Festmahl für's Rotwild
Jäger Josef Messner nimmt uns mit zur Fütterung auf 1.300 Meter. Er fordert Winterruhe für seine Schützlinge.
Nach einer langen Fahrt durch den frisch gefallenen Schnee stellt Josef Messner sein Auto ab. Er hat sich einen Weg durch den Neuschnee hinauf auf 1.300 Meter Seehöhe gegraben. Messner steigt aus und blickt sich um: "Das ist mein Arbeitsplatz", sagt Josef Messner stolz. Er steht auf einer Lichtung. Der Wald, der sie umgibt, ist von Schnee bedeckt. Die Sonne schafft es gerade über die Berggipfel und bestrahlt den Platz, auf dem 80 Stück Rotwild bald fressen werden.
Hunger kennt keine Feiertage
Josef Messner ist Berufsjäger im Pongau. Er betreut ein Gebiet von 2.000 Hektar. Im Winter ist seine Hauptaufgabe das Wild zu füttern, damit es gut durch die kalte Jahreszeit kommt. Täglich fährt er seine zwei Fütterungsplätze auf 1.700 und 1.300 Metern Höhe an – "und das bei jedem Wetter. Auch Sonn- und Feiertage gibt es für mich nicht", erzählt der Jäger, "Dafür habe ich den schönsten Arbeitsplatz der Welt – den Wald." Immer zur selben Zeit füllt Messner die Futterhütten mit Heu und die Tröge mit Silo für die 80 Stück Rotwild auf. "Ideal ist, wenn den Tieren im Winter dasselbe gefüttert wird, was sie auch im Sommer fressen", weiß der Jäger. Seit 15 Jahren ist er für dieses Revier zuständig.
Begrenzter Lebensraum
Während Messner seine anstrengende Arbeit fortsetzt, erzählt er, warum das Füttern im Winter notwendig geworden ist: "Im Winter würden die Tiere junge Bäume und Baumrinde fressen. Das führt zu Schäden und Ausfällen im Wald. Durch die Besiedelung des Menschen, die Bewirtschaftung des Waldes und die touristische Nutzung der Berge bleibt den Tieren nur ein sehr begrenzter Raum zum Leben. Im Winter, wo die Nahrung knapp ist, sind die jungen Bäume und die Baumrinde ihre einziges Fressen. Fütterungen sind daher notwendig geworden", erklärt Messner. Während das Rotwild im Sommer in einem Gebiet von bis zu 50 Quadratkilometern unterwegs ist, hält es sich in der kalten Jahreszeit nur 200 Meter um den Futterplatz herum auf.
Wild braucht Winterruhe
Messner hat "angerichtet". Er blickt den steilen Hang hinauf. "Da oben stehen schon die ersten Hirsche", zeigt er mit dem Finger in den Wald hinein. Neugierig blicken die Tiere herab, rühren sich aber nicht. "Sie können Besucher riechen. Jetzt ziehen wir uns besser zurück." Am Dach des Stallgebäudes macht er es sich in seinem "Beobachtungs-Hütterl" bequem. Kaum hat er Platz genommen, kommen die ersten Tiere zum Fressen. "Ein idealer Futterplatz ist sonnig und ruhig, hat eine Wasserquelle und ist für Wintersportler uninteressant. Sie stören die Tiere nämlich am meisten", flüstert Josef Messner, denn das Rotwild hört ausgezeichnet.
Eindringen kostet Leben
"Trotz Warntafeln stören Tourengeher und Wanderer das Wild in seiner Winterruhe. Die aufgeschreckten Tiere laufen um ihr Leben und verbrauchen dabei notwendige Energie zum Überwintern. Unbedachtes Eindringen in ihr Gebiet kann den Tieren das Leben kosten", weiß der Jäger. Mittlerweile sind 80 Hirsche, Hirschkühe und -kälber am Futterplatz angekommen. Sie fressen, vertreiben, zanken und jagen sich. Ein beeindruckendes Schauspiel.
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