Zu Gast im Burgenland
Bundesminister Totschnig und ÖVP-Landesparteiobmann Sagartz im Gespräch
Norbert Totschnig, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft in Österreich, war am Montag zu Besuch im Bezirk Mattersburg, im Burgenland. MeinBezirk.at hat sich mit dem Minister und mit dem ÖVP-Landesparteiobmann Christian Sagartz getroffen, um mit ihnen über das Vollspaltenboden-Verbot, die angekündigte Landes-Molkerei und über geplante Maßnahmen zur Unterstützung der LandwirtInnen zu sprechen.
Wie ist die Entwicklung von Bio-Produkten und konventionellen Produkten in Österreich? Und wie sieht es im Burgenland im Vergleich zum ganzen Land aus? Laut FPÖ-Landesparteiobmann Alexander Petschnig ist die Tendenz zu Bio-Produkten rückläufig.
Norbert Totschnig: Im Konsum, österreichweit, haben wir derzeit einen Rückgang von 11,5 Prozent auf 10,5 Prozent. Aber wir sind im langjährigen Vergleich relativ stabil auf dieser Ebene. Es hat natürlich mit der Inflation zu tun, weil die Preissensibilität bei den Konsumentinnen und Konsumenten gestiegen ist. Trotzdem können wir sagen, dass wir eine große Treue sehen bei den Konsumentinnen und Konsumenten in Richtung Bio-Produkte. Das hat auch mit der Werthaltung der Konsumentinnen und Konsumenten zu tun. Einfach weil Tierwohl, Nachhaltigkeit und Gesundheitsaspekte sehr stark verankert sind. Und unser Ziel, mit Blick in die Zukunft, ist Bio weiter auszubauen. Da gibt es das Bio-Aktionsprogramm, auf 30 Prozent Produktion was die Fläche betrifft bis 2027. Das heißt wir wollen den Sektor weiter unterstützen, dass er sich am Markt weiter erfolgreich positionieren kann. Österreich ist Bio-Weltmeister mit 27 Prozent biologisch bewirtschafteter Fläche. Dank unseres Agrar-Umweltprogramm und auch im Bereich der biologischen Landwirtschaft. Das muss man immer wieder betonen. Wir sind an der Spitze und wollen immer besser werden.
Christian Sagartz: Und was wir politisch nicht wollen: Dass man die Bäuerinnen und Bauern spaltet. Und die SPÖ im Burgenland versucht das Thema biologische Landwirtschaft dazu zu nutzen, um politisches Kleingeld zu wechseln. Wir glauben, dass für alle Platz sein muss, insbesondere für den Regionalitätsgedanken. Wir unterstützen sowohl biologisch, als auch konventionell produzierende Landwirtinnen und Landwirte. Und das ist unser Vorwurf, dass der Landeshauptmann hier mit zweierlei Maß misst. Wir unterstützen alle im Absatz. Wir bekennen uns zu einer bunten Landschaft, auch zu einer bunten Landwirtschaft und nicht zu einem Bio-Zwang. Das wollen wir weder in unseren Kindergärten, noch in Volksschulen und schon garnicht für die Konsumentinnen und Konsumenten.
Wie geht es den LandwirtInnen im Burgenland? Vor allem in Hinblick auf das bevorstehenden Vollspaltenboden-Verbot. Einige Bauern befürchten, dass vor allem GastronomInnen dann auf Fleisch aus dem Ausland zurückgreifen werden. Wird es diesbezüglich Maßnahmen seitens des Ministeriums geben um dies zu verhindern?
Norbert Totschnig: Im Neubau und Umbau ist der Vollspaltenboden seit 1. Jänner 2023 verboten. Uns ist wichtig, dass die Bäuerinnen und Bauern mit dieser Weiterentwicklung im Bereich des Tierwohls mithalten können. Deswegen gibt es Investitionsförderungen, die wir mit dem letzten Budget noch zusätzlich aufgestockt haben. Und wir brauchen zum Zweiten Planungssicherheit, damit die Betriebe umstellen können. Das sind enorme Investitionen, die da getätigt wurden. Und wir wissen es gelingt nur wirklich etwas für das Tierwohl zu tun, wenn es auch gelingt die ProduzentInnen und Bäuerinnen und Bauern mitzunehmen, sonst kommt es einfach zu einer Substitution der Produkte im Regal und im Einkauf. Und das nützt niemand. Es nützt nicht dem Tierwohl, nicht den Bäuerinnen und Bauern und auch nicht den Konsumentinnen und Konsumenten. Da wird billiges Fleisch aus niedrigem Standard importiert. Uns muss es gelingen hier die bäuerlichen ProduzentInnen mitzunehmen und das ist unser Ziel in den Verhandlungen die bereits laufen. Und wir wollen noch einen Abschluss erzielen noch in dieser Legislaturperiode.
Hans Peter Doskozil möchte eine Molkerei für das Burgenland. Sie soll den heimischen Milchbauern mehr Marktsicherheit bieten und Bio-Anreize bieten. Von der FPÖ, der ÖVP und GRÜNE hagelte es Kritik. Wie sehen Sie das?
Christian Sagartz: Nachdem das Land Burgenland jetzt in das Sekt-Geschäft eingestiegen ist, folgt jetzt das Milch-Geschäft. Es ist wieder einmal konzeptlos etwas angekündigt worden mit keinerlei Substanz dahinter. Diese Ankündigung, Show-Politik, bringt halt niemanden etwas. Und es wäre besser, wenn man das gemeinsam in der Landwirtschaftskammer und den bäuerlichen VertreterInnen ein Konzept erarbeiten würde. Und nicht einfach aus dem Nichts eine Idee aus dem Hut zaubern und sagt, wir brauchen jetzt eine eigenen Landes-Molkerei. Am Schluss bleibt wieder der burgenländische Steuerzahler über, weil die werden dann das Risiko tragen, wenn das Geschäft nicht funktioniert. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass da ein nachhaltiges, schlüssiges und überlegtes Konzept dahintersteckt. Aber da bin ich mit meiner Kritik nicht alleine. Die Grünen und die Blauen sehen das Ähnlich - eine weitere Episode der Einkaufstour des Landeshauptmanns.
Norbert Totschnig: Der Milch-Markt ist ein sehr hart umkämpfter Markt. Wir haben Genossenschaften in Österreich, die es geschafft haben in den letzten Jahrzehnten sich im Markt zu behaupten und durchzusetzen. Die Voraussetzung, dass man entsprechende Bio-Milchpreise zahlen kann, sind starke Molkereien. Also wir brauchen fitte und starke Molkereien, die Leistung erbringen können und eine Verstaatlichung hilft uns hier sicher nicht weiter, ganz im Gegenteil. Das ist aus meiner Sicht nicht der richtige Ansatz. Starke Molkereien, die am Ende auch den Bäuerinnen und Bauern auch einen entsprechenden Milchpreis auszahlen können.
Christian Sagartz: Der Landeshauptmann könnte das Geld, das er in die Hand nehmen möchte für die Landes-Molkerei, den Betrieben direkt zukommen lassen. Könnte eine Förderschiene aufbauen und die biologischen und konventionellen wirtschaftlichen Betriebe unterstützen. Das wäre jedenfalls produktiver und ein besser angelegtes Geld als eine eigene Molkerei aufzuziehen. Wenn man sie schon unterstützen möchte, sollte man für die burgenländische Milchwirtschaft etwas tun.
Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit bei der Förderung von regionalem Essen?
Christian Sagartz: Wir waren heute bei mehreren Betrieben, die meisten davon sind über Generationen geführt. Nachhaltigkeit heißt bei uns alleine schon durch die Familienbetriebe, dass man bei uns an die nächste Generation denkt. Und das man auf bestehenden Aufbauen kann. Deshalb ist Nachhaltigkeit bei uns in Österreich und im Burgenland ein Natur gegebenesThema. Wenn es einen Agrar-Konzern gibt mit mehreren hunderten Angestellten und tausenden Hektar Bewirtschaftung, dann ist das eben etwas anderes. So etwas gibt es in Österreich nicht, darauf können wir stolz sein. Und die Familienlandwirtschaft die wir noch immer als Grundstruktur haben, ist der Garant dafür, dass Nachhaltig gewirtschaftet wird, über Generationen gedacht wird und Enkel-fitte Lösungen gesucht werden. Das haben wir heute an mehreren Beispielen sehen können.
Verursachen die Ernteausfälle einen großen wirtschaftlichen Schaden oder kompensieren andere Lebensmittel welche mit beispielsweise der Trockenheit gut auskommen, den verursachten Schaden?
Norbert Totschnig: In Österreich sind wir bei ca. 250 Millionen Euro Schaden, den die österreichische Hagelversicherung meldet. Wir spüren natürlich den Klimawandel, nicht nur in der Landwirtschaft, auch in der Forstwirtschaft, da sehen wir große Schäden im Wald. Bis zu 40 Prozent des jährlichen Einschlages ist Schadholz. Und deshalb war uns wichtig, dass wir mit dem Waldfond ein Instrument zur Verfügung stellen, um die Bäuerinnen und Bauern dabei zu begleiten ihre Wälder weiterentwickeln in Richtung klimafitte Wälder. Zum zweiten investieren wir in die Verwendung von Holz und Holzbau, um sozusagen einen zweiten Wald zu schaffen, Kohlenstoff zu binden und eine Absatzperspektive für Waldbäuerinnen und -bauern zu ermöglichen.
Christian Sagartz: Und die Volkspartei sieht die LandwirtInnen einen Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Und nicht so wie andere Parteien nach dem Florianiprinzip - Hauptsache die Schlagzeile passt und ich binde wo anders einen gesellschaftlichen Konflikt an. Wir wissen, dass unsere LandwirtInnen, da können wir wieder auf das Nachhaltigkeit-Thema zurückkommen, sich schon deswegen gegen den Klimawandel rüsten, weil sie in Generationen denken. Und das trifft auf wenige Berufsgruppen so intensiv zu, wie auf die Landwirtschaft.
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