Bezirk Mistelbach
Bauer sucht Einkommen
In Deutschland fahren die Traktoren auf und auch in Österreich macht sich Unmut unter den Bauern breit.
BEZIRK MISTELBACH. Wenn der launige Landwirt Luis über saftige Wiesen streift und die bildhübsche Bäuerin Babsi sich beim Sekt-Picknick im Heu tummelt, könnte man meinen es gäbe keinen besseren Beruf auf Erden. Doch so idyllisch wie bei "Bauer sucht Frau" ist das Leben am Hof selten.
Zwischen Förderanträgen und Kontrollen reiben sich die Landwirte bei der Suche nach Saisonarbeitskräften und steigenden Produktionskosten auf. All das bei zumeist schwindelerregend niedrigen Preisen, die sie am Ende eines arbeitsreichen Jahres überwiesen bekommen. Von zunehmend schwieriger werdenden Arbeitsbedingungen, ausgelöst durch Wetterextreme, gar nicht zu reden. Manchmal reicht eine halbe Stunde aus, um die Ernte im Hagelsturm untergehen zu sehen.
Deutsche Proteste
In Deutschland machen die Bauern ihrem Unmut derzeit lautstark und medienwirksam Luft, wobei sie die eine oder andere Grenze demokratischen Protests überschreiten. Hierzulande regt sich ebenfalls der Ärger. Binnen kürzester Zeit war die maximale Mitgliederanzahl der Whats App Gruppe "Mir reichts" überschritten. In anderen Foren wird bereits zur Fahrt nach Wien am 19. Jänner geworben.
"Die Zufriedenheit allgemein war schon mal besser", bestätigt auch der Poysdorfer Landwirt Michael Schuckert, auch wenn er einer Demo, wie der "Fahrt nach Wien" im Moment wenig abgewinnen kann. Der Absolvent des Franciso Josephinums in Wieselburg rechnete bereits in seinem Maturajahr 2008 die Wirtschaftlichkeit seines Betriebs durch: "Keiner in meiner Klasse kam auf eine Null. Schon damals haben wir von der Substanz gezehrt." Für ihn ist eines ganz klar: "Bauern sind nicht scharf auf Subventionen, lieber ist uns ein fairer Preis."
Petition statt Aktionismus
Mistelbachs Bezirksbauernkammer-Obmann Roman Bayer fängt mit dieser Form des Protests wenig an: "Wir haben unsere Forderungen bereits im Frühling mit einer Petition weinviertelweit unterstrichen. In kürzester Zeit haben über 1.200 Mistelbacherinnen und Mistelbacher unterschrieben." Erste Erfolge sieht er in der Inflationsanpassung der Agrarzahlungen.
Nichts desto trotz sieht auch Bayer die Herausforderungen für die Landwirte im Moment: Die Rohstoffpreise sind gefallen, so dass man im konventionellen Bereich mit mehr Auflagen gerade auf eine Null kommt. Im Bio-Sektor ist die Situation noch deutlich dramatischer. Auch steigende Lohnkosten über zehn Prozent setzen den Bauern zu. "Der Unmut ist verständlich, wenn man bei mehr Aufwand weniger Geld bekommt", kennt der Kammerfunktionär die Probleme.
Getreide-Siegel
Roman Bayer hofft eine eine Preisstabilisierung am Getreidesektor. Ab der kommenden Ernte 2024 soll ein eigenes AMA Gütesiegel für in Österreich gewachsenes und verarbeitetes Getreide die Herkunft sichtbarer machen. "Wir haben Produkte mit hohen Qualitätsstandards, die wir derzeit exportieren, statt sie im eigenen Land zu konsumieren", erklärt der Obmann.
Die Äcker werden auch in Zukunft bestellt werden. Was bleibt ist nur die Frage, ob sich die kleinstrukturierte Landwirtschaft gegen Agrarkonzerne durchsetzen beziehungsweise eine Koexistenz möglich sein wird.
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