Autobahn-Müll: Melk wird zu "Klein-Neapel"
Keine 200 Meter vom Wirtschaftshof der Stadtgemeinde entfernt herrschen "italienische Müllverhältnisse".
MELK. "Es ist schon erschreckend, was hier alles rumliegt", so Johannes "Joe" Kadla vom Gemeindeverband für Umweltschutz (GVU) Melk. Bei der Begehung des Bürgertalwegs in Melk (gegenüber der Autobahnauffahrt Richtung Wien gelegen) sticht dem Abfallberater vor allem die Menge an achtlos weggeschmissenem Haushaltsmüll – allem voran Reste alkoholischer Getränke – ins Auge.
Kleinmüll und Chemikalien
Aber nicht nur das: Neben zahlreichen leeren Bierdosen, Plastikflaschen und sonstigem Kleinmüll finden sich im Gestrüpp neben dem Weg auch zwei große Kanister, verpackt in schwarze Plastikfolie.
Bei näherer Begutachtung kann Kadla, zusammen mit BEZIRKSBLÄTTER-Redakteur Michael Hairer, Behälter für Chemikalien ausmachen – einer davon noch zur Hälfte gefüllt und mit dem Warnsymbol "Danger" (= Englisch für "Gefahr") gekennzeichnet. "Wenn man so eine Größenmenge als Privatperson findet, ist es am besten sofort den GVU-Melk zu verständigen (Tel. 02755/2652)", meint der Experte.
Auch ein in Teile gebrochenes, aber vollständiges Autokennzeichen britischer Herkunft konnte bei der Müllsuche sichergestellt und den Beamten der Polizei Melk übergeben werden.
Frage nach Müll-Täter(n)
Wer den ganzen Müll dort illegal entsorgt hat, ist laut Kadla schwer bis unmöglich nachzuweisen. "Es handelt sich dabei meist um Nacht- und Nebelaktionen", so der 35-Jährige.
Aufgrund der naheliegenden Autobahnzu- und abfahrten nutzen viele durchreisende Lkws den Bürgertalweg immer wieder als Nacht-Stellplatz, wie die Polizei Melk bestätigt. Entsorgungsbehälter oder Mistkübel selbst sind keine installiert.
Problem für Gemeinden
Zieht man die Entwicklung des Schwerverkehrs (Kfz über 3,5 Tonnen) heran, so ist dieser laut ASFiNAG auf Österreichs Autobahnen im Jahr 2017 um 3,4% gestiegen. Für die entlang der Autobahn liegenden Gemeinden wird das Problem illegaler Müllablagerungen in Zukunft somit nicht kleiner.
Das weiß auch Kadla, der sehr auf das Umweltbewusstsein seiner Mitbürger setzt: "Im Frühjahr finden wieder die freiwilligen Frühjahrsputze statt. Es braucht unser aller Hilfe, um gegen das Müllproblem vorzugehen."
Kein einfaches Unterfangen, wer um die Putz-Freiwilligkeit in Melk Bescheid weiß.
KOMMENTAR DES REDAKTEURS:
Autobahn-Müll: Jetzt ist die Politik gefragt
Die Melker Gemeinden entlang der Westautobahn haben es nicht leicht. Nicht nur, dass deren Bewohner täglich 24 Stunden lang einem monotonen und lauten Verkehrsgeräusch ausgesetzt sind, oder deren Gesundheit aufgrund von Abgas-Schadstoffen wie Kohlenmonoxid, Stickoxiden oder Rußpartikel gefährdet ist – jetzt kommt auch noch illegal abgelagerter "Gift-Müll" (siehe Seiten 4/5) hinzu.
Ein Fingerzeig in Richtung Lokalpolitik, die unbedingt handeln muss. Denn laut ASFiNAG nimmt der rollende Schwerverkehr auf Österreichs Autobahnen zu. Und damit auch das Müllproblem.
Was aber tun, um unsere Umwelt – allen voran unser Grundwasser – vor der Gefahr des liegengelassenen Mülls zu schützen? Ein erster gemeinsamer Schritt kann die Teilnahme an ehrenamtlichen "Stopp Littering"-Aktionen sein. Auch wenn es nicht unser Müll ist, ist es doch unsere Verantwortung! Und wenn sich nur halb so viele freiwillige "Müll-Aushilfskräfte" beim nächsten Frühjahrsputz finden wie Wahlkampfhelfer vor der Landtagswahl, dann steht einem sauberen Melk auf Dauer nichts mehr im Wege – trotz Autobahn.
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