Zeichen gegen Vergessen
In Mürzzuschlag wurde eine Gasse auf den Namen der ehem. jüdischen Geschäftsleute Haas umbenannt.
Die Stadt Mürzzuschlag vollzog nach einer vorausgegangenen Gemeinderatsdebatte in der Vorwoche die Umbenennung der Kernstockgasse in Haasgasse. Dem bisherigen Namensträger, Dichter Ottokar Kernstock (1848 - 1928) wird nationalsozialistisches Gedankengut nachgesagt. Nach Eingaben von verschiedenen Seiten kam man überein, die Gasse nach dem ehemaligen in Mürzzuschlag bis 1938 lebenden und 1942 ermordeten jüdischen Geschäftsehepaar Karoline und Franz Haas umzubenennen.
Bgm. Karl Rudischer konnte zum Festakt Familienangehörige und die beiden Enkel, Susanna Schenk und Miriam Haas, Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde Graz und Oberrabbiner Schlomo Hofmeister sowie weitere Ehrengäste begrüßen.
Beide Enkel zeichneten den Gang ihrer Großeltern nach. "Unsere Großeltern, die anerkannte Bürger waren, verband auch eine Freundschaft mit der gleichfalls in Mürzzuschlag wohnhaften jüdischen Familie Eisler-Reich." Vor fünf Jahren setzte das Bundesgymnasium gemeinsam mit der Stadt ein Zeichen gegen das Vergessen. Die Schule wurde nach dem Namen der Tochter von Eisler in "Herta Reich Gymnasium" umbenannt. "Unser Großvater, Franz Haas, und Ignaz Eisler wurden in der Reichspogromnacht 1938 nach Dachau gebracht, dort musste unser Großvater so lange nackt im Freien stehen, bis er den freiwilligen Verkauf seines Hauses und die Liquidierung des Geschäftes unterschrieben hatte." Miriam Haas: "Als uns ein amtlicher Weg in das Bürgerbüro der Stadtgemeinde führte - wir besitzen noch eine Wohnung im Haus der Großeltern - sagte man uns ein freundliches ’Herzlich willkommen’, das tat gut."
Heinz Veitschegger>
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.