Erinnerung an Herta Reich

von Alexander Schein

Maria Rath, geb. Winkler, besuchte gemeinsam mit Herta Reich, geb. Eisler, die Volksschule und Hauptschule in Mürzzuschlag. Die beiden im Jahr 1917 geborenen Mädchen sollten nach fünf Jahren Volksschule in die dreijährige Bürgerschule wechseln. Doch durch die Einführung der Hauptschule 1927 gehörten sie zu den ersten, die diese neue Schulform in Österreich besuchten. Maria Rath hat ihre Kollegin als sportlich, sehr schlank und etwas ernst in Erinnerung.

Nachhilfe

Nach der Hauptschule maturierte Maria Rath 1936 an der Lehrerbildungsanstalt der Schulschwestern in Eggenberg bei Graz. In der darauffolgenden Zeit war es für sie unmöglich, eine Anstellung zu bekommen. Also wohnte sie wieder bei den Eltern in der Eisenbahnersiedlung der Donau-Save-Adria-Gesellschaft. Sie gab den Nachbarskindern Nachhilfeunterricht und verlangte nur wenig dafür. Ihre Mutter kaufte immer im Geschäft der Familie Eisler Wolle. Frau Eisler fragte sie, ob Maria ihrer jüngeren Tochter Lilly Nachhilfe geben könnte. Maria Rath vermutet, dass Frau Eisler sie vor allem finanziell unterstützen wollte, denn Lilly war keine schlechte Schülerin. Maria lernte also mit Lilly regelmäßig in der Wohnung der Familie Eisler. Sie erhielt dafür so viel Lohn, wie sie als fertig ausgebildete Lehrerin verlangen durfte. Außerdem bekam sie Kuchen und Bonbons, für sie etwas ganz Besonderes.

Trennung

Erst unter den Nationalsozialisten 1938 erhielt Maria Rath ihre erste Anstellung. Während Familie Eisler flüchtete, unterrichtete sie unter anderem in der Stanz. Lilly starb auf der Flucht im Jahr 1940. Nach dem Krieg war Maria Rath kurz an der Mürzzuschlager Volksschule angestellt und wurde auch nach Wartberg, Mitterdorf und an die Hauptschule Kindberg versetzt. Die meiste Zeit aber unterrichtete sie an der Kindberger Volksschule – bis zur Pensionierung 1977. Ihre ältesten Schüler sind heute bereits über 80 Jahre alt. Sie wohnt mit 96 Jahren noch in der eigenen Wohnung in Kindbergdörfl.