Bauen und Wohnen
Preistreiber will man im Lungau verschrecken
Im Regionalverband Lungau setzt man derzeit auf Baulandsicherungsmodelle, auf "klare Regeln für Bauträger" und auf "hohe" Zweitwohnsitz-Abgaben. So will man die Preise für Bauland und Wohnraum drücken.
LUNGAU, ST. MICHAEL. Lungaus Gemeinden versuchen bei der Quadratmeter-Preisentwicklung bei Baugrundstücken auf die Bremse zu drücken: Baulandsicherungsmodelle in den Ortschaften sollen Abhilfe schaffen. Darüber haben wir von den RegionalMedien Salzburg bereits vor knapp einem halben Jahr berichtet.
Chalets und Bettenburgen sieht man kritsch
Im Regionalverband, wo kommunale Spitzenpolitiker aus allen 15 Orten des Lungaus vertreten sind, beschäftigt man sich derzeit intensiv mit dem Thema, wie uns Regionalverbandsobmann Manfred Sampl (ÖVP) erst jüngst zu verstehen gab; vor allem preistreibende Zweitwohnsitze wolle man verhindern; Spekulanten wolle man "verschrecken". "Generell kritisch" betrachte man Chalets sowie "neue Bettenburgen von internationalen Investoren"; die Weiterentwicklung heimischer Familienbetriebe "will man jedoch unterstützen".
Baulandsicherungsmodelle für Einheimische würden zwar noch nicht alle Gemeinden anbieten, allerdings nicht, weil sie dies nicht wollten, sondern vor allem deshalb nicht, weil nicht in jeder Kommune sofort Baugrund dafür zur Verfügung stehe, wie der Regionalverbandsobmann hinwies. Zwölf der 15 Gemeinden setzen laut Sampl aber bereits Modelle um beziehungsweise haben schon konkrete Pläne, die mittelfristig realisiert werden sollen.
Zum Beispiel in St. Michael:
Manfred Sampl führt als Beispiel St. Michael an, wo er selber der Bürgermeister ist. Dort stehen in einem 2020 präsentierten Baulandsicherungsmodell, hinter dem laut Sampl die Gemeindevertretung geschlossen steht, 22 "leistbare Baugründe" zur Verfügung, zwölf davon seien bereits vergeben, zehn seien noch zu haben. "Dabei werden – und das gilt für alle diese Modelle im Lungau – Einheimische klar bevorzugt. Bei der Vergabe gibt es strenge Richtlinien", betonte Manfred Sampl, "Bauträger und touristische Projekte sind vornherein ausgeschlossen, sie können dieses durch eine Kommune gesicherte Bauland nicht kaufen." Besagte Grundstücke sind – so Sampl – vollständig aufgeschlossen – auch mit Internetzugang bis zur Grundstücksgrenze; die Gemeinden verstehen sich als "verlässliche Verkäufer und Partner junger Häuselbauer", eine Makler-Vermittlungsprovision entfalle, wie Manfred Sampl ergänzend erklärte.
Für ihr Baulandsicherungsmodell, bei dem sich der Quadratmeterpreis zwischen 105 und 115 Euro bewegt, hat die Gemeinde St. Michael – um bei diesem Beispiel aus dem Lungau zu bleiben – ein paar Vorgaben aufgestellt, die im Folgenden auszugsweise und im Groben aufgelistet sind:
- Kaufen dürfen nur Einheimischen oder Rückkehrende in den Lungau ohne Haus-, Baugrundstück- oder Wohnungseigentum über 90 m2.
- Nur ein Grund pro Bewerber.
- Einkommensgrenzen gemäß Salzburger Wohnbauförderungsgesetz dürfen nicht überschritten werden.
- Der Grunderwerb muss zum Zwecke der Errichtung eines Hauptwohnsitz-Objektes für den dauerhaften Wohnbedarf der Antragsteller samt Familie erfolgen.
- Mit dem Bau des Objektes ist innerhalb von drei Jahren zu beginnen. Die Fertigstellung hat innerhalb von vier Jahren zu erfolgen.
"Klare Regeln für Bauträger"
Parallel zu den Baulandsicherungsmodellen stellen die Gemeinden im Lungau laut Sampl "klare Regeln und Vorgaben für Projekte von Bauträgern" auf. Er schildert ein weiteres Beispiel bei sich im Ort: "Derzeit entstehen 15 Wohnungen im oberen Markt. Verbindliche Vorgabe der Gemeinde im Rahmen der Baubewilligung ist, dass von den insgesamt 15 errichteten Wohnungen acht Wohnungen als Mietwohnungen zu den gesetzlich vorgegebenen Wohnbauförderungskonditionen zur Verfügung stehen müssen; und das Vergaberecht dieser Mietwohnungen hat die Gemeinde."
"Hohe Zweiwohnsitz-Abgaben"
Zudem versuche man durch "hohe Abgaben" Spekulanten und Zweitwohnsitznutzer abzuschrecken. Sampl führt abermals als Beispiel seine Heimatgemeinde an: "Für eine als Zweiwohnsitz genutzte 70 Quadratmeter große Wohnung fallen jedes Jahr 912 Euro zusätzliche Abgaben an, die ein Hauptwohnsitz nicht zu leisten hat. Damit wollen wir Zweitwohnsitze möglichst teuer und unattraktiv machen", sagte Manfred Sampl. "Die Kluft zwischen Wohlhabenden, die sich überdurchschnittlich viel leisten können und jenen, die sich jeden Tag nach der Decke strecken müssen geht auseinander. Ein Ausgleich ist dringend notwendig", meinte Manfred Sampl, wohlwissend, dass das Thema den Regionalverband Lungau – und vermutlich nicht nur den – wahrscheinlich noch längere Zeit beschäftigen wird, denn die Preisspirale dreht sich wohl noch weiter.
Zum Thema bei uns nachlesbar:
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