Sache ist: Wenn ich die Wirtschaft nicht in die Höhe bringe, werde ich auch keine entsprechenden Steuereinnahmen haben. Deshalb muss man darüber nachdenken, ein Konjunkturpaket auf die Beine zu stellen. Da gehört der Wohnbau genauso dazu – einerseits weil die Baubranche ein Konjunkturmotor ist. Andererseits brauchen wir mehr Wohnungen, wenn in den letzten beiden Jahren die Mietpreise um fünf Prozent gestiegen sind, dann ist das nicht in Ordnung.

"Sparen hat uns nicht wirklich weitergebracht"

Aber woher soll das Geld für solche Maßnahmen wirklich kommen?
Die Frage ist, ob wir uns es leisten können, dass die Konjunktur nicht anspringt. Wir sind nicht die, die das Geld mit beiden Händen rausschmeißen und allen alles versprechen. Ich habe in meinen beiden Ressorts im öffentlichen Verkehr und bei den Gemeinden meine Budgets nicht überzogen. Und ich habe trotzdem einiges zusammengebracht. Aber man muss auch mal mutiger sein und Geld in die Hand nehmen, weil es für ein Exportbundesland wie Oberösterreich wichtig ist, dass die Konjunktur anspringt, damit die Leute wieder Hoffnung haben, dass sie auch in einem Jahr noch ordentliche Beschäftigung haben. Nur wenn sie sich dessen sicher sind, sind sie bereit, Geld auszugeben. Das Sparen haben wir in den letzten Jahrzehnten erlebt – auf europäischer wie auf österreichischer Ebene. Und es hat uns nicht wirklich weitergebracht.

Für ein Exportbundesland wie Oberösterreich sei aber der Konsum gar nicht so wichtig. Viel wichtiger wären Punkte wie Arbeitszeitflexibilisierung oder Bürokratieabbau, heißt es von Seiten der Unternehmen.
2008 und 2009 haben alle gesagt: Es war der private Konsum, der uns so gut durch die Krise gebracht hat. Immer nur von der Exportwirtschaft zu reden und die Massenkaufkraft in Form des Privatkonsums zu vernachlässigen, halte ich nicht für richtig. Daher muss man das in Einklang bringen. Und eine Arbeitszeitflexibilisierung gibt es ja ohnedies. Wenn alleine in der voestalpine 50 verschiedene Arbeitszeitmodelle gemacht werden, dann ist da einiges möglich. Man muss halt darauf schauen, dass das nicht nur zum Vorteil des Unternehmens sondern eine win-win-Situation auch für die Arbeitnehmer ist, die das Gefühl haben müssen: Wir profitieren auch davon. Die Flexibilixierungsmodelle der letzten Jahre gingen immer nur nach dem Motto, dass die Firmen sagten: Jetzt haben wir Arbeit, jetzt müssen die Leute da sein und nachher nicht. Ich habe das vor 30 Jahren in der Gewerkschaftsschule gelernt: KAPOVAZ – kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit. So geht’s nicht. Wir müssen auf Augenhöhe mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern aushandeln. Aber ich glaube nach wie vor, dass die Massenkaufkraft ganz, ganz entscheidend sein wird. Das werden wir nächstes Jahr auch sehen, dass sich die Lohnsteuerreform entsprechend auswirken wird.

Ein Aushandeln auf Augenhöhe wird ja auch von der Wirtschaft vielfach ins Spiel gebracht – allerdings auf Betriebsratsebene, weg von der Gewerkschaftsebene.
Das ist nicht Augenhöhe. Der Unternehmenschef, dem das gehört, verhandelt mit einem Mitarbeiter, der von ihm abhängig ist, doch nicht auf Augenhöhe. Das ist die Situation, die man erreichen will, und keine win-win-Situation. Den Betriebsrat schau ich mir an, wenn der Chef sagt: Entweder wir machen eine ordentliche Flexibilisierung wie ich mir das vorstelle oder ich muss 50 Leute abbauen. Dann ist das nicht auf Augenhöhe – ich war lange genug in dem Geschäft.

"Es wurde noch keine Firma durch Lohnverzicht gerettet"

Wenn der Unternehmer aber 50 Mitarbeiter abbaut, weil keine Flexibilisierung möglich ist – denken Sie auch dann „kompromisslos sozial“, wie auf Ihren Plakaten zu lesen ist?
Man kann sich das in den vergangenen Jahrzehnten ansehen: Wir haben noch keine einzige Firma gerettet, nur weil wir Lohnverzicht gemacht haben. Überall dort, wo Lohnverzicht gemacht wurde, ist die Firma in Konkurs gegangen. Entweder die Firma stellt sich auf vernünftige Beine, und da gibt es sicherlich Situationen, in denen Gewerkschaft und Betriebsräte sagen: Ok, wir vereinbaren auf Zeit eine gewisse Sache. Und dann muss man das wieder in vernünftige Bahnen lenken – aber alles mit den Sozialpartnern. Und nicht mit dem Betriebsrat, den man natürlich unter Druck setzen kann.

"Mehr Ganztagsschulen für echte Wahlfreiheit"

Was sind weitere wichtige Punkte für die SPÖ Oberösterreich in den kommenden Jahren?
Langfristig ist das Bildungsthema entscheidend. Ohne gute Ausbildung werden es die Leute immer schwieriger haben, einen vernünftigen Arbeitsplatz zu bekommen. Und ein großes Thema ist die Schere zwischen Frauen- und Männereinkommen. Im Bundesländervergleich sind wir da an vorletzter Stelle. Hier ist sicher die Kinderbetreuung ein Thema aber auch sonst muss man sich genau ansehen, woran es liegt, dass wir so weit zwischen Frauen- und Männereinkommen auseinanderliegen. Und dann Förderprogramme installieren, um Mädchen schon in der Ausbildung in Berufe zu bringen, in denen die Chancen größer sind.
Bei der Bildung ist die verschränkte Ganztagsschule sicher etwas, was wir dringend brauchen. Wenn immer dann von Wahlfreiheit die Rede ist, muss man mindestens die gleiche Anzahl von altem und neuem System für diese Wahlfreiheit bieten. Davon sind wir sehr, sehr weit entfernt. Es zeigen ja andere Länder vor, dass die gemeinsame Schule ohne die Trennung in Hauptschule und Gymnasium mit zehn Jahren sehr gut funktioniert. Man hört ja gerade jetzt vor Schulbeginn wieder, wie viel pro Jahr von den Eltern für Nachhilfe ausgegeben wird. Sowas glauben wir, mit einer verschränkten Ganztagsschule in den Griff zu bekommen. Die Kinder, die Förderung brauchen, bekommen sie – jene, die sie nicht brauchen, können dann Freizeitaktivitäten unternehmen. Aber dieses Miteinander und aufeinander Rücksicht nehmen, das ist auch gesellschaftlich sehr wichtig.

„Kompromisslos sozial“ steht auf Ihren Plakaten – die richtige Antwort einer Partei auf die momentane Wählerstimmung und die doch eher mäßigen Umfragewerte der SPÖ?
Das ist nicht ganz einfach. Aber wir haben uns nicht nur nach Wählerströmen zu richten sondern auch nach unserer Überzeugung. Und da gibt es gewisse Punkte, bei denen wir sagen: Da wird ein Pflock eingeschlagen und da kann man mit uns keinen Kompromiss machen. Das sind die Themen Sonntagsöffnung, Durchrechnungszeitraum übers ganze Jahr, den Menschen zu sagen: Wenn wir Arbeit haben, rufen wir Euch an, und dann müsst Ihr kommen. Das ist nicht, was wir unter sozial verstehen. Wenn sich Menschen darauf verlassen können, dass gewisse Dinge festgezurrt sind, gibt das auch eine gewisse Sicherheit.

"Blaue Lösungen sind nicht existent"

Diese Forderungen der SPÖ zielen sehr stark auf die Arbeitnehmerschaft ab – trotzdem zeigen die Wahlen in anderen Bundesländern und die Umfragen für Oberösterreich, dass die Arbeitnehmer sehr stark in Richtung FPÖ abwandern.
Dass leider die Blauen irgendwelche scheinbaren Lösungen vorschlagen, die gar nicht möglich sind, nicht existent sind. Und die Menschen hätten es gerne, dass alles so einfach zu lösen wäre. Beispiel Kriegsflüchtlinge: Die Blauen haben gesagt: "Grenzen dicht". Wie es funktioniert, sehen wir: In Mazedonien hat es zwei Tage gedauert, in Ungarn hat es nicht funktioniert, wo trotz des Stacheldrahtzaunes die Schlepper die Flüchtlinge durchschleusen. Das sind Vorschläge, die nicht funktionieren. Man muss versuchen, das den Menschen aufzuzeigen – dass das Kriegsflüchtlingsthema eines ist, das uns in den nächsten Monaten und Jahren noch beschäftigen wird und wir das ordentlich zu lösen zu haben. Das muss man den Menschen sagen.

Was ist dann die „kompromisslos soziale“ Lösung in der Flüchtlingsfrage?
Erstens die Menschen ordentlich versorgen, eine ordentliche Unterkunft bieten – so wie man Menschen behandelt. Die Gertraud Jahn hat von Anbeginn gesagt: "Schauen wir, dass wir keine Konzentrationen haben, 300, 400 Flüchtlinge in ein Gebäude stopfen. Weil das zu Ghettos führt und keine Integration stattfindet." Deshalb war der Ansatz von vornherein richtig, zu sagen: 30 bis 50, maximal 90 oder 100 in den Gemeinden unterzubringen. Aber zuletzt war es so, dass von den 442 Gemeinden 280 noch keinen einzigen Flüchtlingen gehabt haben. Es ist jeder Gemeinde zumutbar, zehn, zwölf, zwanzig Flüchtlinge unterzubringen. Das Interessante ist ja: Überall dort, wo wir keine Flüchtlinge haben, gibt es die größten Gegner. Und wenn wir Flüchtlinge hineinbringen, dann funktioniert es ganz gut. Dann sind die Menschen dort, die überwiegende Mehrheit, sofort bereit, diese Menschen zu unterstützen.

"Von der FP verbreitete Lügen sind Frechheit"

Aber verstehen Sie die Ängste jener, die sich gegen Flüchtlinge in ihrer Nachbarschaft wehren?
Klar! Aber ich höre immer wieder: Da kommen lauter Schwarzafrikaner. Wenn ich mir die Flüchtlinge ansehe, sehe ich ganz wenig Schwarzafrikaner. Und wenn dann die FPÖ wieder behauptet, es hätte die Kriminalität zugenommen und schreibt: Die Statistiken des Bundes sind alle gelogen. Das ist eine Frechheit, eine solche Lüge zu verbreiten, nur um die Menschen zu verunsichern, damit sie Stimmen bekommen. Ich rufe nur in Erinnerung, wie es war, als die Blauen in Verantwortung waren. Das hat man in Kärnten unten gesehen, wie das abgewirtschaftet worden ist, das hat man 2000 bis 2003 gesehen, wie das nicht funktioniert hat. Dass es jetzt noch immer Anklagepunkte gegen FPÖ-Politiker gibt, die damals in der Regierung waren und sich nur selber bedient haben. Ich kann mich noch an das Plakat erinnern, wo es geheißen hat: Unser Geld für unsere Leut. Im Nachhinein wissen wir, wie sie es gemeint haben. Das Geld für ihre Funktionäre, nicht für die Bevölkerung. Erinnere an Sprüche wie „Wos war mei Leistung?“

Gibt es für Sie eine Obergrenze an Asylwerbern in Österreich?
Wir können uns keine Obergrenze festlegen. Wir müssten einen eisernen Vorhang aufbauen und den massiv bewachen. Ich weiß nicht, ob wir den wollen – ich halte es nicht für sinnvoll. Wir müssen überlegen, warum es zu den Flüchtlingsströmen kommt und auch, wie man dort, wo die Ursachen liegen, auch vernünftige Lösungen findet. Wahrscheinlich werden wir wieder draufkommen, wer aller dort Waffen hingeliefert und viel Geld gemacht hat. Und dann wundern wir uns, dass die irgendwann mit den Waffen schießen. Wenn nach Deutschland 800.000 Asylwerber kommen, dann wären das runtergerechnet auf Österreich 80.000. Ich erinnere an den Krieg in Ex-Jugoslawien, da haben wir 100.000 Flüchtlinge gehabt, geschweige denn die Ungarn-Krise: 170.000.

Diese Flüchtlinge kamen aber aus einem Kulturkreis, der unserem näher ist, als jener etwa der Syrer, lautet dann das Gegenargument.
Wien war ja in den vergangenen Jahrhunderten schon Schmelztiegel der Kulturen. Auch wenn die FPÖ behauptet, „Linz darf nicht Wien werden“. Ich habe das nicht verstanden, zumal Wien ja in den letzten fünf Jahren zur beliebtesten und sichersten Stadt der Welt gewählt worden, mit der höchsten Lebensqualität. Wien zeigt, dass das funktioniert und dass man halt offen auf die Leute zugehen muss. Wir können nicht auf der einen Seite Urlaub in der ganzen Welt machen und uns andererseits einigeln und sagen: Wir sind wir. Es ist ja spannend: Im Fußballverein ist der Schwarzafrikaner der „Wödmasta“, als Asylwerber mögen wir ihn nicht.

"Nicht meine Auffassung von Politik, aggressiv zu sein"

Gegenüber der FPÖ sind Sie sehr angriffig in Ihren Aussagen. Ansonsten schätzt man Sie als Sachpolitiker, von vielen wird Ihnen aber die Rolle als Zugpferd für die SPÖ abgesprochen. Sie seien zu wenig aggressiv, heißt es.
Es ist einfach nicht meine Auffassung von Politik, aggressiv zu sein, nur weil wir Wahlkampf haben. Auf der einen Seite sagen mir die Leute, wenn ich durchs Land fahre: „Haltet zusammen, streitet nicht andauernd.“ Andererseits heißt es: Man soll nicht so zurückhaltend sein, mehr Schlagworte gebrauchen. Das bin ich nicht. Wenn mich was ärgert, sag’ ich das – wie jetzt die Menschenhatz bei der FPÖ, diesen Blödsinn, den der Haimbuchner im Sommergespräch verzapft. Als er gesagt hat „Grenzen dicht“ und auf die Frage nach der grünen Grenze: „Da stellen wir das Bundesheer hin“ – und dann hört seine Lösungskompetenz auf. Wenn er es durchdenkt, heißt das: Wir müssen 18-jährige Grundwehrdiener an die Grenze stellen, die scharf bewaffnen und entweder ihnen den Auftrag geben, die Menschen, die rüberkommen zu erschießen. Und wenn wir sie nicht erschießen, sondern anhalten, dann können sie einen Asylantrag stellen und es hat sich exakt nichts geändert. Wenn das die Lösungskompetenz der FPÖ ist, dann muss man das den Leuten erzählen.

Aber Ihre Botschaft scheint bis jetzt nicht so richtig bei den Leuten anzukommen ...
Ja eh, aber wir werden trotzdem nicht müde, das den Menschen zu erzählen. Ich erzähle das immer wieder meinen Funktionärinnen und Funktionären, die ja jetzt viel in Hausbesuchen unterwegs sind. Die Blauen behaupten zwar irgendetwas, aber es ist keine Lösung. Es ändert sich nichts, ganz im Gegenteil: Wenn ich es emotionslos durchdenke, kriegen wir noch mehr Flüchtlinge. Weil jene, die bisher durch Österreich durch nach Deutschland gekommen sind, die halten wir jetzt an der ungarischen Grenze auf, dann haben wir mehr, nicht weniger.

Aber das haben wir jetzt ja auch durch die schärferen Kontrollen von Fahrzeugen wäre es besser, wenn wir die Leute durchlassen würden?
Nein, es wäre besser, wenn wir erstens eine ordentliche Quote in Europa haben und uns dann überlegen, wie wir die Menschen aufteilen können. Und das alleine ist nicht genug. Wir müssen uns letztendlich überlegen, wie wir in den Krisengebieten umgehen.

Militäreinsatz gegen die IS-Kämpfer

Heißt das Militäreinsätze – wenn ja, von wem: EU, NATO, UNO?
Das müssen letztendlich die Experten entscheiden. Es wird nicht einfach sein. Ich bin ein tausendprozentiger Pazifist. Nur: Bei den IS-Kämpfern wird man es mit Verhandlungen nicht zusammenbringen. Dann wird es letztendlich auch auf das hinauslaufen, dann sollte man das aber eher früher wie später angehen. So schwierig diese Entscheidung ist. Ich bin kein Militärexperte, der sagen kann, wer der Richtige für so einen Einsatz wäre und es ist mir auch nicht angenehm, darüber zu diskutieren. Aber bei den IS-Kämpfern, die derart fanatisch sind, wird man sich überlegen müssen, was man macht. Die Frage, die mich so ärgert ist nur: Woher haben die die Waffen? Dann sehe ich wieder von französischen über deutsche Waffen genauso wie amerikanische – alle beliefern, weil es nur um die Kohle geht und lehnen sich dann zurück. Das kann es nicht sein.

Die SPÖ steht laut Meinungsforschern derzeit bei unter 20 Prozent, was das Landtagswahlergebnis betrifft – was ist Ihr persönliches Ziel?
Wir haben immer gesagt: Wir wollen 25 Prozent plus X erreichen.

Und das ist für Sie noch erreichbar?
Ja.

"Mache nicht den gleichen Fehler wie Voves"

Was ist, wenn die SPÖ unter 20 Prozent fällt?
Dann werden wir nach der Wahl das analysieren und die entsprechenden Entscheidungen im Landesparteivorstand treffen. Ich werde nicht den Fehler von Voves machen, irgendeine Zahl sagen, und dann wegen einem Zehntel-Prozent auf oder ab mich dann entscheiden müssen. Ich halte es für eine demokratische Partei für legitim, dass nach der Wahl das höchste Gremium zusammentritt und dann Entscheidungen trifft. Und denen habe ich mich zu beugen, wie jeder andere Funktionär. Und ich bin weder der, der davonrennt, weil es schwierig ist, noch der, der am Sessel klebt.

Wenn sich Schwarz-Grün nach der Wahl nicht ausgeht, bleibt der ÖVP nur die Entscheidung zwischen SPÖ und FPÖ. Ihr Interesse an einer Regierungszusammenarbeit mit der ÖVP ist da?
Das habe ich immer gesagt: Die Sozialdemokratie ist eine Partei, die mitregieren, mitentscheiden will. Das ist nicht ganz so einfach wie in Opposition alles besser zu wissen und es nicht beweisen zu müssen. Und ich persönlich habe das in den letzten Jahren in meinen Ressorts auch bewiesen, dass ich gemeinsam mit den anderen Regierungsmitgliedern vernünftige Entscheidungen treffe.

Nach der Wahl könnte die SPÖ nur mehr einen Regierungssitz haben, wenn man von derzeitigen Umfragen ausgeht.
Für mich ist das kein Thema, dass wir nach der Wahl auf jeden Fall zwei Ressorts haben. Das ist keine Frage. Daher werden wir natürlich das Sozialressort in Anspruch nehmen, weil es essenziell für uns ist, es richtig zu führen. Es sollen sich alle mal überlegen, wie das wäre – die Blauen haben ja behauptet, sie würden das Sozialressort übernehmen. Das schau ich mir an, wie das dann funktioniert. Ich kenne einen Bürgermeister, über den wurde mir von einem unserer Bürgermeister berichtet: „Von der Jahn Gerti brauchen wir nach der Wahl gar nicht mehr reden, die wird es nicht mehr geben. Das übernehmen wir alles.“ Aber die Blauen übernehmen ja alles: Sie übernehmen die Finanzen, den gesamten Verkehr. Abgerechnet wird nach der Wahl.

Stichwort Verkehr – wäre es sinnvoll, privaten und öffentlichen Verkehr in einem Ressort zu vereinen?
Durchaus denkbar. Andererseits: Man kann nicht große Teile auf einen konzentrieren und für andere dann keine ordentliche Aufgaben haben. Natürlich wäre es nicht schlecht, Verkehr insgesamt zusammenzuführen.

Welche Eckpfeiler sind für die SPÖ unverhandelbar, sollte es zu einer Regierungszusammenarbeit mit der ÖVP kommen?
Das werde ich Ihnen jetzt nicht sagen, damit sich der Pühringer darauf vorbereiten kann. Ich werde mir nicht eine Latte legen, die am Anfang jeder Verhandlung sehr hoch ist, und die man dann nicht überspringen kann.

"Wels darf nicht blau werden, das wäre eine Katastrophe"

Hoch liegt die Latte auch in Wels, was die Verteidigung des Bürgermeistersessels betrifft.
Das ist sicher keine einfache Situation, bin aber sehr froh, dass die Partei in Wels erkannt hat, dass sie viel zu den Menschen gehen muss. Es hat einige Überzeugung gekostet, ihnen zu sagen, sie müssen Hausbesuche machen – und zwar nicht ein paar wenige sondern viele, viele. Es war Hermann Wimmer der erste, der das gemacht und gesagt hat, er sieht das auch so. Man muss mit den Menschen reden. Wels darf nicht blau werden, das wäre eine Katastrophe. Da sind sie in Klagenfurt ja auch draufgekommen, dass mit einem blauen Bürgermeister kein Staat zu machen ist, dass der viel versprochen und nichts gehalten hat. Und jetzt ist ja Gott sei Dank wieder eine Sozialdemokratin in Klagenfurt Bürgermeisterin. Und es wäre ewig schade, wenn man Wels hier den Populisten ausliefern würde.

"Besch...eidene Zukunft der Jungen in Kärnten"

Die FPÖ bläst ja auch in Linz zur Attacke und spricht wegen des SWAP-Debakels von „Casino-Sozialisten“. Wie kann die SPÖ dieses Problem den Menschen erklären?
Bürgermeister Klaus Luger hat das klipp und klar gesagt. Es war eine Fehlentscheidung, bei der man als Politiker eine falsche Einschätzung gehabt hat – die aber nachvollziehbar ist, aus meiner Sicht. Es gibt in vielen anderen Gemeinden Ähnliches. Auch die Landesbeamten haben den Gemeinden – und ich kann das auch beweisen – nahegelegt, sie sollten in solche Anlageformen gehen, weil das einfach was bringe. Was mich ärgert, oder es belustigt mich ja schon fast: Wenn man von der blauen Seite einen Casino-Sozialismus vorgeworfen bekommt, wenn ich mir ansehe, was die Kärnten aufgeführt haben. Dort geht es um Milliarden. Ich kann mich schon noch erinnern, wie Jörg Haider die Hunderter verteilt hat und in Inseraten gesagt hat: Er wird die Zukunft der Jungen in Kärnten sichern. Und jetzt sehen wir, wie die Zukunft der Jungen in Kärnten ausschaut: Ganz besch...eiden. Peter Kaiser tut mir leid, weil er jetzt ein Sparprogramm machen muss, das er sich nicht gewünscht hat. Da sollte man zuerst vor der eigenen Türe kehren, bevor man anderen etwas vorwirft. Und im Unterschied zu den Blauen hat Bürgermeister Klaus Luger gesagt: Jawohl, es war ein Fehler und daher werden wir den auch korrigieren und schauen, dass wir das ordentlich über die Bühne bringen. Und Einsicht ist ja der erste Weg zur Besserung, die ja anscheinend nicht bei allen vorhanden ist.

"Oberösterreich-Fonds für Investoren"

Sie haben die Idee einer Wachstumsgesellschaft mit Investmendfonds ins Spiel gebracht – woher soll das Geld für einen solchen Fonds kommen und was soll damit geschehen?
Von denen, die in Oberösterreich international investieren. Es gibt genug, die sagen, sie wollen investieren und investieren in internationale Fonds. Unsere eigene Wirtschaft behauptet immer: Wir sind so gut in Oberösterreich. Dann wäre es doch klug, dass wir das Geld, das wir in Oberösterreich erwirtschaften, auch in jene Firmen reingeben, weil die ja gut funktionieren. Daher war die Idee, einen Anreiz zu schaffen, nicht international anzulegen sondern in den guten oberösterreichischen Firmen, das kommt uns doppelt zu Gute. Das könnte die Standortagentur Business Upper Austria sein, bei der so eine Wachstumsgesellschaft angesiedelt ist, wo aber klar ist, dass wir als Politik im operativen Geschäft nicht mitarbeiten sondern nur dieses Vehikel zur Verfügung stellen. Und die Experten überlegen sich, welche Firmenanteile man da mit hineinnimmt. Am Anfang wird das sicher kritisch beäugt, ob das geht. Aber wenn ich an die AMAG denke, die am Boden gelegen ist und jetzt dabei ist, den Ausstoß zu verdoppeln und einen Boom auslöst, mit solchen Firmen oder KTM, voestalpine, dann kann das interessant sein.

Würden Sie in so einen Oberösterreich-Fonds auch investieren?
Da müsste ich etwas mehr Geld haben. Ich investiere in meine beiden Kinder, die studieren. Das ist sicher ein gutes Investment.

Das heißt, sie halten auch keine Aktien?
Nein.

Kurz gefragt:

Was hat Ihre Mutter immer zu Ihnen gesagt?
Dass ich grad sitzen und ordentlich grüßen soll. Das Grüßen hab ich umgesetzt.

Wer ist ein politisches Vorbild?
Natürlich Bruno Kreisky. Für mich als 17-Jährigen hat er damals sehr überlegt gewirkt, hat niemanden ausgegrenzt und keine großen Sprüche geklopft wie viele heute. Er hat immer akzeptiert, dass es einen linken Flügel gibt, nach dem Motto: Naja, meine SJler dürfen schon was sagen – und hat sie dann immer wieder mit eingebunden. Das Verbindende und Gemeinsame, dass er sich auch Gedanken gemacht hat, dass Bauern eine Pension brauchen. Und viele wahrscheinlich gesagt hätten: Ist nicht unser Klientel, warum machen wir das? Zwentendorf war eine Fehleinschätzung von ihm, die er aber zur Kenntnis genommen hat.

Ihr Lieblingsschimpfwort:
Hab ich keines. Jeder benutzt Schimpfwörter, aber ich hab kein Lieblingsschimpfwort.

Narrisch macht mich:
Nicht leicht was, aber letztendlich Ungerechtigkeit. Wenn man auf Hilflose hinpeckt. Das macht mich narrisch.

Ein Bier trinken würde ich gerne mit:
Helmut Schmidt ist sicher einer, der in Europa eine ganz tragende Rolle in ganz schwierigen Situationen gespielt hat – wenn ich nur an die Geiselnahmen denke, bei denen er Entscheidungen treffen musste. Und wie souverän er war.

Was wollten Sie als Kind von Beruf werden?
In frühester Kindheit wollte ich Tierarzt werden, weil meine Tante einen Bauernhof hatte. Später ging ich in die Hochbau-HTL und wollte lange Architekt werden. Ich habe dann nur gesehen, mit wie wenig Geld mein Bruder studieren musste und natürlich als HTL-Techniker wusste ich, dass ich bald gut verdienen konnte. Aber ich habe den Schritt nie bereut. Architektur war trotzdem immer spannend für mich.

Wie lange wollen Sie Politiker bleiben?
Ich bin jetzt 56 – ich weiß nicht, ob ich das bis 65 mache. Ich mache das, solange ich der Richtige in dieser Funktion bin. Das entscheiden Abstimmungen und Wahlen. Aber ich klammere mich nicht daran an, Politiker sein zu müssen – obwohl es Spaß macht und sehr sehr interessant ist.

Ein Job auf Bundesebene?
Eher nicht, da muss man rechtzeitig einsteigen, braucht eine lange Anlaufphase. Bundespolitik ist sicher noch einmal ein schwierigeres Thema. In den drei Jahren, in denen ich in Oberösterreich unterwegs bin, habe ich mich sehr wohl gefühlt, und ich möchte eigentlich in Oberösterreich bleiben.

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